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Fortuna verpasst Big Points

Thioune-Team spielt 1:1 auf Schalke und hat dabei auch Glück

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat den Patzer von Holstein Kiel nicht nutzen können. Auf Schalke gab es für die Mannschaft von Daniel Thioune ein letztlich verdientes 1:1-Unentschieden – allerdings mit etwas Glück, nachdem ein vermeintlicher Elfmeter für die Schalker in der letzten Szene des Spiels zurückgenommen wurde.

Daniel Thioune hatte sich tatsächlich nur für die zwei notwendigen Änderungen entschieden. Für den gelbgesperrten Jamil Siebert kam Jordy de Wijs ins Team. Und erwartungsgemäß ersetzte „Rückkehrer“ Christos Tzolis nach seiner Gelbsperre Dennis Jastrzembski, der für den Griechen gegen Fürth (1:0) aufgelaufen war und diesmal nicht im Kader stand. Ansonsten hatte Thioune auch angekündigt, möglichst wenig zu ändern, und die Spieler sollten ihr Spiel machen, das sie in den vergangenen Wochen vor allem ergebnistechnisch so perfekt getan hatten. Die Schalker spielten ebenfalls in der vermeintlichen besten Aufstellung und haben die vergangenen sechs Heimspiele nicht verloren.

Die Begegnung hatte noch einmal mehr Brisanz durch das Ergebnis der Kieler gegen Kaiserslautern erhalten. Der bisherige Tabellenführer hatte gegen das Funkel-Team überraschend mit 1:3 verloren. Mit einem Sieg wäre der Abstand nur drei Punkte – und Fortuna kann in Kiel noch punkten. Das Spiel bei beeindruckender Atmosphäre begann mit verteilten Spielanteilen. Fortuna ließ es dabei bedeutend ruhiger angehen, als die Schalker, die sehr motiviert wirkten, aber auch auf Konter der Fortunen nicht ganz so sattelfest reagierten.

Markus Müller im Schalker Tor reagiert glänzend gegen Zimmermann

Die Gäste waren eindeutig darauf hinaus, das Spiel zu beruhigen und ohne Gegentor zu bleiben, um dann irgendwann die Fehler des Gegners zu nutzen. Allerdings unterliefen den Düsseldorfern in der Phase von der 15 Minute an im Aufbau zu viele unnötige Ballverluste, dass es die Knappen leicht hatten, wieder ans Spielgerät zu gelangen. So hatten sie auch die erste Chance, als sich Keke Topp leicht gegen Oberdorf durchsetzen konnte. Aber das Schalker Talent zog ein Querpass einem eigenen Schuss vor und fand keinen Abnehmer. Auf der anderen Seite ging es dann (25. Minute) endlich einmal schnell und präzise. Mit seinem Abschluss aus einer halbrechten Position im Schalker Strafraum scheiterte dann aber Matthias Zimmermann am glänzend reagierenden Schlussmann Markus Müller.

Die Probleme bei der Fortuna hatten die beiden Innenverteidiger Tim Oberdorf und Jordy de Wijs, die in ihren Defensiv-Zweikämpfen mit Keke Topp und Simon Terodde nicht sicher wirkten. Es schien auch so, als suchten die Schalker ihre Spitzen auch vor allem mit flachen Anspielen. Fortuna spielte aber vermehrt nun auch besser nach vorne, als eine halbe Stunde gespielt war. Eine Tzolis-Flanke konnte Felix Klaus per Kopf am langen Pfosten aber nur noch parallel zu Schalker Torlinie bewegen. Der nachfolgende erste Abschluss von Vincent Vermeij flog knapp am Tor vorbei. Das war es aber auch an Chancen für beide Kontrahenten in der ersten Hälfte.

Vincent Vermeij konnte sich in der ersten Hälfte kaum gegen den Ex-Fortunen Marcin Kaminski durchsetzen. Foto: Imago

Zum zweiten Durchgang gab es auf beiden Seiten keine Veränderungen. Direkt nach dem ersten Eckball kam Vermeij zum Kopfball. Der Niederländer hatte dem Ball aber nicht genug Enerie mitgegeben, so dass Müller sicher parieren konnte. Fortuna spielte nun sicherer und mehr nach vorne, ohne aber zunächst richtig gefährlich zu werden. Die Schalker nutzten dann tatsächlich einen Patzer in Fortunas Abwehr. Nach einem Einwurf bekam Kenan Karaman viel zu viel Platz und durfte parallel zum Strafraum laufen und dann auch frei abziehen. Durch zwei Innenverteidiger hindurch erwischte der zweite der drei Ex-Fortunen Gäste-Keeper Florian Kastenmeier auf dem falschen Fuß und traf zum 1:0 für die Knappen. Das war noch nicht einmal unverdient, denn die Platzherren hatten bis dahin mehr fürs Spiel getan.

