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Großer Kampf: Fortunas Notelf hält Punkt fest

Bis in die Nachspielzeit hielt die 1:0-Führung

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf musste tatsächlich in Paderborn antreten, weil die Deutsche Fußball Liga die Zahl der nicht spielbereiten Profis von Fortuna anders einschätzte als der Verein selbst. Die Notelf von Co-Trainer Jan Hoepner schlug sich nicht nur beachtlich, sondern kämpfte wie Löwen und hätte fast eine Riesen-Sensation geschafft. Doch in der Nachspielzeit wurde die Führung noch verspielt. Das 1:1 ist aber mehr wert als nur Punkt in der Tabelle.

Eine Glanzleistung der DFL war diese Entscheidung nicht, das Spiel austragen zu lassen. Wenn man nach Hamburg schaut, wo dann wohl tatsächlich 16 Spieler nicht zur Verfügung gestanden haben sollen, versteht man diese Entscheidung nicht – auch wenn die Fortuna am Ende einen mehr als verdienten Punkt geholt hat.

„Das ist nicht gut für den Fußball. Es hing an der Spielfähigkeit eines Spielers, der 16 Jahre alt ist und eine langwierige Sehnenverletzung hat“, erklärte Klaus Allofs vor dem Spiel. Er wurde von der DFL offensichtlich als spielfähig eingeschätzt. Warum? Das ist das Geheimnis des Ligaverbandes. „Wir haben die vergangenen Tage nichts anderes mehr gemacht, als mit der DFL gesprochen. Da muss dringend an den Regularien etwas geändert werden, vor allem was die Unstimmigkeiten mit den Verletzungen angeht.“ Fortunas Sportvorstand ist schwer enttäuscht über die Handhabung des Falles durch die DFL.

„Ich erwartete, dass die verbliebenen Spieler alles geben werden, um unter diesen Umständen zu bestehen“, sagte Allofs. Co Trainer Jan Hoepner standen vier Spieler in Florian Hartherz, Kuba Piotrowski, Khaled Narey und Shinta Appelkamp zur Verfügung, die in der vergangenen Woche gegen Ingolstadt von Anfang an aufgelaufen waren. Also von Wettbewerbsverzerrung zu sprechen, ist angesichts der Tatsachen noch stark untertrieben. Immerhin haben 1000 Fortuna-Fans ihre Mannschaft nach Ostwestfalen begleitet, um diese Notelf zu unterstützen. 

Fortuna spielt von Anfang an nach vorne

In der Abwehr verteidigte Takashi Uchino auf der rechten Seite, Piotrowski und Tim Oberdorf stellten die Innenverteidigung, und Florian Hartherz stand hinten links in der Abwehrkette. Davor auf der Sechs spielten Edgar Prib und Ao Tanaka, davor versuchten Narey (links), Kapitän Appelkamp (Mitte) und Tim Köther (rechts) nach vorne Akzente zu setzen und den einzigen Stürmer, Emma Iyoha, in Szene zu setzen.

Dass Fortuna eher defensiv beginnen würde, war angesichts der Umstände erwartet worden. Doch die Gäste versuchten von Beginn an mitzuspielen. Von zu großem Respekt war nichts zu sehen, aber eine gewisse Nervosität war vor allem bei Uchino und Köther zu spüren. Die erste gute Gelegenheit hatte für die Fortuna Khaled Narey, der von der eher ungewohnten linken Seite in die Mitte zog und dann gefährlich abzog (8. Minute). 

Paderborn musste sich hingegen offenbar erst einmal mit der Situation arrangieren. In der zwölften Minute hatte Max Thalhammer mit einem Heber die erste Möglichkeit der Gastgeber. Doch das Spiel der Fortuna sah besser aus. Gerade Narey brachte von der linken Seite viel Unruhe in die Defensive der Platzherren. Aber auch die Flanken und Abschlüsse von Köther, der früh verwarnt wurde, waren nicht ungefährlich.

In der 24. Minute war es dann fast soweit, dass der Favorit in Führung geht. Eine lange Flanke von Kai Pröger erreichte Felix Platte, der dann den Außenpfosten traf. Florian Kastenmeier hatte zuvor den Ball unterlaufen. Langsam kamen die Paderborner besser ins Spiel, auch weil die Fortuna nicht mehr ganz so gut von hinten herausspielte.

Erst hält der eine Florian einen Elfmeter, dann schießt der andere Florian das 1:0

Eine sehr unglückliche Aktion (39.) führte dann zum Strafstoß gegen die Fortuna, als eigentlich der Ball schon geklärt war. Kuba Piotrowski kam zu spät an den Ball und foulte, weil der Ball nicht geklärt werden konnte, obwohl die Chance bestanden hatte. Felix Platte drosch den Ball in die Mitte und traf Kastenmeier, der gar nicht so schnell in die linke Ecke tauchen konnte. Zu einem Nachschuss kam es dann nicht mehr, aber zu einer kurzen Gratulationskur für den Fortuna-Keeper. 

Doch darauf ruhte sich die Mannschaft nicht aus. Nach einer langen Ecke von Narey ging die Fortuna sogar in Führung. Köther traf erst den Pfosten und dann konnte ausgerechnet Flo Hartherz das Tor zum 1:0 für den krassen Außenseiter erzielen. Genau vor der Fortuna-Kurve feierten die Spieler dieses überraschende Ergebnis, das noch nicht einmal so unverdient war.

