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Fortuna kann diesmal das Spiel nicht drehen

Thioune-Team unterliegt Kiel verdientermaßen 0:1

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat die große Chance verpasst, ganz nahe an die Ligaspitze heranzurücken. Das Team von Daniel Thioune unterlag verdientermaßen im letzten Heimspiel des Jahres Holstein Kiel mit 0:1. Es fehlte an Ideen und Durchschlagskraft, sogar große Chancen konnte sich die Heimelf nicht herausspielen. So blieb bis zur Pokalauslosung am Abend zumindest die Hoffnung, ein attraktives Los für das Viertelfinal-Spiel im Pokal zu erhalten. Doch das ging auch schief. Aus dem erhofften Heimspiel wurde nichts. Fortuna muss auf St. Pauli antreten. 

Daniel Thioune blieb dann doch bei der Nominierung der Startelf eine Wahl, wie er die Außenverteidigerpositionen besetzen konnte. Da sich Nicolas Gavory nach seinem Infekt wieder einsatzbereit gemeldet hatte, konnte er mit dem Franzosen links und Tim Oberdorf rechts beginnen. Einziges Problem, eine Alternative auf der Bank für die Innenverteidigung stand somit nicht mehr zur Verfügung. Immerhin konnte Thioune noch Taka Uchino als Option für die rechte Außenbahn in der Hinterhand halten. Im Mittelfeld fiel diesmal neben dem gesetzten Yannik Engelhardt die Entscheidung für Ao Tanaka und Isak Johannesson nach dessen starker Leistung im Schlussspurt in Magdeburg. So saß Shinta Appelkamp wie gegen Schalke 04 zunächst auf der Bank. Auf den Außenbahnen versuchten Felix Klaus und Christos Tzolis die einzige zentrale Spitze Vincent Vermeij zu bedienen.

Die zuletzt starken Kieler mussten auf Steven Skrzybski, den Ex-Fortunen, verzichten. Ansonsten konnte auch Benedikt Pichler, ebenfalls eine Kieler Offensivkraft, nicht spielen. Immerhin kam Holstein mit der Empfehlung von drei Siegen in Folge in die MERKUR SPIEL-ARENA und legte auch entsprechend selbstbewusst los. Aber auch den Fortunen war anzumerken, dass sie frisch und engagiert in dieses Spiel gingen. Vor allem über die linke Seite lief das Spiel der Gastgeber gut. Die erste Möglichkeit hatte aber die „rechte Seite“ nach einem Zusammenspiel zwischen Felix Klaus und Tim Oberdorf, dessen Schuss aber aus spitzen Winkel von Holstein-Keeper Timon Weiner gestoppt wurde (9. Minute.).

Die Schreckminute für die Gastgeber kam drei Minuten später, als Schiedsrichter Badstübner Felix Klaus vom Platz stellte – zur Verwunderung aller. Klaus hatte sicherlich gefoult, aber dass Foul war nicht von hinten erfolgt, sondern nur von der Seite. So wurde das Ganze noch einmal überprüft und der Referee zur Seitenlinie gerufen. Dort sah er sich die Szene an und nahm die Rote zurück und gab eine Gelbe Karte, die allerdings durchaus berechtigt war. Dennoch brauchte die Heimelf mehr als nur ein paar Minuten, um sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren.

Fortunen wirken nach der „Platzverweis-Szene“ wie gelähmt

Doch die Kieler nutzten diese Unsicherheit aus, als Philipp Sander frei Bahn hatte und abzog. Der Ball klatschte an die Latte. Allerdings war weder Florian Kastenmeier wieder schnell genug auf den Beinen, noch gelang es dem deutlich größeren Jamil Siebert das Kopfball-Duell gegen den vergleichbar schmächtigen Lewis Holtby im Anschluss zu gewinnen. Der Kieler brachte den Ball per Kopf zum 1:0 im Tor der Fortuna unter. Das Thioune-Team reagierte sensibel, blieb fehlerhaft und hätte beinahe das 0:2 kassiert. Nach einer Ecke konnte Tanaka noch so eben auf der Linie stehend klären.

Nach vorne fehlte der Fortuna in dieser Phase die Präzision. Viele Bälle gingen unkontrolliert verloren, so dass es nur bei guten Ansätzen blieb, während bei den Kielern fast jeder Angriff gefährlich wurde, weil die Störche immer wieder zum Abschluss kamen. Das lag auch daran, dass die Fortunen die letzte Linie weiter nach vorne verlagert hatten. Trotzdem taten sich die Gastgeber schwer, gegen die gut organisierten Norddeutschen zu Abschlüssen zu kommen. Als dann plötzlich Johannesson allein vor dem Kieler Tor auftauchte (37.) versagten dem Isländer die Nerven. Statt das Tor zu treffen oder den besser postierten Vermeij anzuspielen, trat der Linksfuß in den Boden und vergab die große Möglichkeit.

An das letzte Heimspiel und die sehr starke Hälfte gegen die Schalker erinnerte in diesen 45 Minuten fast nichts mehr. Fortuna spielte fahrig und fehlerhaft auf ihre eigenen Fans zu, die allerdings durchgängig ihr Team lautstark unterstützten. Wegen der mangelnden Kreativität wäre es fast schon zwangsläufig gewesen, dass zur Pause gewechselt wurde. Doch der diesmal enttäuschende Johannesson, der das Spiel seiner Mannschaft nicht organisieren konnte, blieb ebenso auf dem Platz, wie zunächst auch Tanaka, von dem ebenfalls kaum etwas zu sehen war.

So änderte sich am Spiel der Fortunen wenig, die mit den souverän verteidigenden Gästen weiterhin große Probleme hatten. Wenn sich dann mal eine Lücke oder Anspielstation ergab, war der letzte Pass zu unpräzise. Nach vorne taten die Kieler nur noch das Nötigste, versuchten immer wieder das Tempo aus dem Spiel zu nehemn und die Platzherren herauszulocken. Das Thioune-Team versuchte es dann mit einem mannorientierten Pressing, um den Gegner deutlich früher zu stören und für mehr Gefahr zu sorgen. Das bedeutete zwar mehr Risiko, aber endlich auch mehr Ballbesitz.

Am Ende durften nur die Kieler jubeln. Foto: Imago

Eine Kopfball-Chance von Tzolis nach 59 Minuten verhieß ein wenig mehr Angriffsschwung, und auch die Flanken von Gavory kamen nun etwas präziser. Die Hoffnung nach dem Magdeburg-Spiel war schon so, dass die Mannschaft von Daniel Thioune dieses Spiel noch in eine andere Richtung drehen könnte – auch weil die Kieler sehr passiv wurden. So sah der Trainer das auch als Gelegenheit an, mit frischen Kräften noch einmal eine Veränderung zu erreichen. Dennis Jastrzembski und der Magdeburg-Matchwinner Jona Niemiec kamen ins Spiel.

Immerhin schien das Glück erst einmal auf die Seite der Fortuna zurückgekehrt, denn beinahe hätte es einen kuriosen Treffer gegeben, als de Wijs und Kastenmeier fast ein Eigentor produziert hätten. Der Pfosten half den beiden Fortunen (71.). Nur wenig später verlängerte jedoch Engelhardt nach einer Johannesson-Ecke mit der Hacke den Ball nur auf die Latte statt ins gegnerische Tor. Fortuna blieb aber dran und bemühte sich, während die Kieler wenig taten und noch eine Riesenchance vergaben. Aber das reichte, um den knappen Sieg nach Hause zu bringen. Bis zur letzten Sekunde rannten die Fortunen angetrieben von ihren Fans an. Aber es half nichts mehr…

Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Oberdorf, Siebert, de Wijs, Gavory (67. Niemiec) – Engelhardt – Klaus (67. Jastrzembski), Tanaka (75. Appelkamp), Johannesson, Tzolis (85. Ginczek) – Vermeij
Kader Fortuna: Niemczycki – Uchino, Suso, Bunk
Kiel: Weiner – Ivezic, Erras, Kleine-Bekel – Becker (85. Sterner), Sander (79. Fridjonsson), Holtby, Rothe (79. Schulz), Porath (67. Remberg) – Machino (79. Komenda), Arp
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach/Note: 3, er wirkte entschlossen, hatte aber bnicht seinen besten Tag, weil in der Zweikampfbewertung keine klare Linie fand  und auch zu vorschnell auf Platzverweis für Felix Klaus entschieden hatte.)
Zuschauer: 31.042
Tore: 0:1 (18.) Holtby
Gelbe Karten: Klaus (4.), Engelhardt (6.) / Rapp (Trainer)
Beste Spieler: Siebert, Gavory / Machino, Holtby
Spielnote: 3,5
Besonderheit des Spiels: Die viele zu schnelle Reaktion auf das Foul von Felix Klaus und Rücknahme des Platzverweises sieht man auch nicht in jedem Spiel.
Spielfazit: Fortuna spielte nach dem vermeintlichen Platzverweis zu unkonzentriert und kassierte ein völlig überflüssiges Gegentor. Danach machten die Kieler nicht mehr als nötig, und Fortuna fehlte die Kreativität und die Durchschlagskraft, um den stabil stehenden Gegner gefährden zu können.

Noten der Fortunen:
Kastenmeier 3,5 – Oberdorf 3,5, Siebert 3, de Wijs 3, Gavory 3  – Engelhardt 3,5 – Klaus 4, Tanaka 4, Johannesson 4, Tzolis 4 – Vermeij 4

Reaktionen:
„Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, weil wir vor allem in der ersten Hälfte ein sehr gutes Spiel gezeigt haben. Das, was uns mal abhanden gekommen war, haben wir diesmal sehr gut gemnacht – das Verteidigen.“
Marcel Rapp, Trainer von Holstein Kiel

„Glückwunsch zur Leistung der Kieler. Ich bin maximal unzufrieden mit der Leistung von Minute 1 an. Wir sind jetzt zum xten Mal in Rückstand. Das können wir nicht immer aufholen. Ich habe nicht mehr die Akzeptanz, um mit meiner Mannschaft nach einer solchen Leistung zufrieden zu sein. Der Gegner hat uns laufen lassen, hat den Ball ebenfalls gut bewegt. Erst nach der Pause hatte ich dann das Gefühl, dass wir noch ein Tor schießen können. Aber das war heute nicht möglich. Ein Bruch war über 90 Minuten da. Der vermeintliche Platzverweis hat unseren Spielfluss nicht unterbrochen, weil wir keinen hatten.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Wir haben alles gegeben, der Wille war da. Es war sehr unglücklich, dass wir kein Tor geschossen haben. Kiel hat eine sehr gute Truppe. So ein 1:0 muss man auch halten gegen ein so offensivstarkes Team, wie wir es sind.“
Dennis Jastrzembski, Angreifer der Fortuna

„Die Enttäuschung ist groß. Hut ab vor Kiel, so habe ich das hier noch nicht erlebt. Ich wollte dann mit meinem Foul ein Zeichen setzen, um das Team aufzurütteln. Es war für mich sofort klar, dass es keine Rote Karte war. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, der Gegner hat uns lange dominiert. So ganz erklärbar ist das nicht. In der Woche müssen wir das Spiel sacken lassen, um mit einem Sieg in Magdeburg eine geile Winterpause zu haben.“
Felix Klaus, Flügelstürmer der Fortuna

„Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was wir in der zweiten Hälfte in Magdeburg gezeigt haben. Es geht halt nicht, dass wir jedes Heimspiel in Rückstand geraten. Jedes Mal das Spiel zu drehen, klappt einfach nicht. Die Pokalminuten haben von der Belastung keine Rolle gespielt.“
Yannik Engelhardt, Sechser der Fortuna

„Im Viertelfinale erwartet uns in St. Pauli ein Ligakonkurrent, den wir sehr gut kennen. In der jüngeren Vergangenheit waren das immer sehr enge Duelle auf Augenhöhe. Wir werden alles dafür tun, um ins Halbfinale einzuziehen.“
Christian Weber, Sportdirektor der Fortuna zur Pokalauslosung

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