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Hendrix: Häßlich zu gewinnen, ist auch schön

Hennings erzielt für die Fortuna das Tor des Tages

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat erneut einen wichtigen Schritt getan. Mit dem zwar verdienten, aber am Ende erzeitterten 1:0-Erfolg gegen einen dezimierten FC St. Pauli landete das Thioune-Team den vierten Sieg in Serie. Rouwen Hennings erzielte das Tor des Tages.

Daniel Thioune wagte tatsächlich viel Offensive gegen den FC St. Pauli. Rouwen Hennings stand wie angekündigt in der Startaufstellung – aber Emmanuel Iyoha ebenso. Während der Routinier als Kapitän an der Seite von Dawid Kownacki die Position im Sturmzentrum besetzte, sollte Iyoha auf der linken Seite für gefährliche Vorstöße sorgen. Die ebenfalls berücksichtigten Kristoffer Peterson und Shinta Appelkamp sind eher offensiv denkende und handelnde Spieler. Auf der Sechs agierte Jorrit Hendrix als Abräumer vor der Abwehr und nur unwesentlich davor, aber im Zentrum, Michal Karbownik. In der Dreierkette agierte Christoph Klarer in der Mitte, rechts Matthias Zimmermann und links Tim Oberdorf.

Aufgrund der guten Leistung gegen Darmstadt vertraute Pauli-Trainer Timo Schultz auf die gleiche Elf, die im Heimspiel gegen den Spitzenklub ein Unentschieden geholt hatte. Allerdings begannen die Hamburger eher sehr bedacht, überließen den Fortunen, die von weit mehr als 30.000 Zuschauern angefeuert wurden, aber nicht allein die Initiative, Allerdings hatten auch die Gäste weit mehr als 5.000 Anhänger mitgebracht.

Es dauerte elf Minuten, bis die erste Chance, den Anhängern der Fortuna kurz den Atem stocken ließ. Jackson Irvine kam im Zentrum für die Gäste so frei an einen Kopfball, dass er sich die Ecke aussuchen konnte. Das tat er aber nicht, wählte das Zentrum und Florian Kastenmeier im Tor der Fortuna konnte den Ball mit einem Reflex über das Tor lenken. Ähnlich gut war die Gelegenheit zwei Minuten später auf der anderen Seite als Oberdorf nach einer Ecke zum (Volley-)Schuss kam und Nikola Vasilj in letzter Not die Fäuste hochriss und den Ball wegfausten konnte.

Das gelang dem Hamburger Torhüter in der 22. Minute dann aber nicht mehr, als ein langer Schlag von Kastenmeier vorne Kownacki erreichte. Der Pole leitete den Ball per Kopf nach links zu Hennings weiter. Fortunas Publikumsliebling hatte den Ball auf dem linken (starken) Fuß und zog aus 18 Metern ab. Genau neben dem rechten Pfosten aus Torwartsicht schlug der Ball zum 1:0 der Fortuna ein. Das Tor gab Daniel Thioune recht, der vorhergesagt hatte, dass Hennings gerne gegen seinen alten Klub aus Hamburg trifft.

Die beste Chance im weiteren Verlauf der ersten Hälfte hatte erneut Hennings, der nach einem genialen Pass von Hendrix (41.) allein auf den Pauli-Kasten zulief. Offensichtlich wollte er dem Keeper durch die Beine schieben, statt den Ball unter die Latte zu hämmern. Vasilj erahnte das und wehrte den Ball ab. Zwei Minuten später musste dann wieder Kastenmeier auf dem Posten sein. Gleich zweimal wehrte er im Sekundentakt gefährliche Schüsse (gegen Etienne Amenyido und Marcel Hartel) ab und sorgte mit dafür, dass die Platzherren den Vorsprung in einem interessanten und gutklassigen Spiel mit in die Pause nehmen konnten.

So waren Fortunas Keeper und Hendrix die besten Fortunen im ersten Durchgang, wogegen Karbownik in der zentralen Position im Mittelfeld zwar nicht enttäuschte, aber kaum so gute Szenen hatte wie in den vergangenen Spielen auf dem Flügel. Personelle Veränderungen gab es jedoch auf beiden Seiten zu Beginn des zweiten Durchgangs nicht. Auch an der Taktik hielten die Gastgeber unverändert fest.

Zum Schluss wird es noch einmal eng für die Fortuna

Fortunas Tormelodie wurde in der 51. Minute bereits kurz eingespielt, nachdem dann Kristoffer Peterson ein irrgeleiteten Pass von Iyoha aufnahm, der von Vasilj aber noch irgendwie mit dem Körper abgewehrt werden konnte, nachdem der Ball abgefälscht auf ihn zugeflogen war. Dann war aber St. Pauli an der Reihe und bestimmte in den nächsten Minuten das Geschehen auf dem Platz. Doch dieses Bemühen wurde konterkariert durch Betim Fazliji, der nach einem harten Zweikampf mit Dawid Kownacki mit einem Kopfstoß reagierte und dafür nach einer größeren Rudelbildung die Rote Karte (58.) sah.

