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Fortuna trifft wie kein anderes Team

Gegen Kiel ist aber auch die Abwehr gefragt

Isak Johannesson. Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Mit einem Erfolg gegen Holstein Kiel könnte Fortuna Düsseldorf am Sonntag den Kontrahenten in der Tabelle der 2. Bundesliga überflügeln. Zudem ist es möglich, die Voraussetzung dafür schaffen, zum Jahresende mit in der Spitzengruppe zu bleiben – unbeeinflusst vom Ausgang des letzten Spiels der Hinrunde nächste Woche in Magdeburg. Allerdings muss der Trainer wieder improvisieren und hoffen, dass vorne getroffen und hinten die Null gehalten wird.

Das Personal: Emma Iyoha fällt definitiv aus. Sein Muskelfaserriss lässt keinen Einsatz zu. „Nur“ einen grippalen Infekt hatte zuletzt Nicolas Gavory ans (Hotel-)Bett in Magdeburg gefesselt, als seine Teamkameraden auf dem Rasen in letzter Sekunde in die zweite Runde des DFB-Pokals einzogen. Er wird noch trainieren, wenn er kardiologisch untersucht wurde, und heute oder erst am Morgen vor dem Spiel wird sich entscheiden, ob der Franzose spielen kann, auf der Bank sitzt oder eine Nominierung keinen Sinn ergibt. Problematisch wäre das, weil dann ein Außenverteidiger und sein Ersatzmann ausfallen würde. Das bedeutet, im unerfahrenen Takashi Uchino ist nur noch ein gelernter Außenverteidiger derzeit in normaler körperlicher Verfassung, und auch Marcel Sobottka, der als defensiver Außen auch bereits eingesprungen ist, fällt bis Jahresende aus. Die Möglichkeiten sind bescheiden: Neben Uchino kämen allenfalls Tim Oberdorf dann auf der linken Seite oder Dennis Jastrzembski als Notlösung in Frage.

Die Treffsicherheit: Seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2013 hat die Fortuna noch nie in einer Saison zum 15. Spieltag bereits 34 Tore erzielt. Im vergangenen – einem guten – Jahr waren es auch nur 25. Selbst im Aufstiegsjahr in die Bundesliga waren es nach dem 15. Spieltag nur 21 Tore. Mehr als 25 Treffer gab es in diesem Zeitraum noch nie. „Ich hätte mir gewünscht, wenn wir die Treffer noch besser verteilt hätten“, erklärte Daniel Thioune, weil er an die Spiele ohne eigenen Treffer beim Hamburger SV (0:1), auf St. Pauli (0:0) und in Fürth (0:1) denkt. „Ich glaube aber, wenn wir in einen fußballerischen Ablauf wie auch in Magdeburg oder Nürnberg kommen, können wir uns Chancen herausspielen und diese auch in der Regel effizient nutzen.“ Wichtig wäre für ihn, wenn sein Team auch mal zuhause schadlos bleibt. Immerhin haben die beiden Gegner zuletzt nicht allzu viele Möglichkeiten herausspielen können. „Wenn die Leute ins Stadion kommen, um Tore zu sehen, dann können wir gerne so weitermachen. Es wäre dennoch genauso wichtig, uns jetzt auch in einem Heimspiel mal schadlos zu halten. Daran müssen wir weiter arbeiten.“

Einen solchen Torjubel sehen die Fortuna-Fans gerne – wie mit Christos Tzolis und Shinta Appelkamp. Foto: Kenny Beele

Spielweise: Am System wird Thioune möglichst wenig ändern wollen, gerade auch weil auf den Außenverteidiger-Positionen eine gewisse Unsicherheit auftreten könnte. Daher möchte der Trainer mit dem erworbenen Selbstverständnis den Gegner beeindrucken. In Magdeburg habe man gerade in der ersten Hälfte zu sehr und lange auf dem Ball gestanden, zu viele Bälle sind hintenherum gespielt worden, was dem Trainer wegen des mangelnden Tempos nicht gefallen hat. Am System wird sich deshalb nichts verändern, um neben dem Personal nicht noch eine weitere Komponente verändern zu müssen.

Der Gegner: Holstein Kiel ist derzeit Zweiter hinter St. Pauli in einem sehr ausgeglichenen Feld im deutschen Fußball-Unterhaus. „Das hätte ich vor der Saison nicht erwartet“, sagte Daniel Thioune, der allerdings dieser Mannschaft durchaus einen Platz im oberen Drittel zugetraut hatte. Der Gegner hat auch eine Serie von drei siegreichen Spielen hinter sich und auch jeweils dreimal getroffen. „Da kommt schon etwas auf uns zu“, sagt Thioune. „Die Idee von Trainer Marcel Rapp hat sich bewährt und man steht vor dem 16. Spieltag nicht zufällig da oben.“ Zudem sind die Norddeutschen die beste Auswärtsmannschaft der Liga. „Das bedeutet viel Arbeit mit maximaler Energie, die auf uns zukommt, auch weil die Mannschaft sehr variabel auftritt“, meint Thioune. Die Kieler spielen sehr ausgewogen und haben eine gute Balance in ihrem Spiel. Das mache sie zu einer Top-Mannschaft.

