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Fortuna: Nächste Saison wird kein Selbstläufer

Thioune-Serie endet mit Enttäuschung

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

KOMMENTAR: Es ist letztlich Platz zehn geworden für Fortuna Düsseldorf nach einer wechselvollen Spielzeit – mit größeren Tiefen und im letzten Drittel noch mit einigen Höhen und der frühzeitigen Rettung. Es muss allerdings der Anspruch des Vereins sein, dass sich so ein Jahr nicht wiederholen darf. Die Chance, die Weichen entsprechend zu stellen, ist gegeben. Mit diesem Trainer ist etwas möglich, allerdings müssen ihm der eine oder andere Wunsch erfüllt werden. Doch dazu gehört an einigen Stellen auch ein klarer Schnitt.

Nach Abschluss der Saison geht es um die Aufarbeitung der Geschehnisse der Saison. Es ist nicht nur auf Christian Preußer zu schieben, was da alles schiefgelaufen ist. Es war ein gut gemeintes Experiment mit einem jungen, unverbrauchten Trainer, das in Düsseldorf nicht funktioniert hat. Doch letztlich hätte ein späterer Tausch auf der Trainerposition sicherlich für größeren Schaden gesorgt, weil dem Ex-Freiburger nicht nur das Glück und die Überzeugungskraft gefehlt hat, sondern auch die Erfahrung, in einer kritischen Situation das Steuer herumzureißen.

Einige Spieler sind für eine weitere Steigerung zu limitiert

Vergangene Woche sah alles fast noch so aus, als könne Fortuna die neue Saison auch mit dem jetzigen Kader angehen. Das fühlt sich nach dem 0:2 in Hamburg und dem letzten Spieltag jedenfalls nicht mehr ganz so an. Das ist nicht die Enttäuschung nach einer durchwachsenen Leistung auf St. Pauli, die in diesen Zeilen zum Ausdruck gebracht wird. Es ist die Erkenntnis, dass im Kader einige Spieler so limitiert sind, dass von ihnen kaum eine Steigerung zu erwarten ist, die der Fortuna weiterhelfen könnte.

Das hört sich vielleicht hart an, und es lässt sich auch erklären, dass die Mannschaft ein wenig im letzten Spiel die Müdigkeit durchklingen ließ, die sie in den vergangenen Wochen nicht zeigen durfte. Der Trainer nahm seine Spieler jedenfalls in St. Pauli in Schutz und zeigte ein gewisses Verständnis. 

Auch auf ihm ruhen die Hoffnungen für die nächste Saison: Shinta Appelkamp.
Foto: Wolff

Es wäre allerdings angeraten, auf einigen Positionen Konsequenzen zu ziehen. Das fängt bei den Torhütern an. Fortuna braucht wieder eine klare Nummer 1, die nicht nur auch mal ein Spiel gewinnen kann, sondern auch Konstanz zeigt, Sicherheit ausstrahlt und ein souveräner Rückhalt ist. Da reicht allein die fußballerische Klasse von Florian Kastenmeier nicht aus. Und Raphael Wolf fehlt einfach über längere Zeit die Spielpraxis. Dass dafür dann ein Dennis Gorka komplett ins kalte Wasser geworfen wird, steht nicht zur Disposition. Daniel Thioune hat schon angekündigt, dass er auf Kastenmeier setzen wird. Ob das die richtige Entscheidung ist, wird sich zeigen, Zweifel sollten aber erlaubt sein.

Fortuna benötigt mehr junge, hungrige Spieler

Vor dem Spiel und der Niederlage am Millerntor hatte die Fortuna lange nicht mehr zurückgelegen, letztmalig im ersten Spiel unter Thioune gegen den FC Schalke. Das Gefühl wird es in der kommenden wohl öfter geben, und dann sieht eine Mannschaft, die keinen Spielgestalter und gegen tiefstehende Kontrahenten ihre offensichtlichen Probleme hat, nicht so gut aus.

