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So hat Udo Jürgens Fortunas Fans begeistert

Die Tops und Flops des Fußball-Zweitligisten im Jahr 2023

Foto: Imago

von Norbert Krings

Es war ein sehr bewegtes, sogar in manchen Momenten ein wildes Jahr für den Verein Fortuna Düsseldorf. Eigentlich kamen die Rot-Weißen nie so recht zur Ruhe. Es waren in den vergangenen zwölf Monaten großartige sportliche Momente und großes Spektakel zu erleben, es gab Enttäuschungen, viele Verletzungen, ein neues, weltweit beachtetes Projekt und einen Einblick in die nicht gerade rosige wirtschaftliche Bilanz des Vereins. Anhand unserer Stichpunkte machen wir eine kleine, sehr abwechslungsreiche Zeitreise durch das Jahr 2023.

Daniel Thioune wirkt als Trainer von Fortuna Düsseldorf offenbar genau an der richtigen Stelle. Foto: Kenny Beele

Gewinner des Jahres: Ohne Zweifel ist das, wenn man alle Bereiche des Vereins miteinbezieht, der Trainer. Daniel Thioune hat ein Wir-Gefühl in der Mannschaft und unter den Fans geschaffen. Er ist einer, der deutliche Worte sagt, der nie seine Spieler durch den Kakao zieht und immer einen klaren Blick auf die augenblickliche sportliche Situation hat. Und er ist erfolgreich, obwohl er mit dem kleinsten Kader und eingeschränkten Möglichkeiten arbeiten muss. Inzwischen ist er der Übungsleiter der Fortuna, der den besten Punkteschnitt aller Fortuna Trainer aufweisen kann. Allerdings war er mit seiner Mannschaft auch noch kein Mitglied der höchsten deutschen Fußball-Klasse. Dahin will der Chefcoach der Fortuna auf jeden Fall, am liebsten mit der Fortuna. Allerdings ist sein Wirken auch in der Bundesliga inzwischen wahrgenommen worden…

Minus des Jahres: Die von Finanzvorstand Arnd Hovemann vorgelegte Bilanz des Spieljahres 2022/23 war wenig erfreulich, weil das positive Vereinsvermögen deutlich geschrumpft ist. Im Bundesligajahr 2012/13 gab es noch eine Rücklage von fast 10 Millionen Euro, inzwischen muss man Angst haben, dass am Ende des kommenden Spieljahres dort ein Minusbetrag stehen wird. Die Aussicht auf einen Januar 2024 mit keinem einzigen Heimspiel als Einnahmequelle – das Spiel gegen St. Pauli gehört zum Projekt „Fortuna für alle“ – und für das ganze Jahr rund 6,5 Millionen mehr Personalausgaben als im besagten Bundesligajahr sind nicht gerade eine hoffnungsvolle Aussicht nach einem schwierigen Jahr. 

Statistik des Jahres: Ein Relegationsplatz wäre schon ein großer Erfolg für die Fortuna. Wer auf die Jahrestabelle der 2. Fußball-Bundesliga schaut, der findet das Team von Daniel Thioune tatsächlich auf Rang drei mit insgesamt 62 Punkten. Nur der Hamburger SV mit 63 und der FC St. Pauli mit 74 Zählern liegen in dieser Rangliste vor der Fortuna. Der SC Paderborn ist hier Vierter mit „nur“ 56 Punkten. 

Transferflop des Jahres: Die gescheiterte Verpflichtung eines Klassestürmers ist nicht allein auf die fehlende Tiefe der Vereinskasse zurückzuführen. In den letzten Momenten eines geöffneten Transferfensters haperte es auch an einer schnellen und kompetenten Kommunikation zwischen Vorstand, sportlicher Leitung sowie dem Aufsichtsrat. Obwohl Simon Zoller als Verstärkung des FC St. Pauli für den Kiezklub verletzungsbedingt nur 37 Minuten in der Liga und 116 Minuten im DFB-Pokal auf dem Platz gestanden hat, hätte ein Transfer im Winter dem Kader der Fortuna sehr geholfen. Teilweise saßen fünf Talente aus der U19 und U23 bei Ligaspielen der Fortuna auf der Ersatzbank.

Hit des Jahres: Das hätte Udo Jürgens bestimmt auch nicht gedacht, dass er an einem September-Tag im Jahr 2023 noch der Lieblingssänger der Fans von Fortuna Düsseldorf werden könnte. Der DJ bei Spielen der Fortuna in der MERKUR SPIEL-ARENA, Marcus „Opa“ Haefs, legte nach dem überzeugenden 3:1-Sieg der Düsseldorfer über den Karlsruher SC den Schlager „Griechischer Wein“ auf. Die Fans feierten lautstark ihren Griechen Christos Tzolis, der ein Traumtor zum 2:1 gegen den KSC erzielt hatte. Das Mitschmettern und Schunkeln der überaus textsicheren Anhänger war auch ein Zeichen der Erleichterung, weil die Fortuna mal wieder ein Spiel gedreht hatte.

Baustelle des Jahres: Mit der überaus hohen und über dem Durchschnitt liegenden Zahl an Verletzungen hat sich von der Rückrunde der vergangenen zur Hinrunde der aktuellen Saison nichts geändert. Vor allem die vielen Muskelverletzungen (im Fortuna-Jargon: „muskuläre Probleme“) sind einfach nicht zu erklären. Diese Misere im Zusammenhang mit dem kleinsten Kader der Liga hat sicherlich einige Punkte gekostet.

Alexander Jobst gilt als der Erfinder von „Fortuna für alle“. Foto: Kenny Beele.

Spektakel des Jahres: Wer das Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern in der Arena miterlebt hat, sollte sich eigentlich genötigt fühlen, in jedem Heimspiel der Fortuna dabei zu sein – selbst wenn es etwas kostet. 0:3 zurückgelegen, auf 3:3 herangekommen und dann noch ein herrliches Tor und eine rauschende Feier nach dem 4:3-Erfolg zeigen, was Zusammenhalt und unerschütterlicher Glaube an den Erfolg bedeuten kann.

(Zwei) Schwächen des Jahres: Dass der Trainer es sich wünscht, auch mal wieder mit 1:0 zu gewinnen, ist verständlich, wenn man auf die Tatsache blickt, dass die Mannschaft 18 Mal im ganzen Jahr einer Führung des Gegners hinterherlaufen musste. Dabei gab es im Jahresverlauf in der Liga nur acht Niederlagen, zehn Mal konnte die Fortuna ein Spiel noch drehen und fünf Mal gab es dann sogar noch einen Dreier. In den Spielen gegen die Top-Teams der Liga war die Fortuna im Jahr 2023 nicht so erfolgreich. Da gelang zwar ein 1:0-Sieg gegen den späteren Aufsteiger SV Darmstadt, aber weder gegen den HSV, Heidenheim, Paderborn, Fürth, Hannover oder St. Pauli reichte es im ablaufenden Jahr zu drei Punkten. In der Hinrunde der aktuellen Saison schoss die Fortuna als insgesamt sogar bestes Offensivteam mit den meisten Toren noch nicht einmal einen Treffer gegen St. Pauli, HSV, Fürth und das diesjährige Topteam Kiel. Aber: Hertha BSC wurde 1:0 bezwungen, und die Berliner werden um den Aufstieg auch noch ein Wörtchen mitreden.

Projekt des Jahres: Das Projekt „Fortuna für alle“ sorgt einerseits für Begeisterung und für die weltweite Aufmerksamkeit. Andererseits stößt es auch auf Skepsis. Nach dem Absprung der Provinzial, der gravierenden Einschränkung der Unterstützung durch die Stadtsparkasse und vom einstigen Hauptsponsor Henkel ist die Fortuna händeringend auf der Suche nach weiteren Unterstützern des eingeschlagenen Weges. Die Hoffnung, noch bis zum Jahresende einen weiteren Partner zu finden, ließ sich offensichtlich nicht realisieren. Die Idee ist klasse, wenn sie dann auch entsprechend funktioniert und in der kommenden Saison die Zahl der „Freispiele“ gesteigert werden kann.

Ein Blick in die F95-Kabine. Foto: Beele

Abschied des Jahres: Immer noch – und auch weiterhin – trauern die meisten Fortuna-Fans darum, dass Rouwen Hennings nicht mehr Spieler ihrer Mannschaft ist. Er wäre gerne geblieben und hätte sich auch hintenangestellt. Aber er wäre immer bereit gewesen, dem Verein zu helfen, an dem sein Herz weiterhin hängt. Warum Trainer und Verein kein Vertrauen in den Stürmer gesetzt haben, erschließt sich den Anhängern nicht. Mit ihm hätte es die Sturmproblematik wohl in dieser Form nicht gegeben.

Überraschungen des Jahres: Vincent Vermeij war schon früh als Fehleinkauf abgeschrieben worden. Doch der Niederländer hatte sich erst an die Liga und dann auch an seine Mannschaftskameraden gewöhnen müssen. Das Vertrauen des Trainers rechtfertigte der lange Mittelstürmer der Fortuna und war gerade in der Schlussphase der Hinrunde ein treffsicherer Torgarant. In seiner Joker-Rolle war das auch Jona Niemiec, der das Pokalspiel in Magdeburg fast im Alleingang drehte und dabei sogar den griechischen Publikumsliebling Christos Tzolis in den Schatten stellte. 

Unglaubwürdigstes Gerücht des Jahres: Manche Fans hoffen darauf, andere schwören Stein und Bein, dass Dawid Kownacki in der Wintertransferperiode nach Düsseldorf (zurück) ausgeliehen wird. Allerdings stehen dieser Hoffnung die Aussagen des polnischen Nationalspielers und seines aktuellen Vereins Werder Bremen entgegen. Bei beiden Parteien ist von einem möglichen halbjährigen Ausleihgeschäft zur Fortuna keine Rede. 

Schönstes Versprechen des Jahres: Christos Tzolis ist bekanntermaßen ein Schlitzohr. Nach seinen ersten Torerfolgen für die Fortuna berichtete er nicht nur von seinen Glücksgefühlen und seiner Kochkunst. Er versprach auch die Medienvertreter zu einem griechischen Essen einzuladen, sollte ihm in dieser Saison noch ein Hattrick gelingen. In Elversberg, als er dort beim 5:0-Erfolg zwei Treffer erzielte, hätte er dieses Versprechen fast schon einlösen müssen. Von Currywurst und Pommes ist der 21-Jährige übrigens nicht so begeistert.

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