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Die Alles-ist-möglich-Saison

Steht die DEG vor einem Play-off-Run?

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Nach einigen derben Rückschlägen zu Beginn der Spielzeit haben die Düsseldorfer Eishockeyprofis in den vergangenen Monaten Erstaunliches geleistet – und es sollte niemanden verwundern, wenn die Reise durch die Play-offs diesmal länger dauert als bis ins Viertelfinale.

Der Grat zwischen Optimismus und Realismus vermag hin und wieder ein besonders schmaler sein. Doch selbst die in Rot und Gelb denkenden Berufsoptimisten dürften im vergangenen September nicht ernsthaft daran gedacht haben, dass die Düsseldorfer EG zwei Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga zu den Top-Sechs gehört und die direkte Qualifikation für das Play-off-Viertelfinale auf dem eigenen Schläger hat. Oder doch?

Der Klub jedenfalls hat in der Spielzeit 2022/23 wieder etwas Besonderes erreicht, das lässt sich unabhängig vom weiteren Saisonverlauf bereits jetzt festhalten. Mit einem Trainer-Neuling in der DEL, einem im ligaweiten Vergleich wieder einmal überschaubaren Etat und einer von der Altersstruktur her jungen Mannschaft, die früh personelle Rückschläge zu verarbeiten hatte. Denn seit September beziehungsweise Anfang November musste die DEG ohne ihren besten Verteidiger Kyle Cumiskey sowie ihren nominellen Topstürmer Brendan O’Donnell auskommen.

Aber die Mannschaft steckte all das weg. Im Stile der „Next-Man-Up“-Mentalität spielte beispielsweise Tobi Eder die beste Saison seiner Karriere. Alexander Ehl entwickelte sich zu einem der besten Torschützen des Teams und Zugänge wie Alec McCrea wuchsen schnell in Rollen, die ihnen nicht jeder zugetraut hatte oder die nicht zwingend für sie vorgesehen waren. Und dann kam da ja noch dieser besondere Torhüter. So wurden 32 von bisher 54 Hauptrundenspielen gewonnen. Vor den beiden abschließenden Partien bedeutet diese Ausbeute Rang fünf in der Tabelle.

Foto: Kenny Beele

Favoriten sind Andere, aber was heißt das schon?

Die DEG überstand kritische Phasen mit weiteren temporären Ausfällen sowie Niederlagen in Serie. Doch seit Mitte Dezember punkteten Philip Gogulla und Co. so konstant wie es sonst nur der unangefochtene Tabellenführer aus München fertigbrachte. Und jetzt, da das Kalenderblatt März aufgeblättert wurde, sollten sich die Fans der DEG – falls sie das überhaupt in Erwägung ziehen – zwei Mal überlegen, ob sie in den kommenden beiden Monaten in den Urlaub fahren. Warum? Weil die DEL-Saison maximal bis zum 27. April läuft und an diesem Tag das siebte und alles entscheidende Play-off-Finalspiel steigen würde.

Klar, wenn man die Play-off-Teams aus dem Blickwinkel der Wahrscheinlichkeitsrechnung begutachtet, kommt jeder schnell zu der Ansicht, dass die Chance anderer Teams höher ist, kurz vor der Aufstellung der Maibäume um den Titel zu spielen. Aber unmöglich erscheint in dieser Saison nichts. Anders formuliert: Dieser Mannschaft ist in dieser Saison alles zuzutrauen. Alles? Ja, wirklich alles!

Mit einem (weiterhin) überragenden Henrik Haukeland im Tor, der soliden Abwehr, zuletzt deutlich verbesserten Special Teams sowie den ausgeglichen besetzten Offensivreihen kann es das Team von Cheftrainer Roger Hansson weit bringen – erst recht, wenn die Topscorer Philip Gogulla und Tobi Eder ihre Form konservieren und Andere wie Daniel Fischbuch, Stephen Harper oder Kapitän Alexander Barta noch einmal etwas aus der berühmten Schippe draufpacken.

Da soll es nicht stören, dass es der Mannschaft in den jüngsten Auftritten etwas Tempo und Geradlinigkeit fehlte. Die DEG anno 2023 gewinnt eben auch mal Spiele, in denen sie nicht am Limit performt – das ist eine Eigenschaft, die in den Play-offs richtig wichtig werden kann. Natürlich bedeutet das nicht, dass man in einer Best-of-seven-Serie zwischendurch bewusst den Fuß vom Gaspedal nehmen darf. Es ist vielmehr ein Indiz dafür, dass in den kommenden Wochen, ja vielleicht Monaten, eine ganze Menge möglich ist.

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