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„Eine zweite Hälfte wie im Rausch“

Appelkamp hat sein Selbstvertrauen zurück

Foto: Imago

von Norbert Krings

Es hat den Fans von Fortuna Düsseldorf großen Spaß gemacht, Shinta Appelkamp in den 82 Minuten, in denen er sich beim 4:1-Erfolg gegen Arminia Bielefeld auf dem Rasen bewegte, zuzuschauen. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler war auf dem Platz gefühlt überall zu finden. Nicht umsonst erzielte Appelkamp zwei schöne Tore und bereitete das vorentscheidende 2:1, das Ao Tanaka erzielte, wunderbar vor. Die Fortuna bleibt den Teams auf den Spitzenplätzen auf den Fersen und bewies, dass sie auch länger als 45 Minuten sehr guten Fußball spielen kann. „Das wollen und werden wir jetzt auch auswärts zeigen“, sagte Interimskapitän Matthias Zimmermann.

Nach seinen beiden Treffern legte Shinta Appelkamp kurz den Finger auf den Mund und deutete damit an, dass seine Kritiker nun leise sein sollen. Er kann es noch. Der 21-Jährige hat seine Kunst nicht verlernt. „Nein, das ging nicht gegen den Trainer“, sagt Fortunas Mittelfeld-Talent. „Der Trainer hat immer klar kommuniziert und wir haben ein gutes Verhältnis. Es gehört dazu, Rückschläge hinzunehmen, und meine Leistungen waren auch nicht zufriedenstellend.“

Für Daniel Thioune hat es sich ausgezahlt, dass er das Gespräch mit Appelkamp gesucht hat. „Man kann es nicht hoch genug bewerten, mit den Spielern viel mehr zu sprechen. Dann wünscht man sich, dass auch eine Reaktion kommt“, sagt Fortunas Cheftrainer. Das habe noch nicht mal so viel mit den fußballerischen Inhalten zu tun, sondern wie man mit einer besonderen Situation umgehen kann, wenn man als junger Spieler dann mal (zu viel) Kritik abbekommt. „Auch von den Auftritten, die zuletzt nun mal nicht so positiv waren, muss er lernen und sich frei machen“, sagt Thioune. „Es freut mich unfassbar für ihn, wie er heute gespielt hat. Und es ist meine Aufgabe und die der Mannschaft, dass er so weiter performt.“

Kritik an Appelkamp war deutlich überzogen

Die Leute, die er mit dem klaren Zeichen zum Schweigen bringen wollte, wissen, wer gemeint ist. Ihm wurde vorgeworfen, sich nicht richtig zu engagieren und auf dem Wege sei, das große Talent zu verschleudern. Diese Annahmen entbehren natürlich jeglicher Grundlage bei einem Spieler, der gerade mal 21 Jahre alt ist. Dass Hoch und Tiefs für einen so jungen Spieler normal sind, sollte man eigentlich wissen. Und mit überzogener Kritik hilft man einem solchen Spieler auch nicht, aus einem Tal zu kommen. So habe ihm die Unterstützung des Trainers und die seiner Mannschaftskameraden gutgetan.

Shinta Appelkamp zeigte unter den Augen von Trainer Daniel Thioune ein großartiges Spiel. Foto: Kai Kuczera

„Ich habe genau gemerkt, wer hinter mir steht und mich auch in schwierigeren Phasen unterstützt. Auf die Menschen, die mich dann fallen lassen, kann ich verzichten“, sagte Appelkamp. Aber er habe diese Momente auch gebraucht, um sich wieder von dem Druck zu befreien. Offensichtlich haben ihn die hohen Erwartungen doch gebremst. Davon konnte er sich nun lösen und will sich darauf auch nicht mehr einlassen.

Appelkamp gibt sich auch nach diesem Superspiel von ihm gewohnt bescheiden und erklärt, dass er vor der Pause nicht so viele Aktionen und Ballkontakte hatte. „Aber in der zweiten Hälfte haben wir uns in einen Rausch gespielt und unsere Stärken gezeigt haben“, sagte er. Es habe Spaß gemacht, was natürlich auch an der Zurückhaltung der Bielefelder gelegen hat. „Ich weiß, dass ich Fußball spielen kann. Ich wollte einfach der Mannschaft helfen.“ Das hat allerdings dann sehr gut geklappt, wenn man mit zwei Toren und einer Vorlage zum Sieg beiträgt. „Ich denke, wir haben es alle sehr gut gemacht.“

Fortuna hat nicht nur bei den Toren Spielkunst bewiesen

Das war auch das, was Interims-Mannschaftskapitän Matthias Zimmermann sagen wollte, als er gefragt wurde, wen er denn als Spieler des Tages gesehen hätte. Die Erwartung, dass Zimbo den Mitspieler Shinta Appelkamp nennen würde, erfüllte sich nicht. „Der Star war heute die Mannschaft.“ Damit meinte Zimmerman auch, dass draußen niemand die Angst haben musste, dass die Fortuna unter dem Personalmangel bei acht fehlenden Profis das Spiel eben nicht so aggressiv und dominant angehen könnte. Die Begeisterung war da, die ab und an mal vermisste Spielkunst zeigte sich nicht nur bei den schön herausgespielten Toren. Und auch die Spieler, die später eingewechselt wurden, passten sich dem Spiel und dem Rhythmus nahtlos an. 

„Auswärts sind wir momentan nicht gut, das muss man zugeben. In Darmstadt müssen wir jetzt auch mal zeigen, was wir können“, sagte Appelkamp. Aber nicht nur Darmstadt schwirrt durch seine Gedanken. So ganz weit im Hinterkopf hat er zudem noch eine kleine Option. Würde der Trainer der japanischen Nationalmannschaft anrufen und ihn mit nach Katar nehmen, wäre der Deutsch-Japaner nicht abgeneigt. Er sagt aber selbst, dass die Japaner für die WM bereits einen recht festen Kader haben, zu dem Appelkamp wohl kaum noch hinzustoßen kann. So freute er sich zumindest, dass der von ihm vorbereitete Treffer von „Landsmann“ Ao Tanaka erzielten worden war.

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