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Gegen St. Pauli reicht es für Fortuna nicht

Thioune-Team kann Tabellenführer beim 1:2 nicht gefährden

Foto: Imago

von Norbert Krings

 

Fortuna Düsseldorf musste bei der zweiten Auflage von „Fortuna für alle“ die Überlegenheit vom FC St. Pauli anerkennen und sich dem Tabellenführer mit 1:2 (0:2) geschlagen geben. Das Team von Daniel Thioune war nur einmal in der Lage, die gut gestaffelte Abwehr der Hamburger ernsthaft in Gefahr zu bringen. Damit hat die Fortuna zunächst einmal den Anschluss an die führenden Mannschaften in der Tabelle verloren.

Daniel Thioune konnte dann doch nicht auf die Startaufstellung aus Berlin zurückgreifen. Tim Oberdorf musste kurzfristig mit muskulären Problemen passen. Nicolas Gavory rückte für ihn in die Mannschaft, spielte aber auf der linken Seite in der Verteidigung. Emma Iyoha durfte mal wieder auf der anderen Seite den Außenverteidiger geben. Ansonsten veränderte Fortunas Chefcoach die eingespielte Formation nicht, auch Jona Niemiec stand wieder in der Startelf, während sich Felix Klaus trotz einer guten Trainingswoche zunächst mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben musste. Dort saßen insgesamt nur sieben Spieler, zwei Plätze blieben wegen der fünf verletzten Profis leer.

Das Spiel und alle weiteren Begegnungen in der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga standen unter dem Motto „Nie wieder“ – gegen Hass, Rassismus und Diskriminierung. Vor dem Anpfiff meldeten sich viele bekannte Düsseldorfer in einem eingespielten Video über die Stadion-Leinwände zu Wort, um antidemokratischen Tendenzen entgegenzuwirken.

Das Spiel begann mit großem Schwung von beiden Mannschaften. Fortuna presste sehr früh, St. Pauli versuchte es ebenso, aber auch mit langen Bällen. So bekam Marcel Hartel in der dritten Minute, nachdem Andre Hoffmann offensichtlich den langen Schlag unterschätzt hatte, die Chance, die Gäste in Führung zu bringen. Allein vor Florian Kastenmeier hatte er aber nicht die Nerven, sein Team nach vorne zu bringen. Doch damit hatten die Hamburger direkt unterstrichen, dass sie hier bestimmt nicht nur auf ein 0:0 spielen würden – auch weil sie nach drei Ligaspielen ohne Torerfolg gegen die Fortuna unbedingt treffen wollten.

Foulelfmeter war ein Schock für Spieler und Zuschauer

Beide Teams bevorzugten ein ähnliches System, mit zwei Außen, einem zentralen Stürmer und einer Art Zehner dahinter. Frühes Pressing gab es auf beiden Seiten, wobei sich der FC St. Pauli zunächst besser herausspielen konnte. Dann gab es nach einer knappen Viertelstunde eine staunende Arena. Denn wenige, selbst wohl auch die Hamburger nicht, hatten nach einem Freistoß mitbekommen, dass Vincent Vermeij mit dem Ellenbogen den Ball abgelenkt haben soll. Schiedsrichter Frank Willenborg entschied auf Elfmeter, lief dann zum Video-Bildschirm. Er drehte aber dann auf der Hälfte der Strecke um und bestätigte seine Entscheidung. Marcel Hartel lief beim Strafstoß mit Trippelschritten an und schickte Kastenmeier bei seinem Treffer zum 1:0 (16. Minute) in die falsche Ecke. Den provozierenden Jubel vor den Fortuna-Fans hätte sich der bislang in dieser Saison beste Spieler der Kiezkicker aber sparen können.

