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Fortuna: Diese Momente schweißen zusammen

Notelf wird für ihre Leistung zurecht gefeiert

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

KOMMENTAR: Es sind diese Momente, von dem der Sport lebt und seine besondere Kraft der Gemeinschaft erfährt. Der Verein Fortuna Düsseldorf hat aus einem Spiel neue Kraft gezogen, das eigentlich schon vor dem Anpfiff verloren schien. Eine Zweitliga-Begegnung, die eigentlich nie hätte zustande kommen dürfen, weil die fehlgeleiteten Regelhüter des deutschen Fußballs eine falsche Entscheidung getroffen, aber schließlich die Fortuna zu ihrem Glück gezwungen haben.

Das mag pathetisch formuliert sein, aber die 1000 Fans, die mit in Paderborn waren, haben diesen Augenblick als Wiedergeburt der großen Gemeinschaft der Fortuna erlebt und sind wieder ganz nah an die Mannschaft gerückt.

Viele Anhänger des FC Paderborn, die nach dem Abpfiff noch auf der Tribüne weilten, schlossen sich nicht etwa der aufgebrachten Stimmung des SCP-Trainers an, der nur seine eigenen Gefühle über eine von ihm gefühlte Ungerechtigkeit zum Ausdruck brachte. Im Gegenteil, sie empfanden mit der Notelf der Fortuna, die sich so hartnäckig und kämpferisch gegen die eigentlich schon vor Anpfiff feststehende Niederlage wehrten und am Ende das Glück des Tüchtigen hatte.

Diese ostwestfälischen Zuschauer applaudierten den Spielern des Gegners, die zwar mit ihren Kräften am Ende waren, aber noch mit den eigenen Fans feiern konnten. Sie hatten verstanden, dass es mehr gibt, als nur auf den Erfolg der eigenen Mannschaft zu schauen. Fairness sollte gerade in diesen Zeiten ganz oben stehen. Sie erkannten die Leistung der Mannschaft an, die über sich hinausgewachsen war.

Für die Fans aus Düsseldorf war es eine Ehre, die Spieler der Fortuna in Paderborn zu unterstützen. Diese 13 Spieler, die zum Einsatz kamen, haben das gezeigt, was Ehrgefühl und Leidenschaft ausmachen. Sie haben von Anfang an daran geglaubt, dass in diesem Spiel mehr als nur die Hochachtung von außen zu gewinnen war. Ihr Mut und ihr Kampfgeist sind belohnt worden. Nicht jeder Schiedsrichter und „Video-Kellermann“ hätte den zweiten Paderborner Treffer zurückgenommen. So war auch ein Stückchen Glück dabei, dass die Belohnung immerhin noch aus einem verdienten Punkt bestand. Denn in der Schlussphase waren die Kämpfer der Fortuna mit ihren Kräften am Ende, obwohl die fünf Minuten Nachspielzeit ziemlich willkürlich erschienen.

Der moralische Sieg, die Leidenschaft und die Unterstützung durch die Fans kann das sein, was der Fortuna in der jüngeren Vergangenheit abhanden gekommen scheint – das Zusammengehörigkeitsgefühl. Jetzt sollte es nicht mehr die vier Pole geben – Mannschaft, Vereinsführung, Umfeld und Fans. Es ist die Zeit, dass alle wieder zu einer Einheit werden. Alle wieder uneingeschränkt Fortuna sind. Dann ist auch wieder etwas zu erreichen, wenn nicht der eine über den anderen herfällt und sich alle zerfleischen, wenn mal etwas schief läuft. Nur dann kann der Verein wirklich das gallische Dorf sein, wie er sich nun in Paderborn präsentiert hat – dann kann Fortuna es auch mit dem Rest der Welt zumindest sprichwörtlich aufnehmen.

Die „Helden“ der Fortuna durften mit den Fans feiern. Foto: Wolff

Die Deutsche Fußball Liga hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die Entscheidung, dass Fortuna Düsseldorf aus regeltechnischen Gründen anzutreten hatte, kann noch halbwegs nachempfunden werden. Aber die Empfehlung, den Antrag zu stellen, kam von der DFL. Die Fortuna folgte dem Vorschlag und hatte auch die entsprechende Zahl von nicht einsatzfähigen Spielern beisammen. Dass die DFL offensichtlich einen Jugendspieler, der sich mit einer langfristigen Verletzung herumplagt, als spielfähig einschätzte, so wie es Klaus Allofs erklärte, ist nicht nachvollziehbar und hinterlässt große Zweifel, ob das Reglement so in Ordnung ist.

Viel belastender und völlig unverständlich ist aber, dass die Mannschaft von Freitagnachmittag bis Samstagmorgen in völliger Unsicherheit und Unklarheit gelassen wurde, ob das Spiel stattfinden würde. Eine Entscheidung dreieinhalb Stunden vor Anpfiff zu treffen, obwohl diese längst gegen die Fortuna gefallen war, ist ein Skandal der Deutschen Fußball Liga und deren Funktionären.

Das ist sogar noch eher ein Skandal als die in dieser Form völlig unverständlichen Tiraden von Paderborns Trainer Lukas Kwasniok, der dem Fairplay-Gedanken gegenüber der Fortuna und vor allem den Unparteiischen mit Füßen getreten hat. Er sollte die Fehler bei sich suchen, dass seine Mannschaft weder die richtige Taktik noch die richtige Einstellung zeigte.  

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