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Pixum Super Cup bietet großartigen Handball

Meister Kiel gewinnt erst nach Siebenmeterwerfen

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Der Pixum Super Cup 2023 hat alle Erwartungen übertroffen. Die Spieler genossen die großartige Atmosphäre, die Begegnung zwischen Meister THW Kiel und Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen blieb bis zum Siebenmeter-Werfen unglaublich spannend, obwohl sich der THW zwischendurch einmal mit drei Toren und die Löwen kurz vor dem Ende mit zwei Toren abgesetzt hatten. Am Ende siegte der leichte Favorit aus dem Norden trotz der größeren Fangemeinde, die die Löwen aus der Gegend zwischen Mannheim und Heidelberg mitgebracht hatten mit 37:36 nach Siebenmeterwerfen. Das war ein absolutes Handball-Spektakel – das in Düsseldorf großartige Werbung für diesen Sport gemacht hat.

Die Stimmung im mit 9.620 Zuschauern überaus gut besetzten PSD BANK DOME war schon weit vor Beginn der eigentlichen Handball-Show auf einem Höhepunkt angekommen. Die Opening-Show und die Mannschaftsvorstellung hatte schon etwas ganz Besonderes. Da beide Teams fast mit Bestbesetzung ins Spiel gingen, war alles für ein großes Spiel bereitet. Bei den Rhein Neckar Löwen fehlten allerdings Uwe Gensheimer (Knieverletzung) und Ole Forsell Schefert, die Kieler mussten auf Steffen Weinhold verzichten. Auf der Tribüne saßen dafür viele Altstars des deutschen Handballs, angeführt von Torwartlegende Andreas „Hexer“ Thiel.

Sehr ausgeglichen startete das Spiel der beiden Titelträger des vergangenen Jahres. Kiel legte erst einmal vor, die Löwen zogen aber jeweils nach. Der Spieler, der das Match in den ersten 20 Minuten prägte, war Harald Reinkind. Der rechte Rückraum der Kieler war von den Löwen einfach nicht aufzuhalten. Sechs Treffer erzielte der lange Norweger in dieser Phase mit unglaublicher Sprung- und Wurfkraft. Der Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft, Juri Knorr, versuchte auf der anderen Seite mit verwandelten Siebenmeter-Würfen dagegen zu halten. 

Mit 12:9 hatten sich Kieler plötzlich abgesetzt, weil sich ihr Torhüter Tomas Mrkva steigerte und ein Klasse-Spiel machte und dabei zunächst seinen Gegenüber David Späth ausstach. Auch Patrick Wiencek hatte plötzlich seinen Rhythmus gefunden. Der bärenstarke Kreisläufer sorgte mit seinen Toren dafür, dass der THW dann mit drei Toren vorne lag. Dann aber trafen die Außen der Rhein Neckar Löwen, weil es in der Mitte kein Durchkommen mehr gab. Vor allem Partick Groetzki war damit erfolgreich, der zur Pause bereits fünf Treffer erzielt hatte. Auch sein Pendant auf der anderen Seite, Lion Zacharias, traf in dieser Phase zweimal. Am meisten gefeiert wurde aber das Tor zum 16:16-Pausenstand, als Groetzki das offene Tor sah und von der eigenen Freiwurflinie traf. Doch nur der Glanzparade von David Späth hatte es der Pokalsieger zu verdanken, dass er mit einem Remis in die Pause ging.

Das Spiel hatte auch nach Pause ein unglaubliches Tempo zu bieten, obwohl beide Teams gerade noch in der letzten Phase der Vorbereitung auf die neue Saison stecken. Aber das zeigte auch, wie ernst der THW und die Löwen diesen Kampf um den ersten Titel der Saison nahmen.

Kreisläufer auf beiden Seiten zeigen ihr Können

Vor allem die Kreisläufer konnten in der ersten Phase der zweiten Hälfte dem Spiel ihren Stempel aufdrücken. Und Patrick Wiencek und Jannik Kohlbacher sind im deutschen Handball auch keine Unbekannten und konnten sich immer wieder dank ihrer körperlichen Präsenz durchsetzen. Es machte einen Riesenspaß, dieser Auseinandersetzung von zwei Mannschaften zuzusehen, die nicht nur zur Spitze des deutschen Handballs zählen, sondern auch weltweit zu den besten Teams gehören.