Sechs Punkte vor Weihnachten sind das große Ziel

Zielvorgabe: Eigentlich wollte der Trainer keine Zielvorgabe abgeben. Aber 30 Punkte plus x wären für ihn nach Abschluss der Hinrunde natürlich eine ideale Ausgangsposition, um auch in der zweiten Saisonhälfte von Beginn an weiter oben dabei zu sein. „Es gibt noch sechs Punkte, im optimalen Fall wären wir dann bei 33 und hätten damit Kiel eingesammelt“, sagte Thioune trotz des gebotenen Respektes. „Die Mannschaft hat ein Selbstverständnis entwickelt, ihren Gegnern in jeder Phase der Partie wehtun zu können.“ Das soll auch gegen Kiel funktionieren.

Der Matchwinner: In Magdeburg hat Jona Niemiec das Spiel mit zwei Toren entschieden. Doch eine Nominierung für die Startelf wird es laut Daniel Thioune nicht geben. Niemiec selbst brennt zwar darauf, mit dem Team ins Stadion einzulaufen. „Jede Minute, die ich bekomme, will ich nutzen und mich zeigen“, sagte Niemiec und gibt seinem Trainer die Sicherheit, dass er den 22-Jährigen jederzeit bringen kann. Zuletzt hatte er dieses Vertrauen eindeutig zurückgezahlt. „Normalerweise muss ich ihn auch belohnen, wenn er so spielt und so trifft“, sagte Daniel Thioune über seinen pfeilschnellen Konterstürmer. „Ich bin froh, dass wir Jona in dieser Verfassung haben. Er muss geduldig bleiben, seine längeren Momente werden noch kommen.“ Zudem ist Vincent Vermeij nicht nur in starker Form und trifft zuverlässig, sondern er ist als Anspielstation auch unverzichtbar für Fortunas Spiel.

Der Vorbereiter: Sein Trainer – selbst Stürmer gewesen – kann Isak Johannesson nicht verstehen. „Wieso er tatsächlich lieber Tore vorbereitet als sie selbst zu erzielen, geht mir nicht in den Kopf“, sagt Thioune mit einem Lächeln. Doch wenn der Isländer so spielt, wie gegen Magdeburg und als Gamechanger wirkt, hat der Trainer auch nichts dagegen. Zuletzt hat er Johannesson teilweise geschont ob der großen Belastung auch mit der Nationalmannschaft. „Aber wenn er reinkommt, kann er einem Spiel eine ganz andere Richtung geben“, erklärt Thioune, der nun überlegt, welchen Mittelfeldspieler er gegen Kiel rauslassen wird.

Der verhinderte Vorbereiter: Die „Verbannung“ auf die Bank könnte nach dem Magdeburg-Spiel auch Ao Tanaka treffen. Denn die vielen Gespräche zwischen dem Trainer und dem Japaner haben zwar eine Verbesserung des Spiels für den Nationalspieler gebracht. Schließlich hat er auch schon vier Treffer auf seinem Konto. Tanaka hat eine sehr gute Schusstechnik und könnte in einigen Positionen auch selbst mal abziehen, statt noch einen Chip zu spielen, der dann zu oft ins Leere geht, weil er nicht genau genug ist oder letztlich vom Mitspieler zu viel verlangt.

Zuschauer: Eine 3 wird am Sonntag vorne stehen, also werden mehr als 30.000 Zuschauer in der MERKUR SPIEL-ARENA sein. Die Fortuna macht nach außen deutlich, dass das sogar noch ein positiver Trend ist, weil gegen Kiel das Stadion noch nie besser gefüllt gewesen sein soll. Aber eigentlich ist diese Zahl eine echte Enttäuschung, wenn man sieht, welche Serie die Fortuna bisher hingelegt, welche Spannung und Dramatik sich jeweils auch auf die Tribünen erstreckt hat und wie viele Tore die Mannschaft erzielen konnte. Schade, man muss sagen, es ist typisch für Düsseldorf, dass einige Eventfans nur zu Spielen kommen, in denen der Gegner einen größeren Namen hat, das Wetter mitspielt und auch noch die Parksituation an diesem Tag ideal (ohne eine Messe) erscheint. Fortuna ist Vierter, spielt gegen den Zweiten und hat zwei großartige Erfolgserlebnisse abgeliefert – was wollen die Düsseldorfer mehr?

Fortunas wahrscheinliche Aufstellung:
Kastenmeier – Uchino, Siebert, de Wijs, Oberdorf – Engelhardt – Klaus, Johannesson, Appelkamp, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Jastrzembski, Bunk, Suso (mit frischem Profivertrag), Gavory, Ginczek, Niemiec, Tanaka

Von Fortuna erzielte Treffer bis zum 15. Spieltag:
2023/24 – 34 Tore
2022/23 – 25 Tore
2021/22 – 17 Tore
2019/20 – 16 Tore
2018/19 – 16 Tore  (Bundesliga)
2017/18 – 21 Tore (Aufstiegsjahr)
2016/17 – 20 Tore
2015/16 – 12 Tore
2014/15 – 24 Tore
2013/14 – 15 Tore

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