D.SPORTS

Home of Sports

Reicht Fortuna die gute Frühform?

Eingespieltes Team überzeugt - Verstärkung aber nötig

Hoffnungsträger Yannik Engelhardt - Foto: Imago

von Norbert Krings

ANALYSE Das letzte Teamfoto in Bad Leonfelden ist geschossen, die Spieler von Fortuna Düsseldorf waren froh, als es am Dienstagmorgen nach einer kurzen Einheit wieder Richtung Heimat ging. Und im Flugzeug war die Stimmung nicht die schlechteste. Zu präsent waren noch die Erinnerungen an das zweite Testspiel in dieser Zeit und den überzeugenden 5:0-Erfolg der Thioune-Elf gegen Puskas Akademia aus Ungarn. „Dieser Erfolg hat allerdings keine Aussagekraft für das Spiel zu Saisonbeginn gegen Hertha BSC“, erklärte Fortunas Trainer, der sich natürlich über den klaren Sieg erfreut zeigte und einige Erkenntnisse in der Woche mit intensiver Arbeit in Oberösterreich gewinnen konnte.

Personal: Dass sich nicht allzu viel in der Mannschaft (bisher) geändert hat, wird auch daran deutlich, dass die Mannschaft eingespielt wirkt. Die ersten 14 bis 16 Spieler haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, in der 2. Bundesliga zu bestehen. Das gilt für die Abwehr auch nach dem Abgang von Christoph Klarer. Was in der Hierarchie im Kader dann dahinter kommt, ist noch nicht soweit. Allerdings sind das bis auf Keeper Dennis Gorka fast nur Kräfte aus der zweiten und dritten Reihe. Gorka, als zweiter Torhüter, hat noch nicht die nötige Sicherheit und wirkte gerade im Spiel gegen die Ungarn vor allem in der ersten Hälfte etwas unglücklich und fehlerhaft in seinen Aktionen. Ihm fehlt einfach die Spielpraxis. Auch deshalb nimmt die Fortuna Keeper Karol Niemczycki unter Vertrag. Der 24 Jahre alte Pole spielte zuletzt in seiner Heimat beim Erstligisten KS Cracovia.

In guter Form haben sich einige Spieler gezeigt, auffällig war vor allem Yannik Engelhardt, der für die Fortuna ein absoluter Gewinn ist. Mit seiner Ballsicherheit und seinem Auge wird sich der Spielaufbau deutlich verbessern. Auch auf Nicolas Gavory wird Fortuna in der kommenden Saison mehr setzen können. Der Franzose scheint auch offensiv endlich angekommen zu sein.

Einen Schritt nach vorne hat auch der Jüngste, Elione Fernandes Neto, gemacht, die sich immer mehr zutraut. Einen vermeintlich eher überraschend guten Eindruck hinterließ die Offensiv-Abteilung. Daniel Ginczek wirkt fitter und beweglicher, Emma Iyoha sprüht vor Spielfreude, Felix Klaus hat die gute Form (bis zu seiner Erkrankung) halbwegs konservieren können und Neuzugang Vincent Vermeij konnte bisher durchaus überzeugen – auch menschlich.

Verletzungen: Bis auf leichte gesundheitliche Probleme (Erkältung) zuletzt bei Felix Klaus und David Savic gab es diesmal keinen Ausfall wie im vergangenen Jahr mit der schweren Verletzung von Matthias Zimmermann. Auch Takashi Uchino dürfte nach einer Muskelverletzung in Kürze wieder vollständig zur Verfügung stehen. Bitter ist nur, dass Allroundspieler Tim Oberdorf noch länger fehlen wird. Das Pfeiffersche Drüsenfieber hat ihn noch im Griff. Er wird noch mindestens einen Monat Aufbauarbeit benötigen, um wieder ins Training einsteigen zu können.

Spielsystem: So viel hat Daniel Thioune in Sachen Taktik und Spielsystem nicht verändert. Kombinationen über den Flügel möchte der Trainer gerne intensivieren. Zudem soll sein Team schneller umschalten und auch den Spielausbau in höherem Tempo realisieren. Vertikales Spiel mit exakten Anspielen auf die Flügel ist gewünscht, wie auch das Ablegen von Bällen durch die langen Kerle im Sturmzentrum.

Daniel Thioune gibt seinen Spieler den einen oder anderen wichtigen Fingerzeig in der Vorbereitung. Foto: Imago

In der Abwehr ist vieles eingespielt, Jamil Siebert hat noch einen gewissen (spiel-)technischen Rückstand. Den wird der körperlich sehr starke Innenverteidiger aber schnell aufgeholt haben. Seine Dynamik und seine Freude, wieder für die Fortuna auf dem Platz zu stehen, sind ihm anzumerken. Im Mittelfeld werden sich Marcel Sobottka und Yannik Engelhardt die Aufbauarbeit teilen. Beide werden sehr voneinander profitieren. Thioune will in der Angriffsspitze flexibel bleiben, um auf Form und Gegner reagieren zu können. So ist ein System mit einem Innenstürmer genauso vorstellbar wie mit zwei. Außerdem kommt es natürlich darauf an, ob und wann ein weiterer torgefährlicher Stürmer hinzukommt.  

Robustheit: Der Gegner im letzen Test aus Ungarn habe zwar rustikal und teilweise „rabiat gespielt“, aber davon hätte sich seine Mannschaft diesmal nicht beeindrucken lassen, meinte Fortunas Trainer. Auch in den ersten Testspielen hat die Fortuna körperlich gut dagegen gehalten und habe laut Thioune insgesamt auch selbst „gut ausgeteilt“. Zu oft hatte sich das Team in der Vergangenheit gegen körperliche Robustheit zu brav und beeindruckt gezeigt. Es ist ein gutes Zeichen, dass sich Hoffmann & Co. sich noch weniger gefallen lassen und als Team zusammenhalten. Die gute körperliche Konstitution ist auch ein Zeichen von entsprechender Fitness. Athletik-Trainer Andreas Groß macht ganz offensichtlich weiterhin gute Arbeit, ohne dass die Einheiten im Trainingslager in reine Konditionsbolzerei ausgeartet wären.

Aussicht: Fortunas Mannschaft ist nach dem Trainingslager und anderthalb Wochen vor dem Saisonstart in einem ordentlichen Zustand. Das Team wirkt eingespielt, allerdings fehlen so ein wenig die individuellen Ausreißer nach oben – was die Ideen und die Torgefahr angeht. In dieser Beziehung wird der letzte Test an diesem Freitag gegen den VfL Bochum weitere Erkenntnisse bringen. Ganz deutlich ist allerdings, dass Fortuna in Sachen Qualität und Quantität den Kader für höhere Ziele noch dringend erweitern muss. Das beugt der Verletzungsgefahr vor und ist für den Konkurrenzkampf im Team ganz wichtig. Und es scheint so, als würde sich etwas tun bei den Verpflichtungen. Ein oder zwei Außenstürmer und ein torgefährlicher Innenstürmer sollen kommen. Doch noch gibt es keine Erfolgsmeldung in dieser Hinsicht.

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter