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Fortuna kann keinen Vorsprung verwalten

Thioune verlässt sich nicht auf die zweite Reihe

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

KOMMENTAR Sieben Spielen ohne Niederlagen unter Daniel Thioune stehen seit dem Trainerwechsel sechs Punkte entgegen, die Fortuna Düsseldorf in der Schlussphase nach einer Führung noch aus der Hand gegeben hat. Vor der Thioune-Verpflichtung stimmten Aufwand und Ertrag schon nicht, und seitdem der neue Trainer die Verantwortung trägt, gibt es zwar deutlich bessere Spiele und eklatant mehr Torchancen, aber so recht zufrieden ist mit dem Ertrag auch jetzt noch niemand.

Das große Problem dieser Saison sind die total unterschiedlichen Phasen in einem Spiel. Ist die Leistung in der ersten Hälfte wie jetzt in Karlsruhe noch nahezu überragend, wird die zweite Hälfte oft genug ein Gekrampfte, die den Lohn für das davor Gezeigte aufzehrt. Gegen den KSC hätte Fortuna 3:0 oder sogar 4:0 führen können. Darüber wäre nach 45 Minuten keine Beschwerde von einem Karlsruher gekommen. Dann wären die drei Punkte wohl sicher gewesen. Doch nach der Pause kam das, was in dieser Saison schon so oft zu beobachten war. Der Gegner spielt nur noch Langholz, und die Fortuna kommt mit diesen langen, hohen Bällen nicht mehr zurecht.

Warum werden genau dann immer wieder wichtige Zweikämpfe verloren und warum schleichen sich Fehler ein, wie der von de Wijs? Der Trainer räumt ein, dass dies auch psychologische Gründe habe. Doch zweifelt er auch an der richtigen Einstellung seiner Spieler für diese Situationen. Denn alles war genau besprochen. Jeder in Fortunas Kabine wusste nach den genauen Erläuterungen des Trainers, wie ein Gegner, der 0:2 zurückliegt, aus der Kabine kommt und dann alles in die Waagschale wirft, um den Rückstand zu egalisieren.

Lange Zeit schwache Karlsruher profitieren von Fortunas Fehlern

Dass so ein Patzer wie vor dem Elfmeter zum Gamechanger werden sollte, ist natürlich bitter. Aber wo waren plötzlich die spielerische Leichtigkeit, das Vermögen, die Bälle ruhig in den eigenen Reihen zu bewegen, wohin die Zweikampfstärke des ersten Durchgangs? Es war auch das Problem der zweiten Bälle. Lang nach vorne geschlagene Bälle wurden abgelegt auf Mitspieler, während die Fortunen diese zweiten Bälle kaum erobern, also das Spielgerät selten vorne nach Anspiel der Spitzen behaupten konnten. Der Ball kam also postwendend wieder zurück.

Das lag auch am Spielaufbau, der nicht mehr koordiniert, sondern undiszipliniert vonstattenging. Auch das Verwalten des Vorsprungs funktionierte mal wieder nicht, weil der Aufbau hintenherum zu fehlerbehaftet war und die fehlende Entlastung vorne die Defensive immer unter Hochspannung und Druck hielt. Dabei wäre Karlsruhe eigentlich spielerisch nicht in der Lage gewesen, mit der Fortuna mitzuhalten. Aber die Dynamik des Spiels zeigte etwas anderes: Dass erneut Leidenschaft über den spielerischen Anspruch triumphiert. Und wenn dann noch so ein dummer Fehler den Gegner näher heranbringt, führt das unweigerlich dazu, dass der Jagende Oberwasser bekommt.

Zwei Dinge kommen allerdings hinzu. Das ist einerseits die fehlende Kraft und Konzentration in den Endphasen der Spiele. So ist es kein Zufall, dass zu oft in den Schlussphasen Tore gegen die Fortuna gefallen sind. Gerade jetzt, wo zwei ältere und nicht 100prozentig fitte Spieler – Edgar Prib und Adam Bodzek – im Mittelfeld gemeinsam agierten, hätte mehr Frische dem Spiel in der Schlussphase gutgetan.

Emma Iyoha benötigt unbedingt ein Erfolgserlebnis, um eine richtige Alternative für den Angriff darzustellen. Foto: Christof Wolff

Und damit zum zweiten Problem. Fortuna hat nicht auf allen Positionen ähnlich starken Ersatz für die Stammspieler. So beklagt es jedenfalls Trainer Daniel Thioune, der zuletzt immer auffällig spät Ersatz von der Bank auf den Platz beorderte. Und bei genauem Hinschauen muss man dem Trainer Recht geben. Allerdings fehlten in Jakub Piotrowski und Marcel Sobottka zudem zwei Spieler, die Prib und Bodzek 1:1 hätten ersetzen können.

Aber besser wäre es, wenn ein Ao Tanaka, Kristoffer Peterson und Emma Iyoha echte Alternativen wären. Doch sie konnten bislang allenfalls in Testspielen richtig glänzen, und diese Erkenntnis ist bitter, wenn man weiß, über welches Potenzial diese Spieler eigentlich verfügen. 13 gleichwertige Spieler reichen für eine Saison nicht aus. Auch daraus muss Fortuna lernen. Das Vertrauen von Thioune in den zweiten Anzug ist nicht da, sonst würde er im Spiel früher Optionen ziehen, die weiterhelfen. Kein gutes Zeichen für die, die draußen sitzen.

Lamentieren hilft nicht, wenn man auf das nächste Spiel schaut. Mit einem Erfolg gegen Rostock könnte nicht nur der Abstand zum Relegationsplatz ausgebaut werden, sondern auch der Bock der Spiele mit späten Gegentoren endlich und hoffentlich dann dauerhaft umgestoßen werden. Dazu muss aber auch die Angst vor den letzten zehn Minuten aus den Köpfen der Spieler. Ein überlegteres Spiel in der Schlussphase, mit weniger Fehlern, besserem Passspiel und ohne unnötige Fouls – dann wäre deutlich mehr möglich.

 

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