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„Wir wollen uns nicht neu erfinden“

Thioune erwartet, dass sein Team auf Schalke bei sich bleibt

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Auch der FC Schalke 04 soll die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf nicht von ihrem Weg – in Richtung Samstag, 1530 Uhr – abbringen. Doch Trainer und Mannschaft der Königsblauen haben sich geschworen, Revanche für das Hinspiel zu nehmen, das nach 26 Minuten bereits 3:0 für die Fortuna gestanden hatte und am Ende eine 3:5-Niederlage für die Knappen bedeutete, die von den eigenen Fans mit Schmähungen und Pfiffen begleitet worden war. „Selten haben wir so dominant Fußball gespielt wie in dieser ersten Hälfte gegen Schalke“; sagte Daniel Thioune.

Die Fortunen haben also sehr gute Erinnerungen an diese Begegnung, sie wollen aber in Person von Trainer und Spielern im Hier und Jetzt bleiben. Der Augenblick zählt, und die Chance, am Ende in der Zweitliga-Tabelle sogar noch besser als auf Platz 3 abzuschneiden, lockt weiterhin. „Für uns gibt es wie immer kein anderes Ziel, als drei Punkte einzufahren“, sagt auch der Ex-Schalker im rot-weißen Trikot, Marcel Sobottka. Diese Zähler wären nötig, um den Anschluss nach oben nicht abreißen zu lassen und weiterhin auf Kiel sowie St. Pauli Druck auszuüben.

Es wird also so oder so ein sehr emotionales Wiedersehen der beiden Mannschaften. Und an Spiele gegen Schalke hat Daniel Thioune nicht nur wegen des 5:3-Erfolges ganz besondere Erinnerungen. Denn die Schalker waren in ihrer damaligen Aufstiegssaison 2021/22 der erste Gegner für den damals neuen Trainer in Düsseldorf. Nach 0:1-Rückstand drehte die Fortuna damals das Spiel und die Thioune-Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang.

Daniel Thioune schließt aus, selbst mit auf dem Rasen zu agieren. Eine Erkältung macht ihm zu schaffen. Mit ein deutlich mehr Ernsthaftigkeit, aber auch ebenso viel Wehmut meinte er dann: „Den einen oder anderen Finger würde dafür schon opfern, selbst noch einmal vor diesen 60.000 Zuschauern in dieser Arena spielen zu können. Die Mannschaft wird meinen Ausfall aber sicherlich kompensieren können.“ Allerdings wird Thioune bestimmt trotz der leichten gesundheitlichen Probleme es sich nicht nehmen lassen, an der Seitenlinie zu stehen, auch wenn man ihn dazu notfalls stützen müsste.

„Ich erwarte, dass Christos seine Beine in die Hände nimmt und nach hinten arbeitet. Aber ich möchte auch, dass er seine Gier behält, vorne Tore schießen zu wollen.“

Daniel Thioune über die Rückkehr von Fortunas bestem Torschützen Christos Tzolis

Wie er das Spiel taktisch angehen wird, wurde nur im Nebensatz deutlich, als er das Hinspiel noch mit „wildem Fußball“ gleichsetzte. Das wird morgen anders aussehen. Die Mannschaft von Thioune spielt inzwischen defensiver, agiert abgeklärter, kontrollierter und sehr geduldig. Das bedeutet, dass sich die Schalker mit ihren Offensivkräften Keke Topp, Simon Terodde und Kenan Karaman zunächst einmal die Zähne ausbeißen sollen am defensiven Bollwerk der Fortuna. Die Fortuna blieb in nur vier Spielen dieser Saison ohne eigenen Torerfolg, und alle davon fanden in der Hinrunde statt. Inzwischen fand jeder 6,51 Schuss aufs Tor im Schnitt bei insgesamt 417 Versuchen den Weg ins gegnerische Gehäuse.

Über diesen Torjubel von Christos Tzolis würden sich die Fortuna-Fans freuen. Foto: Imago

Thioune glaubt, dass seine Mannschaft an diesem Gegner weiterwachsen kann: „Schalke ist sehr heimstark aktuell, hat die letzten sechs Spiele zuhause nicht verloren“, sagt er. „Jetzt kann mein Team den nächsten Schritt machen.“ Das sei in den großen Stadien der Liga eben noch nicht gelungen, von dort drei Punkte mitzunehmen. „Ein Sieg auf Schalke wäre dann etwas ganz Großes für uns.“ Gerade auch, weil diese Arena etwas Besonderes bietet. Die Spieler sollen zwar Respekt, aber viel Freude empfinden, bei dieser Atmosphäre auflaufen und spielen zu dürfen.