Immer noch fehlt oft der spielerische Glanz, zu viele Fehlpässe und zu wenig öffnende Ideen sind zu sehen. Der Trainer regt sich zurecht darüber auf, dass seine Spieler zu viele Freistöße vor allem in der Schlussphase weggeben. Zudem hat die Fortuna auch während der Serie in den letzten 20 Minuten selten überzeugen, geschweige zulegen können.

Im Mittelfeld muss sich ebenfalls etwas tun. Junge, hungrige Spieler mit Potenzial müssen für die Fortuna gewonnen werden. Da ergibt es keinen Sinn, auf Spieler zusetzen, die ihren Zenit schon weit hinter sich haben. Sie sind noch ab und an für starke Einzelauftritte gut, aber die Konstanz, über eine gesamte Saison durchgehend gute Leistungen zu bringen, fehlt Spielern wie Edgar Prib und Adam Bodzek. Während der Abschied von Prib einen Tag nach dem letzten Spiel verkündet wurde, weil er nur in den letzten Monaten seines laufenden Vertrages in Ansätzen gezeigt hat, warum man ihn verpflichtet hat, könnte Bodzek – diesmal wohl tatsächlich als Stand-by-Profi und Sprungbrett für die Zukunft innerhalb des Vereins – noch einen Vertrag erhalten.

Es muss mehr Tempo in die Mannschaft

Der Trainer sieht Bedarf, wenn es ums Tempo und Dynamik geht. Individuelle Klasse ist da gefragt. Da hat die Fortuna Schwächen. Schnelle Stürmer sind das, was unbedingt auf Fortunas Einkaufsliste stehen muss. Neben der Kreativität lassen sich nur über das Tempo Vorteile erzielen, die Spiele entscheiden können.

Im Verein sind die Aufgaben inzwischen nach langer Zeit mit lähmenden Querelen klar verteilt. Es gibt auch eine Vorgabe: Klaus Allofs muss jetzt liefern, was die Arbeit an der sportlichen Spitze des Traditionsvereins angeht. Es gibt keine (bekannten) offenen Konflikte mehr, Allofs hat die Verantwortung im Profi-Bereich, und daran wird er gemessen. Falls die Fortuna dann nicht um den Aufstieg mitspielen sollte, werden sich die kritischen Stimmen zumindest häufen.

INFO:
Einen Tag nach dem letzten Saisonspiel trafen sich die Spieler, Trainer und das Funktionsteam zu einem gemeinsamen Brunch, ehe die Profis den wohlverdienten Sommerurlaub antraten. In diesem internen Rahmen wurden auch die Spieler verabschiedet, die den Verein im Sommer verlassen. Klaus Allofs hielt eine Ansprache, nachdem Trainer Daniel Thioune dies bereits direkt nach dem Spiel im Kreis auf dem Rasen getan hatte.

Am Montagvormittag sagte die Fortuna Tschüss zu den fünf Spielern, die bereits am Freitag vor einer Woche in der Arena verabschiedet worden waren. Die Wege des Vereins und des Mittelfeld-Routiniers Edgar Prib trennen sich ebenfalls in diesem Sommer, wogegen mit Adam Bodzek, Marcel Sobottka und Raphael Wolf noch in Gesprächen für eine Vertragwverlängerung ist. Auch mit dem von den Queens Park Rangers ausgeliehenen Jordy de Wijs laufen Gespräche in dieser Hinsicht.

Ein weiterer Abschied betrifft das Funktionsteam. Philipp Grobelny verlässt nach 10 Jahren die Fortuna. Der Verein bedankt sich beim Videoanalysten für seinen besonderen Einsatz in dieser langen Zeit. Co-Trainer Jan Hoepner wird sich in Zukunft mehr mit der Gegneranalyse beschäftigen.

Für die Fortuna-Profis und Trainer endet der Urlaub Mitte Juni. Am 12. Juni steht das erste Mannschaftstraining an, bereits in den Tagen zuvor finden die obligatorischen individuellen Tests der Spieler statt. Am Wochenende vom 15. bis zum 17. Juli startet die 2. Bundesliga in die Saison 2022/23.

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