Elfmeter in der letzten Minute des Spiels wird zurückgenommen

Daniel Thioune ragierte und wechselte Ao Tanaka nach einer guten Stunde ein. Isak Johanesson, der mehr als blass geblieben war, musste dafür den Platz verlassen. Fortunas Mittelfeld hatte bis dahin wirklich keine Bäume ausgerissen, wobei vor allem Shinta Appelkamp seinen Raum nicht genutzt und Johannesson sich meist versteckt hatte. Und einmal war auch dem sonst guten Yannik Engelhardt Schalkes Torschütze Kenan Karaman entwischt.

Doch Fortuna versuchte schnell zurückzuschlagen – und das gelang tatsächlich. Vermeij holte mit einem Schuss auf den kurzen Pfosten eine Ecke heraus. Jordy de Wijs wuchtete den Kopfball nach Appelkamps Ecke  an den Innenpfosten. Von da aus sprang der Ball Ao Tanaka entgegen, den der Japaner ebenfalls per Kopf zum 1:1 über die Linie brachte. Jetzt trieb der Trainer sein Team mehr nach vorne, um noch einmal nachzulegen, denn die Schalker standen nun tiefer und ließen die Gäste mehr spielen. Ein Tzolis-Schuss aus 19 Metern konnte Müller ebenso abwehren wie einen präzisen Abschluss von Emmanuel Iyoha (76.).

Schalke wurde wieder aktiver und attackierte wieder früher. So lebte das Spiel jetzt von der Spannung und dem Hin und Her. Die Knappen kämpften, die Fortunen wehrten sich. Und dann kam es noch zum absoluten Showdown. In der allerletzten Minute der Nachspielzeit wurde es dann richtig hitzig. Ouedraogo wurde angeblich von Joshua Quarshie festgehalten. Schiedsrichter Harm Osmers, der viel hatte durchgehen lassen, entschied auf Elfmeter und Gelb-Rot für Quarshie. Doch nach Intervention aus Köln nahm der Schiedsrichter die Entscheidungen zurück. Und Fortuna hatte wohl Glück gehabt, auch wenn der Kontakt nicht entscheidend genug war, wie Joshua Quarshie auf dem Platz und danach beteuerte. Im Nachgang gab es noch zwei Gelbe Karten für protestierende Spieler der Schalker, wogegen die Gäste nicht ganz so unzufrieden mit dem Punktgewinn waren.

Statistik:
Schalke: Müller – Soppy (68. Van der Slot), Kalas, Kaminski, Ouwejan – Schallenberg – Kabadayi (85. Tempelmann), Karaman, Seguin – Terodde (75. Ouedraogo), Topp (85. Lasme)
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, de Wijs (80. Quarshie), Iyoha (90. +4 Gavory) – Engelhardt – Klaus (62. Sobottka), Johannesson (62. Tanaka), Appelkamp, Tzolis – Vermeij (80. Mustapha)
Kader Fortuna: Niemczycki – Niemiec, Daferner, Hoffmann
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover/Note: 3)
Zuschauer: 61.854 (ausverkauft)
Tore: 1:0 (55.) Karaman, 1:1 (67.) Tanaka
Gelbe Karten: Karaman, Geraerts (Trainer), Ouwejan, Ouedraogo / Klaus (5. im nächsten Spiel gesperrt), Weber (Sportdirektor)
Beste Spieler: Topp, Müller / Engelhardt, Zimmermann
Spielnote: 2,5 (es gab viele Aktionen in dieser hitzigen Begegnung, es war spannend und unterhaltsam bis zum fast bitteren Ende, das letztlich ein wenig glücklich für die Fortuna ausfiel.
Besonderheit des Spiels: Kenan Karaman erhielt keine Gelb-Rote Karte, obwohl er mit seiner Aktion (Festhalten) einen Konter aufhalten wollte. Aber nach dem Regelwerk darf eine zweite Gelbe Karte, die zum Platzverweis führen würde, nicht nach einer Vorteilsgewährung ausgesprochen werden.
Spielfazit: Fortuna hat sich zu sehr auf das Spiel der Gastgeber eingelassen, statt selbst mehr Akzente zu setzen. Die Gäste hatten zwar mehr und die besseren Chancen, waren aber diesmal nicht gierig und zielsttrebig genug.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3 – Zimmermann 2,5, Oberdorf 3, de Wijs 3, Iyoha 3 -Engelhardt 2,5 – Klaus 4, Johannesson 4,5, Appelkamp 3,5, Tzolis 3 – Vermeij 3