Das Spiel blieb nicht nur hochklassig, sondern die Zuschauer fühlten auch die Spannung, die immer wieder hochgehalten wurde durch die großartigen Leistungen beider Torhüter, die sich noch einmal gegenüber der ersten Hälfte zu steigern wussten und teilweise unglaubliche Reaktionen zeigten. Kiels Kapitän Nicola Bilyk legte dann einen Zwischenspurt ein und traf für den THW vier Mal in Folge. Trotzdem stand es zehn Minuten vor dem Ende 27:27, ehe dann mal wieder Harald Reinkind traf.

Spannung pur im PSD BANK DOME. Foto: Kenny Beele

Nach und nach ließen dann aber etwas die Kräfte und die Konzentration nach, ohne dass dies dem Spiel schadete. Erstmals gingen dann die Rhein-Neckar Löwen 30:29 in Führung – durch Jannik Kohlbacher. Jetzt konnte der Pokalsieger also vorlegen, nachdem sonst immer die Kieler vorne gelegen hatten – meist aber nur mit einem Tor. Drei Minuten vor dem Ende stand es 31:31, keiner im großartig mitgehenden PSD BANK DOME hätte den Sieger in dieser Phase mit Sicherheit voraussagen können. Es blieb bis zur letzten Sekunde spannend, denn ein Unentschieden konnte es nicht geben. Ein Sieger im Pixum Super Cup wurde schließlich gesucht.

War es eine Vorentscheidung, dass Wiencek zwei Minuten vor dem Ende gegen den klasse reagierenden Späth im Löwen-Tor vergab? Kohlbacher traf und der Außenseiter lag mit 33:31 vorne. Doch im nächsten Angriff machte es Wiencek besser und verkürzte. Kiel eroberte den Ball zurück und holte erneut durch Wiencek einen Siebenmeter heraus. Der Halle tobte, als Joel Birlehm, der dazu ins Tor gekommen war, eine Minute vor dem Ende den Siebenmeter für die Löwen abwehrte. Jetzt ging es um alles, die Kieler stellten auf Manndeckung um und kassierten einen Siebenmeter.

Es war nicht auszuhalten, was jetzt in der Halle abging, als Juri Knorr die Chance verpasste, auf 34:32 zu stellen. Kiel bekam also noch einmal die Ausgleichschance – und nutzte sie. Ausgerechnet Niclas Ekberg, der eben noch beim Siebenmeter gescheitert war, traf in der allerletzten Sekunde zum 33:33. So ging dieses Spiel ins Siebenmeter-Werfen. Knorr scheiterte, Ekberg traf für die Kieler – Zacharias traf für die Löwen, Jacobsen traf für Kiel, Kirkelokke verwandelte für die Rhein-Neckar und Ellefsen à Skipagotu für Kiel, Bilyk hätte fast alles klar machen können, doch der Kieler Kapitän scheiterte ebenso wie danach Lindenchrone. Eric Johannson beendete das Nervenspiel, das zuvor fast verloren schien und sicherte dem Meister den Pixum Super Cup. Was für ein Spiel, was für ein Abend!!!

THW Kiel:
Tor: Bierfreund, Mrkva – Feld: Duvnak, Reinkind 8, Jacobsen, Overby 1, Wiencek 8, Ekberg (2 Feldtore/1 Siebenmeter), Faust, Johansson 2, Dahmke 1, Martinez, Schwormstede, Wallinius 2, Bilyk 6, Eliefsen á Skipagotu 2 (Staff: Szilagyi, Jicha, Sprenger, Hagensen)
Rhein-Neckar Löwen:
Tor: Appelgren, Späth, Birlehm – Feld: Kirkelokke 1, S. Jacobsen 1, Knorr (1/3), Oskarsson, More 1, Ahouansou 2, Davidsson 3, Groetzki 7, Gislasson, Lindenchrone Andersen 5, Jaganjac, Zacharias 2, Kohlbacher 7- (Staff: M. Jacobsen, Hinze, Jerkovic, Pander)
Schiedsrichter: Robert Schulze und Michael Haferkamp
Strafen:  Kiel: 6 Min, Löwen: 6 Min
Siebenmeter: 2/1 – / 5/3
Zuschauer: 9620

Harald Reinkind war einer der besten Spieler beim Sieger. Foto: Kenny Beele

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