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Fortunas besonderer Feiertag

Ohne ein Sieg wäre "Fortuna für alle" nicht perfekt

Foto: Schmidtkord

von Norbert Krings

Der 21. Oktober 2023 wird als ganz besonderer Tag in die Geschichte von Fortuna Düsseldorf eingehen. Das Projekt „Fortuna für alle“, das weltweit und über den Sport hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt hat, feiert an diesem Samstag die Premiere. Gegen den 1. FC Kaiserslautern ist es endlich so weit: Das erste Spiel mit freiem Eintritt geht vor einer komplett gefüllten MERKUR SPIEL-ARENA über die Bühne. Einziger Wermutstropfen zur Unzeit in den Kelch der (Vor-)Freude – und das einen Tag vor dem sehnsüchtig erwarteten Spiel – war die Meldung, dass der Verein ein Minus von knapp 3 Millionen Euro in der vergangenen Spielzeit gemacht hat und das positive Eigenkapital entsprechend um diese Summe auf 852.000 Euro geschrumpft ist.

Daniel Thioune neigt nicht zu großen Übertreibungen. Aber der Trainer von Fortuna Düsseldorf kann sich auch dem Reiz dieses Spiels nicht entziehen. „Es wäre tatsächlich zu banal, nur über drei Punkte zu sprechen und alles andere auszublenden“, sagt er. „Dafür ist der Auftrag viel zu groß, den wir als Mannschaft von Fortuna Düsseldorf haben.“ Das klingt so, als sei es absolut verboten, das Spiel zu verlieren. Es wäre jedenfalls schade, wenn ein Projekt, das zurecht von einem großen Werbe- und Marketing-Spektakel begleitet wurde, durch eine Niederlage einen Kratzer erhalten würde. Auch gegen den HSV und Osnabrück, Vereine, die ihn noch sehr berühren, habe er auch die Balance hinbekommen, um seine Mannschaft unbelastet von den äußeren Einflüssen vorzubereiten. Allerdings kamen auch jeweils keine drei Punkte dabei auf die Habenseite der Fortuna.

Trainer und Mannschaft beschäftigt das Thema „Fortuna für alle“ natürlich in größerem Maße. Die Aufmerksamkeit vor und bei diesem Spiel war und wird eine andere sein als bei „normalen“ Ligaspielen. „Ab 20.30 am Samstagabend wird es banalerweise nur noch um Fußball gehen“, sagt Thioune und hofft, dass die Mannschaft nicht nur eine bessere Seite zeigen wird, sondern auch den Sieg in der MERKUR SPIEL-ARENA behalten kann. „Es ist ein sensationeller Rahmen, und darauf freuen wir uns sehr“, sagt Thioune, um direkt nachzuschicken, dass auch bei 30.000 Fans in der Arena eine tolle Atmosphäre herrschen kann.

„Es ist schön, dass wir jetzt den Menschen den freien Eintritt gönnen, die es sich sonst nicht so leisten können, zu den Spielen zu kommen“, sagt Thioune. „Wir werden für die Leute auf den Rängen jedenfalls alles geben – auch mit mehr Galligkeit als zuletzt.“ Thioune ist sehr froh, den Weg des Vereins, der aus Fortuna-Sicht alternativlos ist, mitgehen zu dürfen, steht für das Projekt. „Ich bin froh, dass die Menschen um mich herum diese mutige Entscheidung getroffen haben“, sagt Thioune, der von sich behauptet, auch mutig zu sein. „Da gehört viel Überzeugung zu.“

Daniel Thioune ist sehr gespannt darauf, was ihn im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern erwartet. Foto: Kenny Beele

Natürlich weiß der Trainer, welche Verantwortung seine Mannschaft und er haben werden. Allerdings kommt im 1. FC Kaiserslautern auch eine Mannschaft, die zuletzt überragend gepunktet, und 17 Zähler aus sieben Spielen geholt hat. „So historisch das auch sein mag, wenn wir nicht funktionieren, dann wird das Produkt von außen nicht so wahrgenommen. So müssen Energien entstehen. Der Funke muss von unten auf die Tribünen und wird zurückspringen“, erklärt Fortunas Chefcoach. „Am Ende des Tages muss das Produkt maximal erfolgreich sein und deswegen ist Kaiserslautern eine Riesenaufgabe.“ Es müsse dann aber nicht von der ersten Minute mit Volldampf losgehen. Es geht um die Momente, die seine Mannschaft haben soll, und Thioune bemüht das Beispiel des letzten Spiels in Kaiserslautern, als dort der Betzenberg in Jubelstimmung war und die Fortuna das Spiel dominiert und verdient gewonnen hatte – gegen die Begeisterung auf den Rängen.

