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Nolte: Unser Hunger ist nicht gestillt

DHC-Damen starten optimistisch ins Final Four

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Das Damen-Team des Düsseldorfer Hockey Clubs erneuert seinen Griff nach dem Titel eines Deutschen Meisters. Am Wochenende steht das Final Four in Bonn auf dem Programm. Die Mannschaft um Liga-Torjägerin Lisa Nolte und von Trainer Nicolai Sussenburger geht zwar nicht als uneingeschränkter Favorit ins Rennen. Aber nach dem „Betriebsunfall“ im vergangenen Jahr, als das Final Four verpasst worden war, sind Spielerinnen und das Trainer-Team des DHC besonders heiß auf dieses entscheidende Wochenende, nachdem sie 2021 und 2022 jeweils die Deutsche Meisterschaft nach Düsseldorf geholt hatten. Am Samstag geht es los mit dem Halbfinale gegen den Club an der Alster.

In unserem Gespräch schwärmt Lisa Nolte von einem großartigen Mannschaftsgefüge beim DHC. „Wir unterstützen uns gegenseitig, und das geht auch über den sportlichen Bereich hinaus“, erklärt die zuletzt so erfolgreiche Hockeyspielerin. „Auch das Zusammenspiel mit den Trainern und dem gesamten Staff-Bereich funktioniert einfach sehr, sehr gut. Ich freue mich auch darüber, in eine Rolle hineingewachsen zu sein, die mir hilft, einerseits sportlich erfolgreich zu sein, andererseits auch etwas für die Mannschaft und den Teamgeist tun zu können.“ Auch das Zusammenspiel mit und die Führungsqualitäten von Mannschaftsführerin Selin Oruz hebt sie hervor. „Es ist supercool, quasi in eine ähnliche Rolle zu übernehmen“, sagt das Mitglied im Team Düsseldorf.

„Wenn ich in der richtigen Position bin, um auf das gegnerische Tor zu fackeln, dann mache ich mir keine Gedanken, dass ich eigentlich eine Mittelfeldspielerin bin.“

DHC-Spielerin Lisa Nolte, die beste Torschützin der Hockey-Bundesliga

In diesem Prozess, Führungsspielerin zu werden, ist die sportliche Anerkennung durch ihre Teamkameradinnen nicht ganz unwichtig. Aber wer sogar als eigentliche Mittelfeldspielerin die Torjägerkanone mit 14 Treffern in der Bundesliga gewonnen hat, braucht sich darum wohl nicht mehr zu sorgen. Zudem ist die 23-Jährige längst Nationalspielerin und hat mit ihrer Nervenstärke den Danas den Weg zu den Olympischen Spielen geebnet. „Bei uns im DHC hat sich das sehr gut ergänzt, denn ich bin eigentlich keine typische Goalgetterin“, sagt Lisa Nolte. „Dennoch vollende ich gerne unsere Angriffe und liebe es auch, Tore zu erzielen.“

Lisa Nolte freut sich über eines ihrer viele Tore. Foto: Kenny Beele

Lisa Nolte findet es auch erstrebenswert, im Zentrum des Spiels zu stehen, Spielzüge zu initiieren und das Spiel ihrer Mannschaft mitzusteuern. Und am Ende startet sie dem Ball hinterher und schießt dann auch das Tor, so wie es ihr in der Saison oft gelungen ist und auch am Samstag im Halbfinale gegen den Club an der Alster mehr als gefragt sein wird. Und ihr Hunger wird nie gestillt, was sportliche Erfolge angeht – sagt sie voller Überzeugung und natürlich auch sportlichem Ehrgeiz. „Das Final Four um die Deutsche Meisterschaft ist auch einzigartig und von der Spannung sehr geprägt. Die Vorfreude, dieses Jahr dabei zu sein, ist noch größer, weil es vergangenes Jahr nicht geklappt hatte“, sagt die DHC-Spielerin. „Alle bei uns brennen für dieses Wochenende.“

Der erste Gegner, das Team von der Alster, nötigt Lisa Nolte Respekt ab, weil da die individuelle Klasse aber auch das Mannschaftsspiel hohes Niveau aufweisen. „Aber uns kann man tatsächlich ähnlich charakterisieren“, sagt die 23-Jährige. „So wird dieses Halbfinale auch wegen der Erfahrung der Gegnerinnen mit vielen international tätigen Spielerinnen ein sehr anspruchsvolles Spiel.“ Das Positive bei der eigenen Mannschaft will Lisa Nolte allerdings auch noch gerne anbringen. Das sei die gute Mischung aus viel Erfahrung und so manchen vielversprechenden Talenten, die frischen Wind ins Team gebracht hätten. „Das zeichnet uns aktuell sehr aus“, sagt sie, die in diesem Halbfinale keinen klaren Favoriten sieht.

Mit Sara Strauss (links) versteht sich Lisa Nolte prächtig. Beide stammen wie auch Selin Oruz ursprünglich auch aus Krefeld. Foto: Kenny Beele.