Reaktionen:
„Da habe ich wohl richtig Glück gehabt. Ich dachte, ich bekomme die Gelb-Rote Karte nach meinen Foul bei einem Konter der Düsseldorfer. Ich weiß nicht, warum der Elfmeter nicht gegeben wurde. Es war aber eine strittige Szene.“
Kenan Karaman, Mittelfeldspieler der Schalker

„Ich glaube, es war ein leistungsgerechtes Unentschieden. Bei uns hätte doch der ein oder andere Torschuss mehr reingehen können. Die beiden Innenstürmer des Gegners waren schwer zu verteidigen. Mit dem Ball hatten wir zu wenig Fantasie und zu wenig Tempo. Nach dem Rückstand hat die Mannschaft mehr investiert. Kompliment, dass die Mannschaft zurückgekommen ist. Ao Tanaka ist ein Gamechanger. Wir hätten heute nicht verdient, als Verlierer vom Platz zu gehen. Ich fand es angemessen, in der Schlussszene nicht auf Elfmeter zu entscheiden.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Gratulation an Daniel, ich habe ein gutes Spiel der Fortuna gesehen. Das Tor hat das Spiel geöffnet und es war dann ein Schlagabtausch. Das Ergebnis ist letztlich korrekt. Auch ich bin stolz auf mein Team, weil sich die Spieler als Mannschaft gezeigt haben.“
Karel Geraerts, Trainer der Schalker

„Es war ein verdienter Punkt, auch wenn wir uns mehr vorgenommen haben, nachdem Kiel gepatzt hatte. Es war aber wichtig, den Punkt mitgenommen zu haben. Man weiß nicht, wozu dieser noch gut sein kann.“
Emmanuel Iyoha, Abwehrspieler der Fortuna

„Vom Spielverlauf her können wir uns mit dem 1:1 glücklich schätzen. Wenn man das gesamte Jahr und die Tabellenkonstellation betrachtet, haben wir zwei Punkte verloren. Nach dem Rückstand konnten wir eine tolle Moral beweisen und sind vor 60.000 Zuschauern zurückgekommen.“
Florian Kastenmeier, Torwart der Fortuna

„Wir nehmen einen Punkt sehr gerne mit, weil es doch zum Ende des Spiels noch einmal sehr wild war. Manchmal ist es vielleicht so, dass man sich vom Tabellenplatz täuschen lässt. Schalke hat da unten nicht viel zu suchen. Insgesamt geht dann für beide der Punkt in Ordnung.“
Tim Oberdorf, Innenverteidiger der Fortuna

„Vielleicht wäre ein wenig Initiative eine Option für uns gewesen. Aber insgesamt war das Ganze so in Ordnung. Wir haben eine gute Ausgangsposition und noch drei schwere Spiele vor uns. Das gilt aber auch für Kiel und die Hamburger. Je näher das Saisonende rückt, desto weniger frei spielt man auf.“
Klaus Allofs, Vorstand Sport

„Gratulation zum Punkt ist nicht angebracht, wir können zufrieden sein mit dem Punkt. Aber eigentlich war mehr drin – auch bei mir. Wir sind glücklich, dass der Elfmeter nicht gegeben wurde. Wir hätten es aufgrund der Chancen vielleicht verdient, mit einem Dreier nach Hause fahren. Es wird alles in den letzten Wochen anders laufen, als wir alle denken. Es wird noch Überraschungen geben – am besten nicht bei uns.“
Vincent Vermeij, Innenstürmer der Fortuna

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