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Thiounes Aufruf an alle Fortunen

Flagge zeigen für den Trainer noch wichtiger als das Pauli-Spiel

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Es war die letzte und eindeutig wichtigste Frage in der offiziellen Pressekonferenz vor dem Spiel von Fortuna Düsseldorf gegen den FC St. Pauli. Daniel Thioune wurde gefragt, wie er zu den Demonstrationen gegen rechts Stellung bezieht. Fortunas Trainer antwortete darauf, dass es an der Zeit sei, Mut und Überzeugung zu dokumentieren und in der Demokratie die Stimme zu erheben, um sich gegen Rassismus und Diskriminierung zu wenden. Auch der Spieltag an diesem Wochenende steht unter dem Motto „Nie wieder“ und ist den vielen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet und den Menschen, die sich dafür einsetzen, dass rechte Tendenzen in unserer Gesellschaft nicht zu suchen haben.

„Wir wollen die Werte leben, die wir als Fortuna haben und in unserem Fußballverein fest verankert sind“, sagte Thioune. „Wir müssen gegen jegliche Formen von Diskriminierung einstehen. Dabei kann ich sehr laut sein, weil mich diese Dinge in meinem Leben auch begleitet haben.“ Er finde es cool, dass sehr viele Menschen derzeit aufstehen, um für ihre Werte auf die Straße zu gehen und sich nicht kleiner machen lassen, als sie sind. „Ich begrüße das, finde die Aktionen fantastisch und fordere jeden auf, die Stimme gegen Dummheit und Intoleranz zu erheben“, sagte Fortunas Coach. 

Dass St. Pauli als Verein ein ähnliche Ideal hat verbindet die beiden Zweitliga-Konkurrenten. Was sie trennt, sind vier Tabellenplätze, wenn Fortuna als Fünfter an diesem Samstag die Kiezkicker empfängt, die auf Platz eins und fünf Punkte vor dem Herausforderer stehen. „Wir wollen die Ersten sein, die die Hamburger in dieser Saison bezwingen“, hat Daniel Thioune das Ziel für die Fortunen bereits am Anfang der Woche ausgesprochen. Das wird seine Mannschaft mit der Unterstützung einer proppenvollen Arena mit 52.000 Zuschauern versuchen. So ist die Vorfreude bei allen Fortunen riesig, vielleicht mit Ausnahme der vier verletzten Profis, die das Spiel von der Tribüne aus verfolgen müssen.

Neben Marcel Sobottka, Jamil Siebert und dem eifrig an seinem Comeback arbeitenden Matthias Zimmermann kann auch Shinta Appelkamp nach seiner Muskelverletzung in diesem zweiten Spiel im Rahmen von „Fortuna für alle“ nicht antreten. Diesmal muss der Trainer sein Team nicht auf eine Besonderheit hinweisen, da es ja beretis das zweite Spiel des Projektes „Fortuna für alle“ ist. „Die Spiele können einige Nebengeräusche ausblenden, unter anderem auch, dass wir vor Berlin eigentlich gar kein Platztraining wegen der Witterungsbedingungen durchführen konnten“, erklärte Thioune. „Wir werden uns optimal auf dieses Spiel vorbereiten und haben immer noch die Fantasie, irgendwann gegen noch bessere Mannschaften antreten zu können.“ Jetzt sei der Fokus darauf ausgerichtet, den FC St. Pauli zu bezwingen, denn das sei derzeit in der aktuellen Spielklasse das Maß aller Dinge. 

„Das Spiel gegen den Tabellenführer ist für uns eine geile Herausforderung“

Dass es nach mehreren Wochen endlich wieder im „Wohnzimmer“ der Fortuna zur Sache gehen wird und das auch noch mit der großen Unterstützung freut den Trainer sehr. Mit großen personellen Überraschungen rechnet Thioune in Sachen Taktik und Personal ebenso wenig bei der eigenen Mannschaft wie auch beim Gegner. Vielleicht gelingt tatsächlich wieder ein Spiel ohne Gegentor. Die letzten drei Partien beider Verein endeten jeweils so. Nur der Fortuna war im Heimspiel in der vergangenen Saison ein Treffer und damit der Sieg gelungen. „Die Tagesform wird darüber entscheiden, wie das erste von zwei Spielen innerhalb von 72 Stunden gegen diesen Gegner ausgeht“, meinte Thioune. „Vordergründig geht es darum ein Spiel zu gewinnen. Das ist eine geile Herausforderung.“ Er sei der festen Überzeugung, dass Fortuna das auch schaffen kann.“

Muss sich wohl zunächst gedulden: Felix Klaus. Foto: Kai Kuczera

Personell bieten sich für den Trainer keine größeren Variationsmöglichkeiten an. Die Besetzung der Abwehrkette ist ebenso gesetzt wie die Formation im Mittelfeld. Vielleicht steht noch ein Fragezeichen hinter Jona Niemiec, der inzwischen und nicht zuletzt wegen der beiden Elfmeter, die für ihn in Berlin gepfiffen wurden, bewiesen hat, dass er nicht nur die Fähigkeiten für eine Jokerrolle zeigen kann. Er sollte gesetzt sein, und Felix Klaus muss sich wohl oder übel noch bis zu seinem nächsten Startelfeinsatz gedulden.

Kuriosität am Rande. Ein Pressevertreter hatte dem Trainer vor Beginn der Pressekonferenz einen in Folie eingeschweißten Glückskeks auf dessen Platz gelegt. Diesen packte Daniel Thioune erst nach dem Ende der Veranstaltung aus. Der 49-Jährige las dann auch den Spruch vor, nachdem er sich für das kleine Präsent bedankt hatte. Unter anderem stand darin: „Sie werden ihr Ziel erreichen.“ Ob der Spruch nur für das Spiel gegen den Tabellenführer angewendet werden kann oder ob er für das Saisonziel gilt, weiß wahrscheinlich nur derjenige, der diesen Glückskeks gebacken hat.

Voraussichtliche Aufstellung:
Kastenmeier – Oberdorf, Hoffmann, de Wijs, Iyoha – Engelhardt – Niemiec, Tanaka, Johannesson, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Gavory, Klaus, Jastrzembski, Uchino, King Manu, Suso, Daferner, Bunk

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