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Fortuna muss (nicht) am neuen Team basteln

Was sind die größten Baustellen im Kader?

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Sollte ein Verein eine Mannschaft verstärken, die in der Schlussphase der Saison gezeigt hat, dass sie oben mitspielen kann – wenn alle Parameter passen? 23 Spieler umfasst derzeit der Kader von Fortuna Düsseldorf, also eigentlich genug für eine ganze Saison – falls nicht noch jemand den Klub verlässt. Also leitet sich für die sportliche Leitung kein realer Handlungsbedarf ab. Und es passiert derzeit auch nichts in Sachen Verpflichtungen.

Doch neben den bereits bekannten Abgängen sollten eigentlich auch die Wünsche von Daniel Thioune für Aktivitäten bei der Kaderplanung eine Rolle spielen. Denn der Cheftrainer möchte bei der Gestaltung einer schlagkräftigen Truppe entscheidend mitwirken. Vier, fünf Zugänge wären eigentlich normal. Aber finanziell sind Fortuna die Hände gebunden. Nur falls die Leihspieler Dawid Kownacki und Nana Ampomah tatsächlich veräußert werden könnten, dann dürfte sich noch etwas tun. Ebenso wäre es, wenn Khaled Narey einen zahlungskräftigen Verein finden würde, der für Fortuna tief genug in die Tasche für den wichtigsten Fortunen der vergangenen Saison greifen würde.

Eile hat der Zweitligist aus Düsseldorf bei der Ergänzung des Kader also dann ganz offensichtlich nicht. Hieße das konsequenterweise, dass die sportliche Leitung aus den vergangenen beiden Spielzeiten wenig gelernt hat? Denn sowohl unter Uwe Rösler zu Beginn der ersten Saison nach dem Abstieg aus der Bundesliga als auch unter Christian Preußer zum Start der vergangenen Spielzeit gab es Probleme, weil die Mannschaft weder komplett noch stark genug war, um gleich zum Auftakt das eigentliche Ziel ernsthaft anpeilen zu können. Jetzt wäre der Kader mehr oder weniger komplett, aber vielleicht nicht stark genug.

Ein wesentlicher Faktor ind er Abwehr: Jordy de Wijs. Foto: Wolff

Daniel Thioune sagt auch, dass er jetzt bereits ein Team zusammen hat, das grundsätzlich mithalten könne. Mithalten ist gut und schön, doch ambitionierte Ziele anzugehen, ist etwas anderes. Thioune spricht von Geduld, und das heißt, dass er auch kurze Zeit vor Schluss der Transferliste am 1. September noch damit klarkommt, wenn Spieler verpflichtet werden. Das Problem ist, dass es natürlich im Kader einige Baustellen gibt. Zu wenig Spieler mit Dynamik auch mit Ball. Ohne de Wijs fehlt eine größere Robustheit in der Abwehr. Und immer noch gehen keine Bestrebungen dahin, einen Kreativspieler für die Mittelfeldzentrale zu verpflichten. Den will der Trainer aber auch offensichtlich nicht.

Ist Florian Kastenmeier die richtige Nummer 1? Foto: Kenny Beele

Wir wollen in unserer Analyse mit klaren Worten die Schwach- oder Baustellen innerhalb der Mannschaft aufzeigen:

Torwartposition: Florian Kastenmeier ist nach den Ausführungen des Trainers für die kommende Saison als Nummer 1 mehr oder weniger gesetzt. Diese Zusicherung ist nicht sinnvoll, denn eine Selbstverständlichkeit ist diese Stammposition nach einer durchwachsenen Saison des Fortuna-Torhüters nicht. Kastenmeier sorgt durch seine lässige Art mit dem Fuß am Ball für Unruhe, ist auch mit seinen Leistungen nicht der erforderliche Rückhalt für eine Zweitliga-Spitzenmannschaft. Zudem hat er zwar viele Schüsse pariert, aber die sogenannten „Unhaltbaren“ flogen meist nur reaktionslos von ihm beobachtet ins Tor. Während Dennis Gorka noch nicht soweit ist, macht Raphael Wolf, der wohl ein Fortune bleiben wird, nicht den Eindruck, als hätte er noch den Riesenehrgeiz, Kastenmeier aus dem Tor zu verdrängen.
Fazit: Es ist eine schlechte Entscheidung, auf dieser wichtigen Position nicht für mehr Konkurrenz zu sorgen.