Personell muss Fortunas Trainerteam genau hinschauen, wie die Rückkehrer von den Länderspielen die Belastung der Reisen und Spiel weggesteckt haben. Ao Tanaka könnte müde sein, Isak Johannesson wirkt auf ihn nicht ganz so frisch, und vielleicht werden beide erst einmal auf der Bank sitzen. Das würde bedeuten, dass Marcel Sobottka und Yannik Engelhardt das Zentrum bilden könnten. Doch auch da bleibt der Trainer zurückhaltend, denn Marcel Sobottka ist neun Wochen lang verletzt ausgefallen und erst seit einer Woche wieder komplett im Mannschaftstraining. „Die Kombination mit Engelhardt und Sobottka wird auf jeden Fall funktionieren, aber bis es dazu kommt, könnte es noch etwas dauern“, bleibt Thioune in Sachen Mannschaftsaufstellung zurückhaltend, denn bis auf Florian Kastenmeier weiß angeblich noch kein Spieler, ob er sicher in der Stammformation stehen wird.

Das Thema Durchschlagskraft und Effizienz vor dem gegnerischen Tor war ein großes Thema in dieser Länderspielpause. Die mangelnde Flanken-Qualität wurde diskutiert, und Thioune leitete sein Team an, die Bälle in bestimmte Räume zu spielen und nicht blindlings in die Box zu schlagen. Zudem soll mehr Personal in der Box zur „Abnahme“ sein. „Irgendwann wird der Knoten wieder platzen“, sagt Thioune. Man wolle wieder mehr Ertrag haben aus den Möglichkeiten, von denen sich die Mannschaft gerne wieder mehr erspielen kann. So hat Thioune auch das Gespräch und eine Video-Analyse mit Felix Klaus gesucht, der ein wenig von seiner Torgefährlichkeit gegenüber dem Saisonbeginn verloren hat. „Christos Tzolis muss zu der Lockerheit der ersten Tage zurück. Er muss einfach bleiben in seinem Spiel, dann ist er gefährlich“, sagt der Trainer.

„Ich bin ein Teil von Fortuna Düsseldorf. Es macht mir unfassbar viel Spaß in dieser Stadt und in diesem Verein mit den Menschen zusammenzuarbeiten. Ich habe eine tolle Mannschaft, die ich gerne jeden Tag ein wenig besser machen möchte.“

Daniel Thioune zu seiner Motivation in Düsseldorf

Weniger Begeisterung und Vorfreude werden die Mitglieder von Fortuna empfinden, wenn es um die reinen Zahlen und Fakten bei den Finanzen geht. Ausgerechnet einen Tag vor dem Highlight-Spiel gab es mit der Bekanntgabe des Jahresabschlusses und der Fehlsumme von 2,98 Millionen Euro einen argen Dämpfer. Es erklärt auch, warum die Fortuna nicht gerade mit vollen Händen auf dem Transfermarkt aktiv war. „Nach den Pandemiejahren und Platz 10 in der Saison 2021/22 haben wir ganz bewusst die Entscheidung getroffen, Investitionen vor allem in die Lizenzmannschaft und die Zukunft des Vereins zu tätigen und haben somit von Anfang an ein negatives Ergebnis in Kauf genommen“, erklärt Finanzvorstand Arnd Hovemann. „Wir wollte die gestiegenen Kosten nicht eins-zu-eins an unsere Mitglieder und Fans weitergeben, da diese selbst mit den Nachwehen der Corona-Krise und gestiegenen Aufwendungen für die Lebenshaltung zu kämpfen haben.“

Die Eintrittspreise und Mitgliederbeiträge blieben also trotz höherer Aufwendungen für die Stadionmiete und den Spielbetrieb – Ordnerdienst ist teurer – stabil. „Wir sind davon überzeugt, dass wir durch die Investitionen in die Mannschaft und unsere neue strategische Ausrichtung den richtigen Anstoß dafür gegeben haben, ab der kommenden Saison auch wirtschaftlich wieder bessere Ergebnisse liefern zu können.“ Zudem gab es auch eine positive Nachricht: die Fortuna steuert bei den Mitgliederzahlen auf einen neuen Rekord zu – die Grenze von 29.000 Mitgliedern wird wohl bald fallen. Das ist auch sicherlich eine Folge des Projektes „Fortuna für alle“.

Mögliche Aufstellung der Fortuna:
Kastenmeier – Zimmermann, Siebert, de Wijs, Iyoha – Sobottka, Engelhardt – Klaus, Appelkamp, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Jastrzembski, Ginczek, Oberdorf, Uchino, Tanaka, Gavory, Niemiec, Johannesson
Es fehlt: Hoffmann (Schulterluxation); Gelbsperre droht: Engelhardt (bislang 4 Gelbe Karten)

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