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Thioune ist zurück auf der Brücke

In seiner Heimat will Fortunas Trainer nur drei Punkte klauen

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Ob der klare und verdiente 2:0-Erfolg von Fortuna Düsseldorf gegen den Hamburger SV kein Zufall war und auch – wie vom Trainer versprochen – etwas mit der Mannschaft gemacht hat, wird sich morgen in Osnabrück zeigen. Gegen den Tabellenletzten muss für die Mannschaft von Daniel Thioune ein Sieg herausspringen, sonst war der Dreier gegen den HSV nicht viel wert. Was aber das Spiel an der Bremer Brücke so besonders macht, ist die Rückkehr von Fortunas Trainer zu seinen Wurzeln. Es geht dahin, wo der 49-Jährige groß geworden ist und seine Fußball(er)-Karriere seinen Anfang genommen hat.

So war es nachvollziehbar, dass Daniel Thioune im Vorfeld des Spiels nach seinen Gefühlen befragt wurde – in dem Moment, wenn er den Innenraum des Stadion ins Osnabrück betritt. Er hat in dieser Stadt und für diesen Klub 14 Jahre lang gearbeitet und ist geprägt von der dortigen Fußball-Stimmung. „Ich habe mein erstes Tor an der Bremer Brücke geschossen, auch als Profi habe ich das geschafft. Ich war Kapitän dort und bin mit dem Verein als Spieler aufgestiegen“, erklärte Fortunas Chefcoach. Das habe ihn geprägt, auch wenn er dort wohl genauso viele richtige wie falsche Entscheidungen getroffen habe. Die zweite Chance bekam er in Osnabrück als Trainer von der U16 aufwärts bis zum Profi-Team. „Damit bin ich dort angekommen, wo ich immer hinwollte“, sagte er, dessen Erfahrungen bis dahin ihm in Hamburg und nun in Düsseldorf sehr weitergeholfen haben.

Tabellarisch sieht es für den Letzten der 2. Liga aktuell nicht gut aus, aber das ändert nichts an der Schwere der Aufgabe. „Der Verein ist etwas Besonderes für mich, aber das ist die Fortuna auch, weil wir in diesem Jahr in der Lage sein könnten, vielleicht die beste Zweitliga-Saison aller Zeiten zu spielen“, sagte der 49-Jährige, der damit auch auf die Pokalspiele dieser Saison einbezog. „Da möchte ich dann dabei sein, wenn wir diese Chance dazu nutzen.“ Also Mitleid mit seinem alten Verein will er sich (nur) an diesem Tag nicht leisten.

Dass Daniel Thioune sich wegen seiner Rückkehr von Emotionen überwältigen lässt, schließt er also selbst fast komplett aus. „Wenn ich die Mannschaft aus der Kabine auf den Platz lasse, ist meine Arbeit der Vorbereitung getan“, sagt er, der sich dann maximal auf das Geschehen konzentrieren könne, weil er dann die beste Elf mit der besten Idee auf dem Rasen haben werde. „Wenn ich aus der Kabine selbst rauskomme, freue ich mich aber noch, meine Familie und meine Freunde zu sehen sowie die Menschen, die mich damals begleitet haben.“ Auf die Mannschaft werde das dann keinen Einfluss mehr haben. Er habe dann von der Seite und in der Pause genügend Möglichkeiten, noch auf seine Mannschaft einzuwirken. Sorge, dass sein Team sich offensiv nicht entfalten kann, muss der Trainer eigentlich nicht haben. 2,17 Treffer hat die Fortuna im Schnitt in jeder Partie erzielt, wobei es in den 15 Spielen ohne Beteiligung der anderen Teams aus den „Top 7“ der Fortuna sogar gelang, 2,8 Treffer im Schnitt zu erzielen.

