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„Mein Feuer brennt – zur Not bis Ende Mai“

Es gibt für Daniel Thioune keine Zweifel am großen Ziel

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Daniel Thioune kann es nicht mehr verstecken und er gibt es auch offen zu: „Ich bin schon etwas aufgeregter als vor manch anderen Spielen in dieser Saison.“ Das ist beim Trainer von Fortuna Düsseldorf auch verständlich, wenn man sieht, dass seine Mannschaft vor den letzten drei Ligaspielen sehr gute Chancen auf einen Relegationsplatz hat und auch noch davon träumen kann, dass es direkt nach oben gehen könnte – falls alles optimal für die Rot-Weißen aus Düsseldorf laufen sollte. Aber morgen liegt der Fokus ganz allein nur auf der Begegnung mit dem 1. FC Nürnberg, denn dieses Spiel wird auch angesichts der prekären Lage für den Gegner bestimmt nicht leicht.

Seine Spieler haben die Antennen hochgefahren. Im Training ist von einer auslaufenden Saison mit eher müden Profis nichts zu erkennen. „Ja, es ist Reibung im Team da. Aber durch Reibung entsteht Wärme“, sagt Fortunas Cheftrainer, der sich wünscht, diese Energie auch im Spiel zu sehen. Seine Spieler würden jedenfalls für diese drei Spiele brennen und alles in die Waagschale werfen. „Da ist keiner im Urlaubsmodus, im Gegenteil, da ist eine große Dynamik.“ Das liegt auch am längst entflammten härteren Konkurrenzkampf. Dass Spielergrößen wie Andre Hoffmann und Marcel Sobottka zunächst auf der Bank sitzen werden, zeigt, wie schwierig es derzeit ist, einen Platz in der Startelf zu finden. „Ich habe jedenfalls sehr viele Optionen“, sagte Thioune, der selbst für diese letzten Spiele brennt.

„Mein Akku ist voll, mein Feuer brennt komplett. Und ich hab Zeit und Lust, kann auch zur Not bis Ende Mai genug Energie auf den Platz bringen. Sogar zur EM wäre ich noch bereit, falls mich jemand braucht.“

Danmiel Thioune auf die Frage, ob sich inzwischen eine gewisse Müdigkeit bei ihm eingestellt hat

Trotz des immer wieder angesprochenen kleinen Kaders hat Fortuna 26 Spieler im Saisonverlauf in der 2. Liga bisher eingesetzt. Inzwischen hat sich aber so etwas wie eine Stammelf gefunden, wobei zwei Positionen im Mittelfeld je nach Gegner und Trainingsform schon einmal variierten. Einer, der sich als unentbehrlich erwiesen hat, ist Ao Tanaka, der die Fortuna einen weiteren wichtigen Schritt nach seiner Einwechslung nach vorne gebracht hatte und sicherlich gegen den Club beginnen wird.

Natürlich kam auch die Frage nach dem Druck auf, den die Mannschaft angesichts der Situation mehr oder weniger deutlich empfinden könnte. „Wir mussten die gesamte Saison mit dem Druck umgehen. Die Erwartungen, die uns in der ganzen Zeit begleitet haben, sind hoch und entsprechend schwierig war es, diesem Anspruch standzuhalten“, erklärte Daniel Thioune, der glaubt, dass der Druck bei den Nürnbergern sogar noch etwas größer sein könnte, weil sie nicht in noch größere Abstiegsgefahr geraten wollen. „Doch die Nürnberger werden den Klasenerhalt schaffen“, meint der 49-Jährige.

Yannik Engelhardt ist der Feldspieler der Fortuna mit den meisten Spielminuten in der Liga. Foto: Kenny Beele

„Es macht gerade brutal Spaß“, sagt Fortunas Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt zur augenblicklichen Situation. „Du hast die ganze Saison lang dafür gearbeitet, dass du in den letzten drei Spielen noch etwas gewinnen kannst. Ich spüre jetzt aber nicht mehr Druck als sonst, es ist eher eine Vorfreude. Und das geht wohl den meisten Fortunen genauso.“ Engelhardt kann sich sicher sein, als Feldspieler mit den meisten Einsatzminuten – nämlich 2387 Minuten in den Ligaspielen – auch gegen Nürnberg wieder von Anfang an und dann auch, wie so oft, bis zum Ende auf dem Spielfeld zu sein.

