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Kinder entdecken Triathlon für sich

Das Triathlon-Team Düsseldorf wächst

Fotos: TTD

von Bernd Schwickerath

Triathlon ist hart. Zu hart für Kinder, denken manche. Das Triathlon-Team Düsseldorf beweist das Gegenteil, hat eine eigene Jugend-Abteilung, die selbst in Corona-Zeiten gewachsen ist. Das Motto des TTD: Wenn statt Ausdauer Spaß und Technik vermittelt werden, kann Triathlon auch für Kinder sinnvoll sein.

Wer an Triathlon denkt, hat häufig folgende Bilder im Kopf: Durchtrainierte Körper, die aus dem Wasser kommen und aufs Rad steigen. Hektische Sekunden, wenn für den letzten Abschnitt die Schuhe gewechselt werden müssen. Schmerzverzerrte, aber glückliche Gesichter, wenn endlich die Ziellinie naht. Wie eine einzige Qual kann das aussehen – vor allem, wenn man an die tausenden Stunden Training denkt, die dafür sorgen, dass man überhaupt zu einem Wettkampf kann.

Für Kinder ist das eher nichts, könnte man da denken. Bis man mit Sebastian Sehnert spricht. „Bei Triathlon denken viele an Extremsport“, sagte zwar auch er, „aber Triathlon ist nicht, halbtot beim Ironman anzukommen, es geht um Bewegung in der Natur. Das ist ein Ganzkörpersport, gut für die Konzentration, Koordination, Athletik und Stabilität. Für Kinder ab sieben Jahre ist das eine tolle Sache.“

300 Mitglieder in vier Jahren

Sehnert weiß, wovon er spricht. Der 38-Jährige ist nicht nur selbst regelmäßig im Wasser, auf dem Rad oder auf den eigenen Füßen unterwegs, er ist auch Jugendvorstand und Trainer beim Triathlon Team Düsseldorf (TTD). Und als habe es einen letzten Beweises bedurft, dass er seinen Sport jedem Kind empfehlen würde: Seine beiden Töchter – fünf und acht Jahre alt – sind ebenfalls im Verein. Und sie sind begeistert.

Die Sehnerts sind drei von insgesamt mehr als 300 Aktiven beim TTD. Damit ist er einer der kleineren Düsseldorfer Sportvereine, aber es gibt ihn auch erst seit 2018, seit sich die Triathleten von den Freien Schwimmern abgespalten haben. Und sie wachsen immer weiter, gehören bereits zu den fünf größten Triathlon-Vereinen in NRW, selbst während der Corona-Zeit kamen mehr als 100 neuen Mitgliederinnen und Mitglieder hinzu.

„Viele Menschen hatten im und nach dem Lockdown die Bereitschaft, sich zu bewegen. Unsere Kombination aus Radfahren, Schwimmen und Laufen ist dabei offenbar für viele Menschen passend“, hat der Vorsitzende Holger Osesek im Herbst der „Rheinischen Post“ erzählt. Trainer Sehnert kennt noch einen weiteren Grund: „Triathlon passt zum allgemeinen Ernährungs- und Fitness-Trend, und der Sport ist abwechslungsreich.“ 

Kindgerechtes Training: Technik statt Ausdauer

Was Sehnert, Osesek und all die anderen im TTD besonders freut: der viele Nachwuchs. Rund 20 Prozent der Mitglieder seien U18 – und um die kümmern sich zahlreiche zertifizierte Trainer. Knallhartes Training stehe aber nicht auf dem Programm, nur Kondition bolzen ist laut der Wissenschaft ohnehin nicht kindgerecht. Auch der Dachverband Deutsche Triathlon Union setzt im Jugendbereich explizit auf Breitensport, nicht auf Leistung.

So sieht es auch Sehnert: „Es geht nicht darum, immer an die Grenzen zu gehen, bei Kindern geht es um Spaß an der Bewegung, um Schnelligkeit und Technik.“ Der Aspekt werde gemeinhin unterschätzt, sagt der Trainer: „Man denkt immer: Laufen kann ja jeder, aber richtig Laufen können die wenigsten. Auch Radfahren und Schwimmen sind sehr technisch. Deswegen geht es uns bis 13, 14 oder 15 Jahren darum, dass unsere Mitglieder schnell werden und die Technik verinnerlichen. Erst danach geht es um den Ausdauerbereich.“

Entsprechend sehen die Distanzen aus. Man kann ganz klein anfangen: 400 Meter Schwimmen, vier Kilometer Radfahren, zwei Kilometer Laufen. Ältere sind etwas länger unterwegs, „insgesamt eine halbe Stunde etwa“, sagt Sehnert, der immer wieder Folgendes feststellt: „Für die meisten ist das Schwimmen einfach, Radfahren ist schwer, noch schwerer das Laufen.“

Das alles zu verbessern, ist das Ziel. Denn natürlich geht es langfristig auch darum, Nachwuchs für die Teams auszubilden, die im Ligabetrieb aktiv sind. Und wenn jemand wie Sandra Wirth bei der WM 2021 in der AK 40 als Zweite durchs Ziel geht, freut das ihren Verein ebenso.

