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Fortuna ist ein zu dankbarer Gast

Gegner muss nur auf Fehler des Thioune-Teams warten

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

ANALYSE: Fortuna Düsseldorf hat im eigenen Stadion 15 Tore in fünf Spielen erzielt und auswärts in sechs Spielen schmale fünf Treffer. 13 Punkten in der MERKUR SPIEL ARENA stehen gerade einmal vier Punkte auf fremdem Platz gegenüber. Dass die Mannschaft von Daniel Thioune (noch) kein Spitzenteam ist, wird durch diese gegensätzlichen Werte besonders deutlich. Auch das 0:1 in Darmstadt unterstreicht das.

Es gibt diverse Erklärungsansätze, warum die Fortuna auswärts nicht ins Rollen kommen will. Es kommt wohl viel zusammen, so dass es nicht die eine Stellschraube ist, die man nur anziehen muss, damit es in der Fremde wieder läuft.

Cleverness: „Das war zu wenig, um zu gewinnen. Und wenn du nicht gewinnen kannst, musst du zumindest einen Punkt mitnehmen“, sagte Jorrit Hendrix. Der Niederländer, der wegen einer Innenbandverletzung am Knie ausgewechselt werden musste, hat das erkannt, was Fortuna Düsseldorf zuverlässig durch die vergangenen drei oder vier Spieljahre begleitet hat. Es fehlt die Cleverness, um an Tagen, an denen man erkennt, dass nach vorne nicht allzu viel zusammenläuft, auch mal einen dreckigen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Ein oder zwei entscheidende Fehler haben in stetiger Folge dazu geführt, dass eine Leistung, die zu einem Punktgewinn hätten führen müssen, nicht belohnt wurde.

Durchschlagskraft: Zwei Schüsse über das Tor und harmlose Roller auf das Gehäuse der Darmstädter kennzeichneten die Gefährlichkeit der Fortuna-Offensive in Darmstadt. Man will da nicht von armselig sprechen, aber richtige Probleme haben die Angreifer aus Düsseldorf dem Gegner nicht gemacht. Von Respekt noch nicht einmal zu sprechen. Individuelle Klasse im Zweikampf und gefährliche Abschlüsse sind von Fortunas Offensivkräften nur vor eigenem Publikum zu sehen. Warum das Durchsetzungsvermögen und die Zweikampfstärke nur daheim zum Tragen kommen, ist eigentlich unerklärlich. Es muss wohl das Selbstvertrauen sein, das den Spielern der Fortuna auswärts völlig abgeht. So viele Zweikämpfe dürfen angesichts der individuellen Klasse dieser Spieler nicht verloren werden.

Rouwen Hennings fehlt mit seiner Erfahrung im Team der Fortuna sehr. Foto: Kuczera

Personalnot: Es wäre leicht, immer wieder das Fehlen wichtiger Spieler heranzuziehen, um diese Auftritte auswärts zu erklären. Aber allen Kritikern der Spielweise der Fortuna sollte klar sein, dass dieses Problem natürlich Auswirkungen auf die Leistung der Mannschaft hat. Und das macht sich auswärts noch deutlicher bemerkbar als vor eigenem Publikum, weil da die Unterstützung von den Rängen zumindest im Unterbewusstsein eine Rolle spielt.

Die fehlende Konkurrenzsituation vor allem in der Offensive, wo ein gesunder und einsatzbereiter Rouwen Hennings sowie ein fitter Daniel Ginczek wichtige und erfahrene Kräfte und Alternativen wären, sorgt nicht für den Druck auf die verbliebenen Angreifer. „Wir können eben derzeit nicht auf qualitativ hohem Niveau nachlegen“, sagte Sportdirektor Christian Weber. So gut auch Tim Oberdorf und Christoph Klarer sind, ein Andre Hoffmann verfügt einfach über mehr Abgezocktheit und Erfahrung als die beiden derzeit aktiven und keineswegs enttäuschenden Innenverteidiger. 

Taktik: Dass der Trainer mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft erst einmal für defensive Stabilität sorgen möchte, ist absolut verständlich. Doch als mutig war der Auftritt der Fortuna in Darmstadt überhaupt nicht zu bezeichnen. Es wurde kaum zielstrebig nach vorne gespielt. Abschlüsse sind viel zu selten zu sehen, Schüsse aufs Tor aus größerer Entfernung stehen im Training offensichtlich nicht auf dem Programm. „An ein Tor nach einem Fernschuss kann ich mich auch nicht erinnern“, musste jüngst Marcel Sobotka einräumen.

Wer es nicht versucht, wird auch kaum Erfolg haben. Die Gegner haben sich längst darauf eingestellt, dass Fortuna relativ schematisch angreift und selten für Überraschungen sorgt – es sei denn ein Spieler hat einen Sahnetag. Eine überzeugende Spielidee fehlt genauso wie ein sinnvolles Zusammenspiel der Offensivkräfte. Daheim wird vieles durch Leidenschaft und Wucht wettgemacht. Das fehlt auswärts.

Leidenschaft: Die Begeisterung, die die Fortunen in Heimspielen an den Tag legt, ist auswärts nur schwer zu erkennen. Der Eindruck einer angezogenen Handbremse drängt sich auf. „Dagegenhalten, aber nur nicht zu viel riskieren“, scheint das Motto zu sein. Die Energie, die der Trainer in den Heimspielen seinen Spielern vermitteln kann, ist auswärts nur selten zu sehen. Es geht nicht darum, den Spielern die Bereitschaft zum Kampf und Einsatz abzusprechen. Aber der Glaube an einen Erfolg kommt nach außen auch nicht rüber. Da wünschen sich die Fans eine andere Ausstrahlung. Denn die Mannschaft kann es ja, wie sie es zuhause oft und eindrucksvoll genug bewiesen hat.

Spielansetzungen: Dass ein Team dreimal auswärts bei bekannt heimstarken Teams – wie nacheinander in Heidenheim, beim Hamburger SV und nun in Darmstadt – antreten musste, macht die Sache nicht leichter. Und in den nächsten drei Pflichtspielen nach der Heimpartie am kommenden Samstag gegen den 1. FC Nürnberg stehen gleich drei Auswärts-Aufgaben auf dem Programm. Es geht nach Regensburg zum Spiel der 2. Hauptrunde im DFB-Pokal. Danach stehen die Auswärtsfahrten nach Karlsruhe und Kiel in direkter Folge an. Daher muss in den nächsten Spielen die Wende in den Auswärtsspielen geschafft werden. Ansonsten geht der Anschluss an das obere Tabellendrittel komplett verloren.

 

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