Bevor der Trainer zu Wort kommt, was die Taktik und die Spielidee gegen die Nürnberger werden wird, erklärt Yannik Engelhardt, wie es aus seiner Sicht gelingen kann, den Club zum zweiten Mal in dieser Saison zu bezwingen: „Wir brauchen eine brutale Haltung und Gier, um das Spiel zu gewinnen.“ Fortunas Trainer benutzte zwar etwas andere Worte, aber die Forderung, ganz viel Energie auf den Platz zu bringen, ist nicht neu. Da fällt die Erinnerung ans Hinspiel sehr leicht, als der Trainer nach dem 5:0-Erfolg im Frankenstadion sogar von einem perfekten Spiel sprach. „So ein Spiel hätte ich gerne wieder, aber das muss man sich erst einmal erarbeiten und verdienen.“

Der gelbgesperrte Felix Klaus wird gegen Nürnberg nicht dabei sein

Die Nürnberger werden es vor allem spielerisch versuchen, ihre Anteile am Spiel zu erhalten. Der Club stellt die dribbelstärkste Mannschaft und hat einen Star, der noch sehr jung ist. „Can Uzun ist wohl das größte Talent, was in der 2. Liga unterwegs ist“, sagte Thioune. „Ihn müssen wir eingrenzen, aber wir müssen auf mehrere Spieler achten.“ Wenn man in die eigenen Abläufe kommt, würde das Fortuna jedoch mehr helfen, als nur auf den Gegner zu achten. 

Personell sieht es so aus, dass Felix Klaus gelbgesperrt fehlen und Marlon Mustapha wohl nicht im Kader stehen wird, weil er leicht angeschlagen ist. Das Kürzertreten von Shinta Appelkamp und Matthias Zimmermann unter der Woche war eher eine Steuerungsmaßnahme, denn ein gesundheitliches Problem. Der Trainer hat sich zwar noch nicht auf eine Aufstellung festgelegt, aber an der Rückkehr in die Innenverteidigung von U21-Nationalspieler Jamil Siebert sollte es eigentlich keine Zweifel geben. Das besondere Lob des Trainer, der sagte, man müsste schon ein wenig Respekt vor Siebert haben, weil dieser auf „alles tritt, was sich bewegt“, fiel ein wenig ungeschliffen aus. So musste selbst Daniel Thioune über seine Aussage lächeln und schickte direkt hinterher, dass dabei aber alles bei Jamil Siebert in einem sportlich fairen Rahmen abliefe.

Daniel Thioune interessiert sich nicht für die Zwischenstände aus Hamburg

Kurz vor Spielbeginn wird es morgen noch eine kleine Feier geben. Das 30.000 Mitglied der Fortuna, das sich unter der Woche angemeldet hat, wird dann geehrt. Das ist eine große Zahl, in NRW gehört Fortuna damit zu den Top Five, in Deutschland zu einem Verein unter dem Top 20. Bei den Zuschauerzahlen hängen die Düsseldorfer gegenüber Schalke, Dortmund und Köln allerdings ein wenig hinterher. Aber das könnte sich auch schon morgen ändern. Über 40.000 Fans wollen dabei sein, wenn Fortuna im Spiel gegen den 1.FC Nürnberg einen weiteren Schritt in Richtung Aufstieg machen könnte.

„Ich bin schon maximal glücklich, was die Mannschaft in dieser Saison erreicht hat. Wir hatten rucklige Phasen und deshalb bin ich so stolz auf die Jungs.“

Daniel Thioune auf die Frage, ob er seiner Mannschaft das bisher Erreichte zugetraut hatte

„Am Freitagabend werde ich nicht auf irgendwelche anderen Spiele auf anderen Plätzen schauen. Das interessiert mich nicht“, sagte der Trainer, dem ebenfalls egal ist, ob die Zwischenstände aus dem Parallelspiel zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli auf der Anzeigetafel eingeblendet werden. „Ich werde mich in den nächsten drei Wochen auch auf keine Rechenspiele einlassen. Wir wollen neun Punkte aus den drei Spielen holen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

Aufstellung Fortuna:
Kastenmeier – Zimmermann, Siebert, Oberdorf, Iyoha – Engelhardt – Niemiec, Tanaka, Appelkamp, Tzolis – Vermeij
Fortunas Kader: Niemczycki – Jastrzembski, Daferner, Hoffmann, De Wijs, Gavory, Johannesson, Quarshie, Sobottka
Nicht dabei: Klaus (Gelbsperre), Uchino (Olympia-Quali mit Japans U21), Mustapha (leicht angeschlagen), Suso, King Manu

Fortuna braucht für die letzten Spiel die wichtige Unterstützung. Foto: Kenny Beele

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