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Kastenmeier: Vom Buhmann zum Helden

In Paderborn wird er von den Fans gefeiert

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Es gibt diese Tage, an denen Helden geboren werden. Bis Samstag taugte Florian Kastenmeier für die Fortuna-Fans nicht zu einer dieser Figuren, die die Menschen bewundern oder sogar lieben. In Paderborn hat der 24-Jährige einen wichtigen Schritt in seiner Karriere gemacht. Er hat sein Phlegma überwunden, eine gute Leistung beim überraschenden und erkämpften 1:1 der Fortuna in Ostwestfalen gezeigt und die Anhänger des Vereins in seinen Bann gezogen.

„Kaste“, wie er von seinen Mitspielern genannt wird, hatte endgültig gewonnen, als er nach dem Schlusspfiff seinem U23-Kollegen Takashi Uchino half, die Humba zu dirigieren. Vorher hatte er drei, vier tolle Paraden gezeigt und letztlich auch verhindert, dass seine Mannschaft durch einen Elfmeter in Paderborn in Rückstand geraten war. Auch wenn er dabei das Glück des Tüchtigen hatte, als er quasi von SCP-Schütze Felix Platte beim Strafstoß geradezu abgeschossen worden war. „Schön, dass ich nach langer Zeit mal wieder einen Elfer halten konnte“, sagte Kastenmeier.

Zuvor hatte es das Schicksal mit ihm gut gemeint, als er eine Flanke unterlaufen hatte, die zu einem Pfostenschuss von Platte führte. Dass seine Kritiker, die es auch nach diesem Spiel immer noch gab, ihm das 1:1 ankreideten, weil er den Ball nicht zur Seite abgewehrt hatte, ist geschenkt. Denn zuvor hatte er mehrfach sehr stark reagiert und einen vorzeitigen Ausgleich verhindert. Immer wieder gab es Sprechchöre für den Torhüter von den Fans, die ihn in der zweiten Hälfte direkt hinter seinem Tor so richtig stark machten. Das hat es selten, wenn überhaupt schon einmal für diesen Fortuna-Torhüter gegeben.

Florian Kastenmeier beim Abschlag. Foto: Kenny Beele

„Die Unterstützung hat uns sehr geholfen und noch einmal alles aus uns rausgeholt“, sagte Kastenmeier, der sogar von Paderborns Trainer Lukas Kwasniok als Retter des Punktgewinns für die Fortuna herausgehoben wurde. „Man muss das von zwei Seiten sehen“, sagte er. „Die eine Seite ist enttäuscht, dass wir den Dreier nicht über die Zeit gebracht haben, die andere Seite ist der Stolz über das Ergebnis unter diesen Umständen. Zudem nehmen wir viele glückliche Momente mit nach Hause.“ Vor allem für die jungen Spieler sei das eine ganz wichtige Erfahrung. Das ehrte Kastenmeier, dass er in diesem Moment an die U23-Spieler im Team dachte.  

Aber auch sein Auftreten in Paderborn war anders, als man ihn aus vielen Spielen zuvor kannte. Man hatte oft genug das Gefühl, da steht ein Einzelkämpfer im Tor der Fortuna. Ein Spieler, der in erster Linie daran interessiert ist, wie sein eigenes Auftreten wirkt. Einer, der schlecht mit seinen Fehlern und der Kritik darauf umgehen kann. Er wirkte unnahbar, bärbeißig und ein wenig arrogant. Sicherheit und Ruhe auszustrahlen, war nicht unbedingt sein Ding. Selbst in der Mannschaft wünschten sich einige Spieler, dass besser Raphael Wolf im Tor stehen würde, weil dieser einen besseren Stand bei seinen Mitspielern hat. Dabei sind Kastenmeiers fußballerischen Qualitäten über jeden Zweifel erhaben – auch wenn er bei der Demonstration seine Fähigkeiten manchmal übertrieben hat und seinem Trainer graue Haare wachsen ließ.

Florian Kastenmeier gab in
Paderborn alles. Foto: Christof Wolff

Unnötige Fehler, die Punkte kosteten und die Kritik, dass Kastenmeier keine Spiele für Fortuna gewinnen könne, setzten dem Menschen Florian Kastenmeier zu. Er verschloss sich noch mehr und haderte mit den Kritikern, die sich auch in den Medien ziemlich deutlich an ihm ausließen und ihn anzählten. So kam er arrogant in der Öffentlichkeit rüber, dabei ist er offensichtlich nur sehr verletzlich. Trotz der Diskussionen um seine Person konnte er sich im Zweikampf mit Raphael Wolf, der ihn zwischenzeitlich nach einer unnötigen, wenn nicht dämlichen Roter Karte in Ingolstadt und einer Corona-Erkrankung vertreten musste, immer wieder durchsetzen. Zuletzt hielt er dann auch die Null in zwei Spielen in Folge fest.

„Wir nehmen das Positive mit in die neue Woche“, sagt der 24-Jährige, der sich nun keine Sorgen mehr um seine Stammposition machen muss, weil die Torwart-Diskussion bei Fortuna nun wohl beendet ist. Zudem machte er sich auch für sein Dankeschön an die Fans neue Freunde. „Dass sich bei dieser Tabellensituation an einem Samstagmittag so viele Leute auf den Weg machen, um uns zu unterstützen, ist einfach überragend.“ Da war auch dann ein Lächeln auf dem Gesicht von Kastenmeier zu sehen. Das spricht wohl dafür, dass er nun endgültig bei Fortuna angekommen ist.

Florian Kastenmeier hat Talent, hat mit 1,92 Meter eine ideale Größe für einen Torhüter. Er hat Mut und gute Reflexe. Falls er weiter lernt, die Dinge umsetzt, die einen guten Torhüter ausmachen, hat er eine vielversprechende Karriere vor sich. Er muss sich aber weiterhin mehr öffnen, Mannschaftsspieler sein und natürlich Spiele gewinnen, die auf der Kippe stehen. Damit hat er in Paderborn angefangen, daran muss er anknüpfen. Dann kann er seinen neu erworbenen Heldenstatus bei den Fans behalten und was wichtiger ist – zu einem noch größeren Rückhalt für die Fortuna werden.

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