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Wie die DEG ihre Zukunft plant

Umstrukturierung auf Gesellschafter-Ebene

Foto: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Geschäftsführer Harald Wirtz hat 25 Prozent der Anteile am Eishockey-Klub gekauft. Langfristig will er sich darauf konzentrieren und eine Art Aufsichtsrat sein. Dafür werden weitere Mitstreiter gesucht, die DEG will sich künftig breiter aufstellen, um weniger von Einzelpersonen abhängig zu sein.

Die vergangene Woche in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) lief weniger nach dem Geschmack der Düsseldorfer EG: 2:4 in Straubing, gar 2:5 in Schwenningen, Platz sechs ist damit nicht mehr zu erreichen. Wirklich schlechte Laune herrscht dennoch nicht an der Brehmstraße, ist der Play-off-Platz (mindestens Rang zehn) doch nur noch theoretisch in Gefahr, das Saisonziel damit so gut wie erreicht.

Abgesehen vom Tagesgeschäft arbeitet die DEG bereits an ihrer Zukunft. Da wird sich wieder einiges ändern, und das nicht nur sportlich – das passiert ja jeden Sommer. Parallel dazu geht es ums große Ganze, um die Struktur. Jüngst verkündete die DEG, dass Geschäftsführer Harald Wirtz seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat. Mindestens ebenso wichtig: Der 54-Jährige hat 25 Prozent der Klubanteile von Mitgesellschafter Peter Hoberg gekauft.

Besonderer Dank an Peter Hoberg

„Ich freue mich, dass ich künftig noch enger mit der DEG verbunden bin und meine Ideen und Vorstellungen noch stärker einbringen kann“, wird Wirtz in einer Mitteilung zitiert und bedankt sich dabei „besonders“ bei Peter Hoberg, „der die DEG in der Vergangenheit in herausragender Weise unterstützt und mehrmals gerettet hat“.

Das hat er ganz sicher, nach dem Metro-Ausstieg war es Hoberg, der den Klub immer wieder vor dem finanziellen Aus bewahrte, indem er mehrere Millionen Euro in die DEG steckte. Deswegen war es Wirtz nun „wichtig, dass er dem Klub weiterhin erhalten bleibt“. Hoberg gehört also nach wie vor zum Gesellschafter-Kreis, hält weiter 5,8 Prozent an der DEG. Die weiteren Besitzer: Stephan Hoberg (30,8 Prozent), der Stammverein DEG Eishockey e.V. (26,0), Daniel Völkel (12,4) und nun eben auch Wirtz (25).

Foto: DEG

Der hat sich binnen weniger Jahre immer mehr zum starken Mann bei der DEG entwickelt. Erst war er Fan, dann über sein Unternehmen Wirtz Medical Sponsor, darüber kam er in den Beirat, ehe er Ende 2020 Stefan Adam als Geschäftsführer ablöste. Nun lenkt Wirtz nicht nur die Geschicke des Klubs, er ist auch Mitbesitzer, zudem ziert das Logo seines Unternehmen mittlerweile die Trikots sowie den Business Club im PSD BANK DOME.

Das ist schon eine ausgewachsene Machtposition. Zu viel Macht für eine Person? „Mir ist klar, dass der ein oder andere das denkt“, sagt Wirtz, nennt aber gleich zwei Argumente, die dagegensprechen: Erstens werde er „sicherlich nicht bis in alle Ewigkeiten die Position des Geschäftsführers halten“, zweitens stehe sein Unternehmen ab der kommenden Saison nicht mehr als Sponsor zur Verfügung, was einen einfachen Grund hat: Es ist dann nicht mehr seins, er hat es verkauft. Und überhaupt sei er „bestimmt kein Machtmensch, denn das führt zu nichts“, sagt Wirtz.

Harter Sparkurs in dieser Saison

Anfangs galt er ohnehin nur als Übergangslösung auf dem Geschäftsführerposten, um die DEG durch die Pandemie zu bringen. Das ist bislang gelungen, allerdings mit einem harten Sparkurs, vom Vor-Corona-Etat, der im oberen einstelligen Millionenbereich lag, war nicht mehr viel übrig. Weil nicht nur deutlich weniger über die Zuschauer reinkam, sondern auch nichts mehr über die jahrelang äußerst großzügigen Gesellschafter. Geldgeber gab es nämlich immer bei der DEG, Josef Klüh, die Metro und die Hoberg-Brüder waren nur einige unter vielen, die am Ende der Saison der Minus ausglichen.

Allem Dank zum Trotz: Von denen müsse man sich künftig unabhängiger machen und die Verschuldung stoppen, verkündete Wirtz im Sommer. Also gebe man erstmals seit Jahrzehnten nur das aus, was man selbst erwirtschafte. In der DEL die absolute Ausnahme. Das brachte dem Geschäftsführer Lob ein, aber auch Kritik, waren die Einsparungen doch so drastisch, dass die DEG vor der Saison als Abstiegskandidat galt. Der Klub spare sich kaputt, hieß es, die Quittung werde er bekommen, wenn er sich in der zweiten Liga wiederfindet.

Foto: Birgit Häfner

Das Thema ist nun vom Tisch, der Klassenverbleib längst gesichert, weil Manager Niki Mondt auch mit weniger Geld starke Spieler nach Düsseldorf holte und Trainer Harold Kreis ein Play-off-Team daraus formte. Mondt hat es auch bereits geschafft, mehrere Leistungsträger über den Sommer an die DEG zu binden. Und jetzt dürfen wieder mehr Zuschauer in die Halle. Es könnte also auch finanziell wieder bergauf gehen bei der DEG.

Wirtz freut sich drüber, er hatte zu Beginn seiner Amtszeit ja von einem „Fünf-Jahres-Plan“ gesprochen, danach soll die DEG wieder in der Lage sein, dauerhaft zu den Top-6 der Tabelle zu gehören und in den Play-offs auch mal überraschen zu können. Noch ist das aber nicht der Fall. Also sieht Wirtz seine Arbeit auch noch nicht vollendet. Dass sein Vertrag nun ein zweites Mal verlängert wurde, liege daran, „dass ich die Prozesse, die ich angestoßen habe, bis zum Ende begleiten will.“ Seien es Neuerungen im Sponsoring, im Ticketing, bei den Fanartikeln oder im sportlichen Bereich.

Wirtz will Nachfolger aufbauen

Um all das wird er sich noch ein paar Jahre kümmern. Aber nicht nur das, in der Zwischenzeit will er „einen adäquaten Nachfolger aufbauen“. Was allerdings nicht bedeutet, dass sich Wirtz dann wieder komplett von der DEG verabschiedet und die Spiele nur als Fans besucht. Er hat ja die Anteile gekauft: „Ich werde mich auf die Gesellschafter-Ebene zurückzuziehen, und weil ich die Praxis kenne, hoffe ich, dann wie ein Aufsichtsrat fungieren zu können.“

Im besten Fall soll er nicht der einzige sein. Geht es nach Wirtz, findet die DEG noch weitere neue Gesellschafter, während die alten an Bord bleiben. Breiter aufstellen, nicht von Einzelpersonen abhängig machen, lautet das Motto. Das gilt für den sportlichen Bereich genauso wie für die Organisation.

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