Personell ist es bekanntlich derzeit etwas schwieriger, den Kader zu benennen. Das liegt nicht daran, dass so viel Spieler ausfallen, wie in der Hinrunde, sondern weil der Trainer Spielern auch den Weg nur zur Tribüne weisen muss. Von den derzeit 22 Feldspielern im Training steht nur Jamil Siebert wegen seiner Gelbsperre nicht zur Verfügung. So ist es schon dem Fingerspitzengefühl des Trainers überlassen, den richtigen Ersatz für den U23-Nationalspieler an die Seite von Tim Oberdorf zu finden, dem man es sicherlich nicht argumentativ angesichts seiner sehr guten Form erklären könnte, jetzt eine Pause eizulegen. Wer von den drei möglichen Spielern Siebert ersetzen wird, wollte Thioune noch nicht verraten. Vielleicht hat er sich auch noch nicht entschieden, ob er Jordy de Wijs, Andre Hoffmann oder Joshua Quarshie von Beginn an aufbieten wird.

Im Mittelfeld wird Ao Tanaka trotz der überaus emsig absolvierten Trainingseinheiten wohl zunächst auf die Bank setzen. „Ao hat ein Top-Spiel in Leverkusen verpasst und will nun im nächsten großen Spiel unbedingt dabei sein“, sagte Thioune. Doch wer sollte für ihn aus einer erfolgreichen Mannschaft auf die Bank? So rechnet der Trainer durchaus mit einem Einsatz des japanischen Nationalspielers. Aber dieser wird wohl nicht von Anfang an spielen. „Ich bin froh, wieder auf ihn zurückgreifen zu können. Zudem habe ich auch noch Marcel Sobottka im Kader.“

Anders ist das bei Christos Tzolis. Der Grieche wird auf jeden Fall beginnen. „Er will noch bester Torschütze oder zumindest bester Scorer der Liga werden“, sagt Thioune über den Griechen, auf den er keinesfalls verzichten möchte. Er soll aber jetzt nicht wie auch seine Teamkollegen irgendetwas Neues machen. „Wir müssen uns gerade jetzt in dieser besonderen Situation nicht neu erfinden, das gilt auch für Christos.“ Er soll bei sich bleiben und das mit seiner Mannschaft spielen, was diese in den vergangenen Wochen so stark gemacht hat. „Er ist ein Unterschiedsspieler, und kein Trainer der Welt kann seinen besten Scorer draußen zu lassen, wenn dieser zuletzt so gut in Form wie Christos war“, sagt der Trainer, der glaubt, dass Tzolis unglaublich Bock darauf habe, ein gutes Spiel zu zeigen.

Der Ex-Schalker Marcel Sobottka hofft auf einen Einsatz in der Schalke-Arena. Foto: Beele

Wie immer vor Spielen gegen die Knappen, stand Marcel Sobottka den Medien zum Gespräch zur Verfügung, um etwas zu einem besonderen Spiel gegen seinen Ex-Klub zu sagen. Dass er für seine Familie und Freunde, die alle Schalke-Fans sind und im Stadion sein werden, keine aufbauenden Worte hatte, dürfte verständlich sein. Der Mittelfeldspieler der Fortuna, der am Donnerstag 30 Jahre alt wurde, möchte mit seinem Team den Weg dorthin fortsetzen, wo er schon einmal tätig war – in die Fußball-Bundesliga. „Die Spiele auf Schalke bedeuten mir immer noch sehr viel“, sagt er. „Es ist schön zurückzukommen, aber es ist auch schön, dort mit meiner augenblicklichen Mannschaft zu gewinnen.“

Einen Anspruch auf einen Platz in der Startelf mag er nicht stellen. Er weiß auch, wie gut seine Teamkameraden das im Augenblick machen und schätzt den großen Konkurrenzkampf. Dennoch könnte er sich vorstellen, dass seine Zeit auch schon morgen kommen werde. Er wurde zuletzt als Stabilisator eingewechselt und hat diese Aufgabe nicht schlechter erfüllt als in der Zeit, als er noch Bundesligaspieler für die Fortuna war, auch wenn ihm jetzt noch ein wenig Spielpraxis fehlt. Die kann er sich aber durch Kurzeinsätze nun holen. Und dann hat es der Trainer noch schwerer, auf den Mr. Zuverlässig der Fortuna zu verzichten – der zufällig geborener Gelsenkirchener ist.

Vermeintliche Aufstellung der Fortuna:
Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, de Wijs, Iyoha – Engelhardt – Klaus, Johannesson, Appelkamp, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Niemiec, Daferner, Hoffmann, Quarshie, Jastrzembski, Gavory, Sobottka, Tanaka
Nicht im Kader: Suso, King Manu, Mustapha, Gorka
Es fehlen: Uchino (Noch in Japan, Olympia-Quali), Siebert (Gelbsperre), Bunk (Nachwirkung Schulterverletzung)

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