Fortuna hatte es jetzt allerdings nicht leichter, weil die Gäste durch Kampfgeist, Laufstärke und drei frische Spieler die Unterzahl ausgleichen wollten. Auch die Fortuna wechselte zweimal, um zu reagieren. Doch das Spiel nach vorne war nicht konsequent genug, um einen deutlicheren Vorsprung zu erzielen. Offensichtlich lag jetzt auch das Hauptaugenmerk darauf, nicht zu viel Risiko zu gehen, um den dritten Liga-Erfolg in Serie einzutüten. Denn auch Adam Bodzek kam für die letzten zwölf Minuten für Shinta Appelkamp.

Die Hamburger versuchten auch mit zehn Mann alles, um den Ausgleich zu erzwingen, während Fortuna ziemlich müde, statisch und nicht sehr geschickt in ihrem Spiel wirkte. Zeitweise wurden die Platzherren in der letzten Viertelstunde vom FC St. Pauli hinten sogar eingeschnürt. Immerhin gab es auch in dieser Phase kaum gefährliche Abschlüsse des Gegners, weil sich die Spieler der Fortuna in alle Schüsse hineinwarfen, um den Sieg über die Zeit zu bringen.

Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, Klarer, Karbownik – Hendrix – Peterson (64. Baah), Appelkamp (78. Bodzek), Iyoha (90. +2 Hoffmann) – Kownacki (64. Klaus), Hennings
Kader: Wolf – Hoffmann, Böckle, Mansfeld, Fernandes Neto, Bunk
St. Pauli: Vasilj – Swigala, Smith, Fazliji – Saliakas (70. Zander), Pacarada – Irwine, Aremu (70. Metcalfe), Hartel (82. Matanovic) – Amenyido (82. Eggestein), Daschner (70. Otto)
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Zuschauer: 36.430
Tore: 1:0 (22.) Hennings
Gelbe Karten: Hennings (3.), Klarer (4.) / Metcalfe
Rote Karte: – / Fazliji (58.)
Beste Spieler: Kastenmeier, Hendrix / Aremu, Smith
Spielnote: 2,5
Spielfazit: Fortuna legte ein Tor in einer von beiden Teams gleichwertig geführten ersten Hälfte vor und profitierte dann im zweiten Durchgang von der Dummheit und der Roten Karte von Fazliji. Zum Schluss mussten die Fans aber noch um den Erfolg zittern.

Reaktionen:
„Das ist manchmal so, dass Mannschaften mit zehn Spielern noch einmal alles mobilisieren. Aber es war wichtig, dass wir den Sieg über die Zeit gebracht haben. Häßlich zu gewinnen, ist auch schön.“
Jorrit Hendrix, bester Spieler der Fortuna

„Fortuna hat es geschfft, ein Tor zu schießen. Daher ist der Erfolg für die Fortuna verdient. Ich bin nicht unzufrieden mit meiner Mannschaft, aber mit dem Ergebnis. Und das ist uns zu häufig passiert. Bei der Roten Karte war der Spieler der Fortuna cleverer als unserer.“
Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli

„Man kann es kritisch bewerten, aber das wäre absoluter Blödsinn, denn der Erfolg ist sehr wichtig. Selbst die Art und Weise hat mir sehr gefallen. Ich bin glücklich mit diesem Erfolg.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Das ist jetzt zum x-ten Mal passiert, dass ich gegen St. Pauli getroffen habe. Das kann ich auch nicht erklären, dass es so oft klappt. Wie haben es am Ende nicht geschafft, den Gegner ans Laufen zu bekommen.“
Rouwen Hennings, Torschütze der Fortuna

„Das war das Klischee, dass eine Mannschaft, die nur noch zu zehnt ist, schwieriger zu bespielen ist. Wir haben die Bälle zu schnell in der Schlussphase abgegeben und dann wurde das Spiel wilder, als es in Überzahl hätte sein müssen. Wir haben aber alles komplett wegverteidigt. Das Gefühl, dass Müdigkeit eine Rolle gespielt hat, hatte ich nicht. Wir haben schon den Eindruck, dass wir ins Laufen gekommen sind. Jetzt wollen wir das Jahr auch gut beenden und wenn wir die Intensität auf den Platz bekommen, sollte das möglich sein. Drei der vier Spiele zu Null gespielt zu haben, das nehme ich gerne mit.“
Tim Oberdorf, Abwehrspieler der Fortuna

„Das war ein Kampfspiel und ein absoluter Willenssieg. Es ist gut, dass wir solche Spiele noch so biegen. Wenn wir bei uns bleiben und die Leistung bringen, können wir den Auftrag erledigen und in Hannover bestehen. Auf die Tabelle zu schauen, bringt jetzt nichts.“
Christoph Klarer, Innenverteidiger der Fortuna

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