Florian Hartherz darf sich über sein erstes Tor für Fortuna freuen. Foto: Wolff

Die Paderborner brachten zur zweiten Hälfte zwei neue Spieler und stellten auf ein System mit zwei Stürmern um, während Fortuna mit demselben Personal die Führung verteidigen wollte. Viel Bedarf, so früh zu wechseln gab es bei den Gästen auch nicht. Kastenmeier musste dann in der 50. Minute auch retten, als der eingewechselte Florent Muslija aus 18 Metern zum Schuss kam. Größere Probleme bekam die Fortuna mit den meist viel zu langsam spielenden Paderbornern nicht.

In Sachen Raumaufteilung sah das bei der Fortuna nicht schlecht aus, weil es dem Gegner kaum gelang, hinter die letzte Linie zu kommen, um in den Strafraum zu flanken. Die Gäste versuchten ökonomisch zu spielen, damit die Kräfte nicht zu früh schwanden. Das hieß aber nicht, dass die Kampfbereitschaft nachließ. Alles wurde investiert, auch in der 65. Minute, als Piotrowski sich verschätzte und Platte allein an Kastenmeier scheiterte. Oberdorf wehrte den Nachschuss ab.

Während den Paderbornern nicht viel einfiel, hatte Narey nach einem Anspiel von Prib die sehr gute Chance frei vor dem Tor zum 2:0 (75.). Doch SCP-Keeper Jannik Huth vereitelte eine mögliche Vorentscheidung in diesem Spiel. Und dann hatte der gerade eingewechselte Phil Sieben eine ähnlich gute Möglichkeit, konnte aber Huth mit einem missglückten Heber nicht überwinden.

Paderborn wechselte noch einmal, und es standen dann drei große Innenstürmer für die Platzherren auf dem Platz. Aber diese Angreifer benötigten auch Anspiele. Und die kamen nun mit langen Bällen von hinten. Kemal Ademi hatte dann auch eine Möglichkeit nach einem solch langen Ball, aber Kastenmeier reagierte super.

Vermeintliches Siegtor des Gegners wird nicht anerkannt

Fortuna fightete und die Fans feuerten sie ebenso mit letztem Atem an, um diesen Überraschungssieg nach Hause zu bringen. Wahnsinn, was diese Mannschaft geleistet hat gegen einen so offensivstarken Gegner. Mehr als Hochachtung, was die Fortunen in diesem eigentlich ungleichen Duell auf den Platz brachten an Kampf- und Spielkunst. Und dann gab es noch fünf Minuten Nachspielzeit, die auch noch zu überstehen waren.

Doch es klappte nicht, weil ein unnötiges Foul in der zweiten Minute dieser zeitlichen Zugabe von Narey einen Freistoß zur Folge hatte. Paderborns Kapitän Ron Schmallenberg erzielte per Kopf den 1:1-Ausgleich, nachdem Ademi vorgelegt hatte. Doch das sollte es noch nicht gewesen sein. Denn auch das vermeintliche 2:1 für den Gastgeber fiel noch. Dennis Srbeny traf nach einer Vorlage von Ademi. Der Video-Keller checkte das Tor und Schiedsrichter Bacher nahm das Tor zurück. So blieb es beim 1:1, mit dem die Fortunen noch nicht sofort zufrieden waren, nachdem sie so lange geführt hatten. Dieses Gefühl sollte sich aber noch auf der Heimfahrt in großen Stolz wandeln. 

Statistik:
Paderborn: Huth – Schuster, Ananou, Correia, Collins (69. Carls)  – Thalhammer (46. Muslija), Schallenberg – Justvan (46.Sbreny) , Mehlem (78. Ademi), Pröger (78. Stiepermann) – Platte
Düsseldorf: Kastenmeier – Uchino, Piotrowski, Oberdorf, Hartherz – Prib, Tanaka – Narey, Appelkamp (85. Mansfeld), Köther (74. Sieben) – Iyoha
Kader: Wolf – Lovren, Mansfeld, Bunk, Sieben, Touglo, Eisele
Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang)
Zuschauer: 5.253
Tore: 0:1 (43.) Hartherz, 1:1 (90. +2) Schallenberg
Gelbe Karten: Ananou, Schuster, Srbeny, Burchert/ Köther (1.), Prib (3.), Piotrowski (5./gesperrt),  Narey (3.)
Spielnote: 3
Beste Spieler: Hartherz, Tanaka / Schmallenberg, Mehlem
Spielfazit: Fortuna vergab eine Riesensensation in der Schlussphase, weil die Kraft und Konzentration nicht mehr reichte. Und fast wäre es noch schlimmer gekommen. Zum Glück der Gäste wurde das vermeintliche Siegtor der Paderborner nicht anerkannt.
Fortunas Formkurve: Die Elf von Co-Trainer Jan Hoepner harmonierte erstaunlich gut und ließ bis zur Schlussphase wenig zu. Tolle kämpferische und spielerische Leistung.

Reaktionen:
„Ich denke, es war ein gewonnener Punkt. Auch wenn es schade ist, dass wir in der Nachspielzeit noch das 1:1 erhalten haben. Es war der Wahnsinn, wie die jungen Spieler sich präsentiert haben. Alle Emotionen sind nach dem Führungstor herausgekommen. Ich habe mich riesig gefreut. Wir können jetzt jedenfalls zufrieden nach Hause fahren.“
Florian Hartherz, Torschütze der Fortuna

„Es ist unglaublich, die Woche war verrückt. Wir haben alles rausgehauen. Das 1:1 war ärgerlich, wenn man ein solches Gegentor dann noch bekommt. Meine Beine sind komplett tot. Auch die Fans waren großartig. Ich hatte fast das ganze Spiel Gändehaut.“
Tim Oberdorf, Abwehrspieler der Fortuna

 

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