„Für mich kann es in dieser Situation nur eine Richtung geben und das ist vorwärts.“

Daniel Thioune zur Herangehensweise im Spiel der Fortuna in Osnabrück

Naturgemäß groß ist der Respekt des Trainers vor seinem alten Team. Immerhin hat die Fortuna in der Rückrunde auch bisher nur einen Zähler (10) mehr eingesammelt als die Niedersachsen. „Der VfL ist nun deutlich stabiler unterwegs als in der Hinrunde, obwohl die Osnabrücker damals gegen HSV gewonnen und gegen uns auch nicht ganz unverdient gepunktet hatten“, sagte Thioune. Zuhause hat das Team von Uwe Koschinat noch kein Gegentor hingenommen. Die einzelnen Spieler hätten sich auch weiterentwickelt und der Mannschaft eine größere Stabilität gegeben. „Ich weiß zudem, was die Stimmung an der Bremer Brücke ausmachen und die Mannschaft an Intensität zeigen kann“, erklärte der Trainer, der aber auch darauf hinwies, dass seine aktuelle Mannschaft diese Intensität ebenso auf den Platz bringen könne. „Wir schrubben nach dem FC St. Pauli die meisten Kilometer, und das müssen wir auch gegen ein Team zeigen, dass mit dem Rücken zur Wand steht.“

So würden die Fortuna-Fans Christos Tzolis gerne beim VfL Osnabrück jubeln sehen. Foto: Christof Wolff

Nach den meteorologischen Erkenntnissen wird es ein Spiel mit viel Feuchtigkeit von oben werden, was den Spielfluss beeinflussen kann. Somit ist vor allem Mentalität und Kampfgeist auf Seiten der Gäste gefragt, um einen leidenschaftlichen und einen um die letzte Chance kämpfenden Gegner auf Distanz zu halten und möglichst zu bezwingen. „Wir werden den VfL weder unterschätzen noch überhöhen“, sagte Thioune, der Respekt vor aktuell gut spielenden Teams hat und das ist aktuell auch der VfL Osnabrück, der punkten muss. „Es ist ein All-in-Spiel“, sagte Thioune voraus. „Und das Ganze ist deswegen so charmant, weil es anfängt, wenn das Licht eingeschaltet wird.“

Personell sieht es bei der Fortuna nicht so schlecht aus. Andre Hoffmann bestand nach der Trainingspause am Mittwoch den letzten Belastungstest im Abschlusstraining und fährt zumindest als Backup für die Innenverteidigung mit, und die beiden U23-Spieler Tim Corsten sowie Jan Boller können sich dann ganz auf das Spiel mit der Zwoten am Samstag bei Fortuna Köln konzentrieren. Auch Shinta Appelkamp ist wieder vollkommen belastbar, nachdem er gegen den HSV nur auf der Bank gesessen hatte. Aber für das Spiel in Osnabrück ist er wieder eine absolut wichtige Option bei seinen Werten als Torvorbereiter mit insgesamt sieben Scorerpunkten. Jordy de Wijs, Emma Iyoha, Marcel Sobottka und Sima Suso spielen ebenso wie der aktuell an der Wade verletzte Joshua Quarshie noch keine Rolle und bleiben in Düsseldorf.

Besetzung der zentralen Stelle im Sturm ließ Daniel Thioune offen

Zur Aufstellung in Osnabrück ließ sich der Trainer nicht so viel entlocken, wie eine Woche zuvor. Immerhin bestätigte er die Besetzung der Viererkette mit Zimmermann, Siebert, Oberdorf und Gavory, sagte wenig zum Mittelfeld, außer, dass Appelkamp eine wichtige Option für ihn sei. Er lobte den letzten Einsatz von Dennis Jastrzembski gegen den HSV, weil dieser sonst immer nur die „Schrottminuten“ am Ende eines Spiels bekommen würde. Und in Sachen Mittelstürmer blieb er vage und bestätigte, dass sowohl Marlon Mustapha als auch Vincent Vermeij ähnlich wie Appelkamp sehr gut trainiert hätten. An Christos Tzolis würde ja ohnehin derzeit kein Weg vorbeigehen…

Wahrscheinliche Aufstellung Fortunas:
Kastenmeier – Zimmermann, Siebert, Oberdorf, Gavory – Engelhardt – Klaus, Tanaka, Johannesson, Tzolis – Daferner
Kader: Niemczycki – Niemiec, Jastrzembski, Uchino, Appelkamp, Vermeij, King Manu, Mustapha (insgesamt 19 Spieler)

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