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Fortuna lässt sich von der Hektik anstecken

Thioune-Team ist so keine Spitzenmannschaft

Foto: Imago/regios 24

von Norbert Krings

ANALYSE Fortuna Düsseldorf hat große Ambitionen. Die Mannschaft von Daniel Thioune möchte oben mitspielen, so lange wie möglich um den Aufstieg kämpfen und am Ende vielleicht den Sprung in die Bundesliga schaffen. Wer das Spiel der Fortuna beim 2:2 in Braunschweig gesehen hat, der weiß, dass bis dahin noch viel Arbeit nötig ist und sich die Mannschaft in einigen Bereichen deutlich verbessern muss.

Das Positive vorweg: Die Moral in der Mannschaft stimmt. Das bezieht sich sowohl auf die Trainingsarbeit unter der Woche als auch auf die Leidenschaft auf dem Platz. Fortuna lässt sich nicht entmutigen – wie in Braunschweig auch nicht von einem zweimaligen Rückstand. Nach dem Treffer zum 1:2 dauerte es nicht einmal 30 Sekunden nach dem Wiederanpfiff bis zum erneuten Ausgleich durch Marcel Sobottka. In dieser Hinsicht gibt es an der Einstellung der Spieler wenig auszusetzen.

Nicolas Gavory war neben Florian Kastenmeier der beste Fortune in Braunschweig. Foto Beele

Und auch die langen und ausführlichen Gespräche des Trainers mit Nicolas Gavory haben sich ausgezahlt. Die Kritik am belgischen Außenverteidiger hatte auch Daniel Thioune nicht kalt gelassen. „Ich habe ihm immer wieder die Szenen und Situationen gezeigt und ihm erklärt, was ich von ihm erwarte und was er besser machen könne. In Braunschweig war Gavory neben Florian Kastenmeier bester Fortune auf dem Platz – und das nicht nur wegen eines Traumtores und der Vorbereitung zum 2:2-Endstand durch Marcel Sobottka. „Ich freue mich, dass er sich belohnt hat“, sagte Thioune.

Dass Florian Kastenmeier eine Reaktion auf die Kritik der vergangenen Spiele gezeigt habe, wollte Daniel Thioune nicht so stehen lassen. „Er musste nichts beweisen. Dass sich manchmal ein Fehler bei seinen vielen Ballbesitzphasen einschleicht, ist verständlich. Das muss man ihm zugestehen.“ Aber auch in seiner Kernkompetenz habe er diesmal gezeigt, dass er ein verlässlicher Keeper sein kann. „Diesmal hat er bewiesen, warum er bei mir die Nummer 1 ist“, sagte Thioune. Das sollte Kastenmeier nur noch öfter tun und sich tatsächlich vor allem auf seine Kernkompetenz beschränken.

In Fortunas Box hat es viel zu oft gebrannt

Zuletzt lag die Konzentration der Arbeit im Training und im Spiel auf dem Ballbesitz und dem Versuch eine gewisse Dominanz auszustrahlen, nachdem die Gegner in den ersten Spielen deutlich höhere Ballbesitzzeiten hatten. Darüber ist so ein wenig und völlig unbewusst die Defensivstärke des Teams hintenan gestellt worden. Wie sagte es der Trainer so schön: „Diesmal hat es noch mehr in unserer Box gebrannt“. Gegen einen eigentlich verunsicherten Gegner hat die Fortuna viel zu viel zugelassen, vor allem im eigenen Strafraum immer wieder die Orientierung verloren. 

Das lag auch erneut an Jordy de Wijs, der gegenüber Andre Hoffmann und den beiden Außenverteidigern in der Kette leistungsmäßig immer noch abfällt und nicht die Form bringen kann, die er in seinen besten Tagen bei der Fortuna bereits auf den Rasen gebracht hat. Derzeit ist er ein Unsicherheitsfaktor, weil er auch zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein scheint. Das wirkt sich auch auf seine sonstige Stärke im Aufbauspiel aus. Seine Spieleröffnung ist derzeit zu fehlerbehaftet, weil ihm die Ruhe fehlt.

Das galt allerdings auch für seine Mitspieler vor allem in der Anfangsphase und den hektischen Minuten vor den beiden Toren der Braunschweiger. Unzählige Ballverluste führten zu einem regelrecht wilden Spiel. Und das ist eigentlich genau das, was der Trainer nicht sehen will. Immer wieder kamen die Braunschweiger leicht in Ballbesitz und brachten Fortunas Defensive auch in der ersten Hälfte oft genug in Verlegenheit.

Kritik an der Abwehrarbeit der Offensiven

„Als ich gekommen bin, ging es darum, Spiele nicht mehr zu verlieren, jetzt ist der Fokus darauf gerichtet, Partien zu gewinnen“, sagte Daniel Thioune nach dem unterhaltsamen Kampfspiel in Braunschweig. „Es ist schön, dass wir stabil genug sind, um nach den Gegentoren zurückzukommen, aber für unsere Ansprüche reicht das nicht aus.“

Daniel Thioune hatte nicht nur Grund zur Freude. Foto: Wolff

Die Kritik auch an Mittelfeldspielern und Stürmern wurde deutlich, als der Trainer sagte, dass man das eigene Tor wieder mit allen Mitteln, die man habe, verteidigen müsse. „Da gehören dann auch ein paar mehr Spieler dazu.“ Auch die Stürmer sollten besser nach hinten arbeiten, denn mit einer Null hätte man auf jeden Fall schon mal einen Punkt sicher und man müsste keinem Rückstand hinterherlaufen, so wie das auch in Sandhausen nach einem vermeidbaren Gegentreffer ohne Effekt passiert war.

Warum sich die Fortunen teilweise so unnötig verunsichern lassen und die Kontrolle über Spiel und Gegner verlieren, ist unerklärlich. Es wird nicht in Ruhe hinten herum gespielt, sondern Pässe versucht, die nur mit viel Glück ankommen können. Der Gegner erobert zu leicht den Ball, schaltet um und die eigene Mannschaft ist nicht schnell genug geordnet hinter dem Ball. So kommt der Gegner zu Abschlüssen und Toren, die absolut vermeidbar sind. So leicht sich das jetzt liest, ist es natürlich nicht. Aber das Abwehrverhalten ist derzeit eines Spitzenteams nicht würdig.

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