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Historischer Erfolg für Team und Trainer

Das Erfolgsgeheimnis von Fortunas U17 und Jens Langeneke

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Nicht die Profis oder die „Zwote“ sorgten für die große Überraschung der Saison bei Fortuna Düsseldorf. Es war das U17-Bundesliga-Team mit Trainer Jens Langeneke, das erstmals in der Geschichte des Vereins ein Bundesliga-Halbfinale erreichte und dort nur unglücklich am FC Schalke 04 scheiterte. Wir sprachen mit Jens Langeneke, der als Trainer großen Anteil an diesem Erfolg hat.

Hallo Herr Langeneke, wie geht es Ihnen, und sind Sie auch bereits im verdienten Urlaub?
Jens Langeneke: Mir geht es gut, kann mich nicht beklagen. Mit Urlaub ist bisher nichts, da wir noch mit der U17 den Pokal auf Verbandsebene ausspielen. Der Niederrhein-Pokal ist ein wenig unglücklich terminiert, weil die Saison der Bundesliga schon früh beendet war. Nach dem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft war die Luft bei uns ein wenig raus. Zudem bin ich bereits mit Organisatorischem für die neue Saison beschäftigt.

Dann dürfte der Pokalsieg am Niederrhein ja ein Selbstläufer für einen Bundesliga-Halbfinalisten werden, oder?
Langeneke: Na ja, es spielen schon Mannschaften wie Mönchengladbach und RW Essen im Pokal mit. Zum anderen sind wir auch jetzt auf der letzten Rille unterwegs, was die anstrengende Saison und viele noch nicht verheilte Verletzungen angeht. Wir mussten auch Spieler ganz rausnehmen.

Die Frage ist natürlich, warum waren Sie mit dieser Mannschaft so erfolgreich?
Langeneke: Gute Frage. Die naheliegendste Erklärung, die ich dann immer höre: Es ist ja auch ein guter Jahrgang. Das muss ich ein wenig geraderücken. Wir haben in den Jahrgang acht neue Spieler geholt. Acht, das ist schon eine ganze Menge unter 22 Feldspielern. Wir mussten den Jahrgang aus Qualitätsgründen umbauen, da uns auch in den vergangenen Jahren Spieler in Richtung Köln und Schalke verlassen hatten. So war das jetzt einfach nötig, nachzulegen.

Die Jubelarie von Fortuna Düsseldorfs U17. Foto: Wolff

Stimmt es, dass Sie sehr früh mit dem Training angefangen haben?
Langeneke: Ja, wir haben bereits am 12. April losgelegt, auch weil die Saison zuvor wegen Corona früh abgebrochen worden war. Bis zum Saisonstart im September haben wir 14 Testspiele gemacht, viel und fleißig trainiert. Von diesen Spielen haben wir zehn gewonnen und nur zwei verloren. Diesen Frühstart haben wir bei Fortuna mit allen Jahrgängen gemacht. Aber das war für uns die Ausgangsposition, und wir hatten dann das Gefühl, dass wir eine ganz ordentliche Mannschaft haben.

Das erste Saisonspiel wurde dann gewonnen…
Langeneke: Das stimmt, wir haben Arminia Bielefeld im Paul-Janes bezwungen, und da stand es zur Halbzeit direkt 5:0. Spätestens da haben wir uns im Trainerteam gesagt, irgendwas ist in dieser Saison anders, ohne zu wissen, in welche Richtung es geht. In den Jahren zuvor waren wir nie besser als Platz sieben. Das muss man zur Einordnung der Saison einfach wissen.

Und dann waren die Leute enttäuscht, dass das Halbfinale nicht gewonnen wurde?
Langeneke: Ja, das ist schon verwunderlich nach unserer Geschichte. Jetzt werden die auch Deutscher Meister haben wohl einige gedacht. So einfach ist es dann auch nicht als Fortuna Düsseldorf. Das war nicht selbstverständlich, sondern die Halbfinal-Teilnahme eher eine mittlere Sensation. Jugendfußball interessiert nicht so viele Leute. Aber zum Halbfinale waren viele Zuschauer da, was ja auch schön war. Aber die Erwartungen wurden nicht dem gerecht, was diese Mannschaft zuvor geleistet hat.

Gab es denn auch Spieler, die besondere Leistungen in der Saison gezeigt haben?
Langeneke: Ich würde da keinen Einzelspieler herausheben, insgesamt als Mannschaft haben wir ein gutes Niveau gehabt und das stabil durchgezogen. Es hat viel funktioniert bis Ende der ersten Saisonhälfte, in der wir am Flinger Broich ein 0:0 gegen Schalke erzielt und sonst alle Spiele gewonnen hatten. Ich war gespannt, ob wir das Niveau in den restlichen Spielen halten können, wenn man das als Tabellenführer oder Zweiter von oben wegspielt. Das macht etwas mit dir. Auch diese Situation hat das Team jedoch souverän gemeistert, auch als wir in Dortmund gewinnen mussten. Wir haben einen guten Job gemacht, da beziehe ich auch mein Trainerteam mit ein.

Mit stoischer Ruhe verfolgt Jens Langeneke – in dieser Szene jedenfalls – das Spielgeschehen. Foto: Wolff

Ist das bei Fortuna eine Eintagsfliege?
Langeneke: So wie wir das insgesamt angegangen sind, sollte man das schon mitnehmen im Bereich des Nachwuchsleistungszentrums. Trotzdem wird es extrem schwer, eine Wiederholung der Halbfinal-Teilnahme für die U17 oder U19 zu erreichen.

Wie froh sind Sie, als Trainer nun in die U19 zu gehen und vielleicht einige Talente mitzunehmen?
Langeneke: In meiner Entwicklung als Trainer ist das ein wichtiger Schritt. Ich habe das als Verantwortlicher für die U17 fünf Jahre lang gemacht. Das ist auch mein Anspruch. Gerade nach dem Erfolg wäre es in der U17 für mich sehr schwer geworden. Das habe ich dem Verein frühzeitig mitgeteilt und bin froh, dass ich in die U19 hoch gehen kann und freue mich, dass einige Jungs mitgehen werden – logsicherweise.

Wie wichtig ist die U19 als Unterbau für die Profimannschaft?
Langeneke: Die U19 ist sehr wichtig, eigentlich sogar vor der U23 die wichtigste Ausbildungsmannschaft des Vereins. Wenn man sieht, in welchem Alter einige Spieler bereits Bundesliga und 2. Liga spielen. Aber es ist immer noch sehr schwer, in diesen Bereich aufzurücken. Auch der Weg über die U23 ist richtig. Aber je weiter die U19-Jungs in ihrer Entwicklung sind und je besser die Durchlässigkeit in die U23 ist, desto größer sind die Chancen für die Nachwuchsspieler. Das muss das Ziel sein. Derzeit sind es leider noch zu wenig, die hochkommen.

Wird ein Jens Langeneke irgendwann im höheren Senioren-Bereich zu finden sein?
Langeneke: Für mich ist es wichtig, dass ich mich als Trainer entwickle. Deshalb war der Wechsel zur U19 wichtig. Das wird ein anderes Setting, wir trainieren an der Arena und mit Spielern, die noch mal zwei Jahre weiter sind. So kann man taktisch vielleicht auch noch mehr umsetzen. Dass meine Karriere mich mal in den Profibereich führen kann, ist möglich, ich stehe aber nicht in den Starlöchern und freue mich auf die beiden nächsen Jahre mit der U19.

Das Trainer- und Betreuerteam von Fortunas U17. Foto: Wolff

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