Fortuna bemühte sich, eine Antwort zu finden, hatte es aber schwer, die gutstehenden Gäste in Verlegenheit und unter Druck zu bringen. Das Gegenteil passierte. Nach einer Vorarbeit vom wiederholt unbedrängten Oladapo Afolayan und der Flanke von Manolis Saliakas traf Hartel erneut, diesmal per Kopf und völlig frei zum 2:0. Das war der nächste bittere Rückschlag, weil die Fortuna-Abwehr dabei ganz schlecht aussah. Immerhin antwortete die Fortuna nun mit wütenden Angriffen. Doch Tzolis fand, nachdem er schön freigespielt worden war, vom Eck des Fünfmeterraums aus keinen Mitspieler. Das galt ähnlich für die eigentlich guten (Sprint-)Vorstöße von Jona Niemiec, der aber immer wieder den letzten Pass nicht hinbekam.

Wegen fehlender Unterstützung konnten sich die Gastgeber nicht beschweren. Doch die Mannschaft von Daniel Thioune wurde einfach nicht gefährlich genug, um die Hamburger zu Fehlern zu zwingen. Denn immer wieder mussten die Fortunen aufpassen, dass sie gegen den cleveren und sehr selbstbewussten Gegner nicht ins offene Messer liefen. Bis zur Pause blieb es beim 0:2-Rückstand, und Fortunas Trainerteam musste reagieren – zumindest taktisch, um mehr Abschluss-Situationen zu kreieren.

Die Enttäuschung war den Fortunen deutlich anzumerken. Foto: Imago

Die zweite Hälfte begann für die unverändert aus der Kabine gekommenen Düsseldorfer gut. Jordy de Wijs verpasste mit dem Kopf das 1:2, weil Pauli-Keeper Vasilj gedankenschnell reagierte und den Ball über das Tor lenkte. Aber danach dauerte es wieder zu lange, bis die Platzherren eine gefährliche Aktion initiieren konnten. Zu oft wirkte das Spiel dann zu hastig und unkontrolliert, während die Gäste mit einer Bärenruhe das Spiel kontrollierten und in der 56. Minute nur knapp an Kastenmeier scheiterten, der einen Ball von Elias Saad glänzend abwehrte. Zuvor hätten die Hamburger sich fast selbst für ihren Leichtsinn bestraft, als Eric Smith den Ball verlor, sein Keeper zu weit vor dem Tor stand, die Fortunen aber nicht schnell genug abschließen konnten.

Als dann der Ball tatsächlich im Tor der Hamburger lag, musste der Schiedsrichter auf Abseits zurecht entscheiden. Thioune wechselte dann in der Offensive. Felix Klaus kam für Niemiec, spielte aber deutlich zentraler als dieser, wobei sich dann Emma Iyoha weiter nach vorne schob. Die Umstellung auf zwei Spitzen sorgte dafür, Christoph Daferner die Position vom blass gebliebenen Isak Johannesson einnahm, aber deutlich weiter vorne agierte.

Einen Angriff konnten die Fortunen dann doch erfolgreich verwerten. Doch der Treffer von Christos Tzolis in der 83. Minute kam dann allerdings zu spät, obwohl die Fortuna noch einmal offensiv wechselte und Dennis Jastrzembski für Gavory brachte. Der Schuss von Tzolis (89.) war noch einmal eine Gelegenheit, aber der Ball flog weit am Tor vorbei. Alle Anstrengungen, der vorbildliche Kampfgeist, und die unermüdliche Anfeuerung nutzten am Ende nichts mehr. Die Gäste schaukelten den Sieg über die Zeit.

Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Iyoha (73. Uchino), Hoffmann, de Wijs, Gavory (87. Jastrzembski) – Engelhardt – Niemiec (61. Klaus), Tanaka, Johannesson (61. Daferner), Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – King Manu, Suso
St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas (89. Ritzka), Kemlein, Hartl, Treu – Afolayan (85. Boukhalfa), Eggestein, Saad (80. Amenyido)
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück/Note: 3,5 überraschte mit einigen unverständlichen Entscheidungen, die allerdings mit dem Spielausgang wenig zu tun hatten. Sein abgebrochener Lauf zur Videokontrolle passte dazu.)
Zuschauer: 52.000
Tore: 0:1 (16. F.E.) Hartel, 0:2 (26.) Hartel, 1:2 (83.) Tzolis
Gelbe Karten: Tzolis (4.), de Wijs (3.) / Vasilj, Kemlein
Spielnote: 3
Beste Spieler: Engelhardt, Tanaka / Hartel, Wahl
Besonderheit des Spiels: Schiedsrichter Willenborg war wohl selbst überrascht, dass er einen Elfmeter gegeben hatte und lief deshalb auf das TV-Gerät am Spielfeldrand zu. Dann kehrte er um, denn offensichtlich war ihm aber aus dem Kölner Keller bestätigt worden, dass es sich um ein strafbares Handspiel gehandelt hatte.
Spielfazit: Fortuna ist erneut früh in Rückstand geraten und fand kaum Mittel gegen einen sehr gut stehenden Gegner, um diesen in Gefahr zu bringen. Es fehlte letztlich auch an Überzeugung, aber nicht an Einsatz und Leidenschaft.

Noten der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2,5 – Iyoha 3,5, Hoffmann 3,5, de Wijs 3, Gavory 4,5 – Engelhardt 3 – Niemiec 4, Tanaka 3, Johannesson 4,5, Tzolis 3 – Vermeij 4

Reaktionen:
„Wir haben mutig gespielt und sind verdient in Führung gegangen. In der  ersten Hälfte haben wir nichts zugelassen. Wir hätten das dritte oder vierte Tor machen müssen. Am Ende wird es dann noch mal eng mit dem Anschlusstreffer. Wir wollten zu Null spielen, also gibt es noch Dinge, die wir weiterhin verbessern können.“
Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli

„Wir müssen uns schütteln, deshalb gibt es jetzt auch noch keine Kampfansage für Dienstag. Wir waren in diesem Spiel nicht bei 100 Prozent. Ich wünsche St. Pauli in der Liga alles Gute. Das Spiel war ein Statement des Tabellenführers. Wir haben gesehen, dass der Erste Erster ist und der Fünfte eben nur Fünfter. Das erste Tor war aber nicht unbedingt verdient. Das Foul vor dem Elfmeter war dumm. Für uns war es sehr schwer, Räume zu finden, zudem waren wir nicht mutig genug. In der zweiten Hälfte war es ein Schritt nach vorne. Als wir dann zurückgefunden haben, wurden nicht so viele Kräfte freigesetzt. Wenn Abläufe stimmen und Kontinuität gegeben ist, ist es wie beim Gegner deutlich leichter. Uns ist ja auch noch Tim Oberdorf ausgefallen.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Wir können nicht jedes Mal ein Spiel drehen. Gegen St. Pauli ist es schon ein Brett, wenn man 0:2 daheim hinten liegt. Da kann der Pabst da sein, da kann Fortuna für alle sein oder irgendjemand anders kommen, irgenwann wird es dann auch einmal zu eng, ein Spiel zu drehen. Wir müssen einfach mal in Führung gehen.“
Florian Kastenmeier, Torwart der Fortuna

„Es ist gerade schwer, das zu erklären. Wir haben halt zuhause das Pech, immer wieder in Rückstand zu geraten. Auch das zweite Tor verteidigen wir nicht gut, und dann musst Du hinterherlaufen und brutal viel Energie aufwenden. Wir machen kein schlechtes Spiel, aber in den entscheidenden Situationen sind wir nicht da, und der eiskalte Gegner nutzt so etwas aus.“
Yannik Engelhardt, Mittelfeldspieler der Fortuna

„Es hat etwas gefehlt, um den Tabellenführer zu schlagen. Wir haben verdient verloren, aber wir wissen auch, dass wir diesen Gegner schlagen können. Aber dann darf man sich solche Fehler und auch einen frühen Rückstand nicht leisten.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna

„Ich bin noch zu emotional mit diesem Spiel beschäftigt. Das Gegentor nach dem Elfmeter war unglücklich, das zweite Tor schenken wir zu einfach her. Der Gegner war heute besser als wir. Wir haben die Momente, in denen wir etwas hätten machen können, nicht genutzt.
Jordy de Wijs, Abwehrspieler der Fortuna

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