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Fortuna trotzt allen Zweiflern

Mit Siegesserie und breiter Brust nach Hannover

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat 1:0 gegen St. Pauli gewonnen, und ab Montag, einen Tag vor dem nächsten Spiel in Hannover, wird die Art und Weise, wie dieser „dreckige Sieg“ zustande gekommen ist, niemand mehr interessieren. Dann geht es darum, ein ähnlich gutes Ergebnis zu erzielen, um im Kampf um einen Spitzenplatz weiter ein Wörtchen mitzureden. Und die Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens ist Mannschaft und Trainer nach den vier Pflichtspielsiegen in Folge nun mehr als anzumerken. Die Fortunen glauben (wieder) daran, dass die die Rolle des Jägers bis zur Winterpause übernommen werden kann.

Eine Erfolgsserie war von außen ultimativ und schon fast in einer Art Hoffnungslosigkeit gefordert worden. Zwar versuchen Trainer und Mannschaft sich nicht vom Umfeld beeinflussen zu lassen, aber den Rückstand auf die Spitzengruppe zu verkleinern, war natürlich auch ihr Ziel. Dass sich das Vorhaben so ideal mit nur einem Gegentor in drei Liga-Auswärtsspielen umsetzen ließ, hatten aber auch die größten Optimisten nach der schwachen Leistung daheim gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) kaum hoffen dürfen.

Das Team der Fortuna mit dem ganzen Funktionsteam hat es den Zweiflern gezeigt. Der Pokalerfolg in Regensburg und die gemeinsam verbrachte Zeit von drei Tagen im Süden vor dem nächsten Spiel in Karlsruhe hat den Kitt geliefert, der alles nun besser zusammenhält. So diszipliniert, so laufstark und auch so kämpferisch überzeugend gibt es die Chance, oben dranzubleiben, den bisherigen Spitzenteams auf den Pelz zu rücken und vielleicht doch noch einen Traum wahr zu machen.

Christoph Klarer ist zum Führungsspieler herangereift. Foto: Kenny Beele

Unbeeindruckt von den Personalproblemen – immerhin standen in Tanaka, Sobottka, Ginczek, de Wijs, Gavory sowie eingeschränkt auch Andre Hoffmann – sechs Spieler gegen St. Pauli nicht zur Verfügung, die jeder vor der Saison als Stammspieler bezeichnet hätte. Was Tim Oberdorf und Christoph Klarer leisten, ist eigentlich unglaublich. „Fehler sucht man bei Ihnen in jüngster Zeit fast völlig vergeblich“, sagt Trainer Daniel Thioune.

Klarer spricht nicht nur davon Führungsspieler sein zu wollen, er ist es inzwischen, wie auch seine Aktion beim Platzverweis von Paulis Betim Fazliji beweist, als er sich für seine Mitspieler wie ein Riese vor den gegnerischen Spielern aufbaute. „Ich musste meinem Mitspieler doch helfen“, sagte er dann später. Ihn und Oberdorf sogleich auf die Bank zu schicken, wenn de Wijs und Hoffmann wieder völlig fit sind, kann man sich derzeit in Düsseldorf nicht vorstellen. 

Pfiffe gegen Florian Kastenmeier sind längst verstummt

Zu einem unglaublich wichtigen Faktor im Mannschaftsgefüge und auf dem Platz ist inzwischen Florian Kastenmeier herangereift. Seine teilweise gewagten Kabinettstückchen gehören längst der Vergangenheit an. Er ist ruhiger, disziplinierter und erscheint auch deutlich beweglicher, als er es am Anfang der Saison war. Inzwischen gibt er keinen Ball mehr auf, der vielleicht unhaltbar erscheint. In Regensburg, Karlsruhe, Kiel und gegen St. Pauli hielt er jeweils in ganz wichtigen Situationen seinen Kasten sauber. Nur das eine Gegentor in Kiel musste er passieren lassen. Inzwischen wissen auch die Fans, die ihn vor Wochen noch teilweise mit Pfiffen begleitet hatten, dass der 25-Jährige ein ganz wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist.

Rouwen Hennings hat sich mit seinem schönen Treffer großes Selbstvertrauen geholt. Foto: Kai Kuczera

Da passte es auch gut, dass ein anderer, dem man schon fast den Altersruhesitz empfehlen wollte, plötzlich explodiert. Das herrliche und entscheidende Tor gegen St. Pauli von Rouwen Hennings erinnerte ein wenig an die Energieleistung beim Aufstiegsspiel in Dresden, als der inzwischen 35-Jährige das Tor zur Bundesliga endgültig aufgestoßen hatte. „Es hat sich sehr, sehr gut angefühlt, dieses Tor zu erzielen – es hat eine ganze Weile auf sich warten lassen“, sagte er mit einem Lächeln. Hennings wusste aber auch, dass er läuferisch und kämpferisch nicht nur den Trainer überzeugt hatte. Zudem haben ihm endlich wieder 90 Minuten richtig gutgetan.

Es passt einfach, dass Spieler bei Fortuna in die Bresche springen, wenn andere etwas schwächeln. So waren Dawid Kownacki trotz seiner Kopfball-Vorarbeit zum entscheidenden Tor und Michal Karbownik diesmal nicht in Bestform. Dafür sprangen eben andere wie auch Jorrit Hendrix, der ein starkes Spiel zeigte, in die Bresche. Bei Fortuna passt es einfach derzeit, auch die taktischen Umstellungen, wie die Wahl der Dreierkette, zahlten sich aus.

Zwei Spiele sind es noch, dann ist die Winterpause erreicht. Und das ist nicht so, dass die Fortuna auf dem Zahnfleisch schleicht. Drei, vier oder auch sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen zu holen, erscheint nicht so unwahrscheinlich zu sein. „Mit einer ähnlich starken Leistung haben wir durchaus Chancen, unser Ziel sogar zu übertreffen“, meinte der Trainer, der immer erklärt hatte, er wolle in Schlagdistanz zu den Spitzenplätzen sein, wenn es in die Winterpause geht. Dass die Mannschaft zu einer solchen Siegesserie in der Lage ist, zeigt, dass mit ihr doch noch auch im Aufstiegskampf zu rechnen ist. Immerhin kommen noch der HSV, Heidenheim und Spitzenreiter Darmstadt in der Rückrunde in die MERKUR SPIEL ARENA.

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