Dass Lisa Nolte mit einem viel größeren Selbstbewusstsein unterwegs ist, hat auch mit ihrer Rolle in der deutschen Damen-Nationalmannschaft zu tun. Dass ihr die beiden wichtigen Treffer im Penaltyschießen in Indien gelungen waren, und sie damit die Danas letztlich nach Paris zu Olympia geführt hat, haben ihr mächtig Auftrieb verliehen und sie von einem hoffnungsvollen Talent zu einer gestandenen und vor allem erfolgreichen Nationalspielerin gemacht. Auf Lisa will der Bundestrainer auch bei den Spielen in Sommer nicht verzichten. „Das waren Erfahrungen, die man als Sportlerin unheimlich gerne aufsaugt und in anderen Situation auf jeden Fall nutzen kann“, sagt die Nationalspielerin. „Das war unglaublich toll und hat so viel Spaß gemacht.“

Diese besonderen Momente möchte sie gerne wieder erleben. Aber dadurch trägt sie auch deutlich mehr Verantwortung in den wichtigen Phasen der Spiele für ihren Verein – wie jetzt am Wochenende in Bonn. „Das ist übrigens auch für unsere Familien, Freunde und Fans super, dass sie uns dort ohne lange Anreise anfeuern können und wir diese Unterstützung erhalten.“ Ein gutes Omen sei für Lisa zudem, dass vor zwei Jahren, beim letzten Titelgewinn auf dem Feld, der Triumph (ebenfalls) in Bonn gelungen war.

Lisa Nolte freut sich nicht nur auf das Final Four sondern auch auf die Olympischen Spiele im Sommer dieses Jahres. Foto: Kenny Beele

Ähnlich positiv gestimmt wie Lisa Nolte, ist ihr Trainer. „Die kurze Rückrunde ist sehr gut verlaufen“, sagt Nico Sussenburger. „Und jetzt das Final Four nach einem Jahr Pause wieder spielen zu können, ist umso besser.“ Dabei gelang der Einzug ins Final-Turnier laut Sussenburger trotz einiger Widrigkeiten. So bedauert der DHC-Trainer besonders den verletzungsbedingten Ausfall von Maike Schaunig, die sich einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Und die schweren Spiele gegen Hamburg waren beileibe nicht einfach. „Dass wir das halbwegs souverän in zwei Spielen gegen Harvesterhude geregelt haben, macht einfach Lust auf mehr“, sagt Sussenburger, der noch darauf hinwies, dass bei allen vier Halbfinalisten starke Spielerinnen verletzungsbedingt fehlen werden. „Ich gebe da aber wenig drauf, wer woanders fehlt. Wir schauen auf uns.“

Der Düsseldorfer HC Profitiert weiterhin von der guten Nachwuchsarbeit

Nach den vielen Ausfällen in der Hinrunde, die dem DHC das Leben zusätzlich schwer gemacht haben, kann sich der Trainer nun darüber freuen, dass Tessa Schubert wieder dabei ist und auch drei sehr junge Spielerinnen sehr gut Fuß in der Mannschaft gefasst haben. „Ich bin sehr zufrieden mit den Mädchen, die aus dem 2007er-Jahrgang hochgekommen sind. Das ist für einen Club wirklich sensationell“, sagt Sussenburger. Lucy Zich zählte sogar im ersten Viertelfinale zu den Torschützinnen. Lotti Ritter und Emma Becker haben ebenfalls den Sprung in den Kader geschafft – und dies bei einer so kurzen Rückrunde. „Sie haben sich den Platz wirklich verdient.“

Einen klaren Favoriten kann auch Nico Sussenburger wie eigentlich jedes Jahr nicht ausmachen. „Bei diesem Spielmodus gibt es so viele kuriose Dinge, die da passieren können“, sagt der DHC-Trainer. „Alle vier letzten Finalspiele auf dem Feld wurden im Penaltyschießen entschieden.“ Da lässt sich wenig planen, weil die Zufallskomponente eine so große Rolle spiele. Mannheim und Alster seien vielleicht einen Tick vor dem DHC und RW Köln. „Aber eine Prognose kann ich nicht abgeben“, sagt Sussenburger. „Uns nur eine Außenseiterchance zu geben, wäre jedoch eindeutig zu tiefgestapelt.“

Nico Sussenburger freut sich aufs Final Four in Bonn. Foto: Kenny Beele

Dass Nico Sussenburger „am Rad dreht“, wenn es dann losgeht, weiß er schon jetzt. Aber im Gegensatz dazu werden sein Team und er auch eine gewisse Gelassenheit entwickeln, weil sich der Düsseldorfer HC nicht das erste Mal in einer solch (positiven) Extremsituation befindet. „Wir haben von Höhen und Tiefen schon alles erlebt, so wissen wir das richtig einzuordnen“, sagt der DHC-Trainer, der zu Lisa Nolte derzeit nur Positives sagen kann. „Für Lisa freut es mich total, dass sie so viel Erfolg hat. In den letzten beiden Jahren hat sie mit Fleiß einen Super-Weg gemacht und ist inzwischen sogar ein wesentlicher Bestandteil der Nationalmannschaft.“

„Ich wurde gefragt, ob für uns die Welt untergeht, wenn wir nicht Meister werden. Wenn man an die Lage in Charkiw und Rafah denkt, passiert das sicherlich nicht bei einer sportlichen Niederlage.“

Nico Sussenburgers Antwort auf die Frage eines Journalisten

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