Außenverteidiger: Mit einer deutlichen Leistungssteigerung hat Matthias Zimmermann gezeigt, dass er höheren Ansprüchen gerecht werden kann. Nicolas Gavory muss das sowohl defensiv als auch offensiv noch endgültig nachweisen. Gavory ist zuzutrauen, dass er sowohl in einer Vierer- als auch in einer Fünferkette seine Aufgabe im Falle größerer Anforderungen erfüllen kann. Gewiss ist das noch nicht. Auf beiden Seiten gibt es derzeit allerdings keine 100-prozentige Ersatz-Lösung, weil Takashi Uchino noch zu grün hinter den Ohren ist und noch aufgebaut werden muss. Und auf der linken Seite sind Florian Hartherz und Leo Koutris zu Saisonende verabschiedet worden.
Fazit: Auf beiden Außenverteidiger-Seiten besteht dringender Handlungsbedarf.

Innenverteidigung: Mit Andre Hoffmann, Christoph Klarer und Tim Oberdorf sowie dem zurückkehrenden Jamil Siebert hat Fortuna vier Innenverteidiger. Für eine Viererkette würde das reichen, wenn keine Verletzungen diesen Gedanken kaputt machen würden. Für eine Dreierkette benötigt die Fortuna mindestens noch einen Abwehrspieler. Die Lage um Jordy de Wijs ist ruhig, beide Parteien warten, wie sich der Transfersommer entwickelt. De Wijs hat gezeigt, dass er es kann, aber auch der Niederländer ist keine Allzweckwaffe.
Fazit: Auch im Hinblick auf die Zukunft wäre die Verpflichtung eines jungen, aber schon zweitligaerfahrenen Abwehrspielers die bessere Lösung. Vielleicht sollte dieser Spieler auch linker Außenverteidiger spielen können.

Marcel Sobottka war zuletzt verletzt ausgefallen. Foto: Kenny Beele

Defensives Mittelfeld: Da scheint die Fortuna ausreichend besetzt zu sein – mit Marcel Sobottka, Ao Tanaka und Jakub Piotrowski. Doch dass dies eine schmale Lösung wäre, zeigt die Tatsache, dass in Adam Bodzek und Edgar Prib zwei Spieler für diese Position nicht mehr zur Verfügung stehen.
Fazit: Das zentrale Mittelfeld ist zu dünn besetzt. Auch hier muss mindestens ein weiterer Akteur verpflichtet werden, weil sich die Fortuna ansonsten keinen Ausfall auf dieser Position leisten kann.

Offensive Außenbahn: Zahlenmäßig reicht Fortunas Angebot an Außenbahnspielern, die zudem auch noch schnell genug sein sollten. Felix Klaus, Kristoffer Peterson, Emma Iyoha und Khaled Narey (mit Fragezeichen) stehen hier zur Verfügung. Das würde reichen, falls Narey bleiben sollte.
Fazit: Narey ist auf dem Sprung in die Bundesliga. Hier sollte und muss die Fortuna die Augen aufhalten, da auch Petersen ein Wackelkandidat ist, der selbst in einem Spiel zwischen Kreisklasse und 2. Liga schwankt. Außerdem sollte man Iyoha eher als Zentrumsstürmer sehen.

Hat noch zu große Schwankungen im Spiel: Kristoffer Peterson. Foto: Kenny Beele

Innenstürmer: Rouwen Hennings wird nicht jünger, Daniel Ginczek ist zunächst gesperrt und muss zeigen, ob er mit einer richtigen Vorbereitung und ohne Wehwehchen in der Lage ist, an alte Leistungen anzuknüpfen. So riesig ist das Angebot im Sturmzentrum nicht, wenn man mal von Lex-Tyger Lobinger weiterhin absieht, der sich gewaltig steigern müsste, um längerfristig bei den Profis bleiben zu können. Auch ein Iyoha muss einmal dauerhaft nachweisen, dass er zurecht in dieser Mannschaft steht.
Fazit: Ein Wundersturm sieht sicherlich anders aus. Hennings muss zeigen, was noch in ihm steckt, Ginczek muss torgefährlicher werden. Und von Iyoha und Lobinger ist bislang insgesamt zu wenig gekommen.

Wohl noch zu „leicht“ für die 2. Bundesliga: Tyger-Lex Lobinger. Foto: Kenny Beele

Dauerhaft in der Spitzengruppe der 2. Fußball-Bundesliga in der nächsten Saison mitzuspielen, ist für die Mannschaft in dieser Zusammensetzung noch nicht möglich. Dazu fehlt ein echter Taktgeber, mindestens ein Außenverteidiger, ein Flügelflitzer (Erik Thommy ist zu teuer) und ein Mittelstürmer mit Potenzial. Nur auf die Spieler zu bauen, die da sind und aus der Leihe zurückkehren, ist für einen Platz ganz oben nicht realistisch. Ein wenig Blutauffrischung ist ganz wichtig, um neue Reize setzen zu können. Narey wird kaum zu halten sein, daher muss auch für ihn einen adäquater Ersatz her. Das dürfte auch mit einer dann größeren Ablöse in Händen nicht so einfach möglich sein. Es wird spannend, wie Fortuna mit ihren Baustellen umgehen wird.

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