„Es geht nicht um Zeiten“

„Wir fördern die Kinder und möchten, dass sie an Wettkämpfen teilnehmen, aber es geht nicht um Zeiten, es geht darum, dass sie Spaß haben und in der Natur sind“, sagt Sehnert, da werde niemand aus der Trainingsgruppe ausgeschlossen, weil er oder sie eine bestimmte Zeit nicht erreicht hat. Wer sich einfach nur fit halten und Freude an der Bewegung sowie dem Vereinsleben haben will, sei genauso willkommen wie die, die die Medaillen und Pokale sammeln.

Das zeigt sich auch daran, dass Kinder und Jugendliche keinen Mitgliedsbeitrag zahlen müssen. Ganz umsonst ist der Sport aber natürlich nicht. Schwimmen und Laufen sind noch relativ kostengünstig zu bewerkstelligen, aber wenn es ein spezielles Fahrrad sein soll, „kann man ein Vermögen ausgeben“, sagt Sehnert und erzählt von Profis, die bis zu 20.000 Euro für ihr Rad hinlegen.

Abgeschreckt fühlen müsse sich dadurch aber niemand. „Bei uns brauchen die Kinder nicht mal ein Rennrad, da reicht auch ein Mountainbike, es gibt dafür keine Regeln, Hauptsache es ist verkehrssicher“, sagt Sehnert. Und selbst die, die schon ein Rennrad haben, haben dafür keine vierstelligen Summen ausgeben.

Das lohne ohnehin nicht, weil die Kinder schnell wachsen. Deswegen hat das Triathlon-Team auch drei eigene Räder für Acht- bis Elfjährige. „Da können die Kinder erst mal gucken, ob es ihnen überhaupt Spaß macht, bevor Geld ausgegeben wird.“ Auch für Elf- bis Vierzehnjährige gibt es noch ein Leihrad.

Wer da eine besonders gute Figur macht, kann an Wettkämpfen teilnehmen. Vergangene Woche ging es für den Düsseldorfer Nachwuchs zum Duathlon nach Hamm, also Laufen, Radfahren und noch mal Laufen. Am Ende gab es mehrere Top-10- und sogar einige Podestplatzierung. „Ein tolles Ergebnis für den TTD“, schrieb der Klub auf seiner Homepage.

Mit Abwechselung gegen die Langeweile

Der nächste Wettkampf ist Anfang April. Ansonsten wird jetzt, wo das Wetter wieder besser wird, vor allem trainiert. Und das muss möglichst abwechslungsreich gestaltet werden. „Wenn ich den Kindern sage: Lauft mal fünf Runden auf der Bahn, dann ist das langweilig, für uns Erwachsene ja auch“, sagt der Trainer. Also gibt es Intervalltraining mit verschiedenen Schwierigkeiten, mal 400 Meter langsam, mal 200 schnell. Dazu geht es in den Wald, es gibt Techniktraining mit Parkour, beim Radfahren Rennen mit Führungswechsel, auch beim Schwimmen gebe es „zig Übungen“, sagt Sehnert.

„Wir müssen den Kindern etwas bieten, der soziale Aspekt ist dabei wichtig. Man muss da keine Wissenschaft draus machen, aber es braucht schon Abwechselung.“ Abwechselung, die in letzter Zeit immer besser ankam. Geht es nach dem Triathlon-Team, finden in den nächsten Monaten immer mehr Kinder zu einem Sport, der nur auf den ersten Blick nicht für sie geeignet ist.

Wer selbst Lust auf Triathlon hat: Am 19. Juni steigt rund um den Medienhafen der PSD Bank Triathlon Düsseldorf 2022. Da gibt es auch eine „Schnupperdistanz“ über 250 Meter Schwimmen, 10 Kilometer Radfahren    und 2,5 Kilometer Laufen, zudem längere Rennen und eins für Firmenstaffeln. Alle Infos gibt es hier, zur Anmeldung geht es hier

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