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Riskant, aber richtig

Kommentar zum Haukeland-Vertrag der DEG

Foto: Birgit Häfner

von Bernd Schwickerath

Seit Jahren sprechen sie bei der Düsseldorfer EG davon, dass es wieder bergauf gehen soll. Der neue Vertrag für Torwart Henrik Haukeland ist ein Schritt dahin. Keiner ohne Risiko, aber einer, den die DEG gehen muss. Unser Kommentar.

Seine Karriere hatte er bereits vor einigen Monaten beendet, aber an diesem Freitag wird Patrick Reimer noch mal groß gefeiert. Dann wird vor dem Spiel der DEG in Nürnberg ein Banner mit seinem Namen und seiner Nummer unters Hallendach gezogen. Wie man das so macht, wenn sich ein ganz Großer verabschiedet. Ein Großer übrigens für beide Klubs: Der DEL-Rekordscorer spielte vor seinen elf Jahren bei den Ice Tigers auch neun für die DEG.

Spieler wie Reimer sind selten geworden. Wer bleibt in der DEL schon länger als drei, vier Jahre bei einem Team? Umso überraschender kam da vor ein paar Tagen die Meldung, dass die DEG mit Henrik Haukeland um stolze sechs Jahre verlängert hat. Obwohl es zahlreiche Interessenten für den „DEL-Torwart des Jahres“ gab. Auch solche mit mehr Geld und mehr Chancen, in naher Zukunft einen Titel zu gewinnen. Doch die DEG überzeugte Haukeland über die Länge des Vertrags. Kurzfristig hätte er woanders mehr verdient, aber es wollte ihm wohl niemand ein Papier bis 2030 anbieten.

Foto: Birgit Häfner

Seitdem ist viel darüber diskutiert worden: Ob so ein langer Vertrag für einen 28-Jährigen nicht zu riskant ist. Ob Haukeland auch in den nächsten Jahren noch Spitzenleistungen bringen kann, die ein Spitzengehalt rechtfertigen. Berechtigte Einwände, und trotzdem war das die richtige Entscheidung der DEG. Denn was wäre denn die Alternative gewesen? Ihren absoluten Topspieler ziehen zu lassen, wie sie es in den vergangenen Jahren immer wieder tat?

Es brauchte ein Zeichen

Nein, es brauchte endlich mal ein Zeichen an das eigene Team, die Fans, die Stadt und nicht zuletzt die Konkurrenz, dass man bei der DEG wieder mehr will. Man kann nicht immer nur reden, dass man nach diversen Viertelfinalniederlagen wieder ein Halbfinale oder sogar ein Endspiel erreichen will. Man muss auch entsprechend handeln und die Grundlagen dafür schaffen. Nun hat die DEG genau das getan. Natürlich ist es noch ein sehr weiter Weg, wieder ein Topteam zu sein – finanziell wie sportlich. Aber wenn man jetzt nicht damit anfängt und zumindest die Topleute, die man schon hat, hält, ja wann denn dann?

Natürlich darf man trotzdem skeptisch sein. Wer weiß schon, was in 2030 los ist? Wie sieht die DEL bis dahin aus? Wie entwickeln sich die Gehälter? Was ist aus der DEG geworden? Bleibt Haukeland gesund? Kann alles niemand mit Gewissheit sagen. Deswegen: Ja, der Vertrag birgt Risiken, aber welcher tut das nicht, der länger als eine Saison geht? Und es sollte auch niemand so tun, als habe sich die DEG damit für Jahre wirtschaftlich in Ketten gelegt. Selbstredend ist Haukeland der Topverdiener im Kader, aber die DEG hat nach wie vor Handlungsspielraum.

Foto: Birgit Häfner

Eine Investition in die Zukunft der DEG

Zudem ist der Plan ja, durch Leistungen eines Spitzentorwarts besser zu sein, damit mehr Fans kommen und die Saisons länger dauern. Haukeland soll quasi selbst dafür sorgen, dass sich die Investition in ihn lohnt. Nichts anderes ist dieser Vertrag: eine Investition in die Zukunft der DEG. Die kann schief gehen, aber deswegen ist es ja nicht besser, es gar nicht zu versuchen.

Geschäftsführer Harald Wirtz sagte dieser Tage, Haukeland habe das „große Potenzial, eine Ikone des Düsseldorfer Eishockeys zu werden“. Und das stimmt. Aber dafür musste er halt in Düsseldorf bleiben. Das ist der DEG gelungen, mit dem Abschied ihres besten Spielers muss sie sich vorerst nicht beschäftigen. Aber wie man so etwas aufzieht, das kann sie schon diesen Freitag in Nürnberg erleben.

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