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Fortuna hat Kiel und Pauli noch im Visier

So kann das Thioune-Team mindestens Platz 3 erreichen

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

Es war eine freche Aussage von Christos Tzolis nach dem 2:0-Erfolg gegen Braunschweig. Fortunas griechischer Goalgetter will Zweitliga-Meister werden und glaubt, dass sein Team selbst den FC St. Pauli noch überflügeln könne. Der Grieche behauptete, Fortuna Düsseldorf wäre also auch in der Lage, acht Punkte auf den derzeitigen Zweitliga-Spitzenreiter aus Hamburg noch aufzuholen. Was dazu bei sechs ausstehenden Partien nötig ist, weiß wohl jeder, der eine Tabelle lesen kann.

Fortuna sollte dazu wohl die restlichen sechs Spiele alle gewinnen. Die beiden Kontrahenten, St. Pauli und Holstein Kiel, die derzeit noch die sicheren ersten beiden Aufstiegsplätze belegen, müssten hingegen noch einige Punkte liegen lassen und dazu dann auch noch zwei- oder sogar dreimal verlieren. In unserer Reihe D.SPORTS INSIDE werfen wir einen analytischen Blick auf die aktuelle Situation und gehen der Frage nach, ob und wie es Fortuna Düsseldorf wirklich noch schaffen kann, Platz 1 oder Platz 2 am Ende der Saison in der 2. Bundesliga zu belegen und dann sicher aufzusteigen.

Die jüngste Erfolgsserie der Fortuna lässt auf Großes hoffen. Endlich ist das Team von Daniel Thioune so stabil, um konstante Leistungen zu zeigen. Und diese Konstanz zeigt die Mannschaft in mehreren Bereichen. Nicht nur vier Siege in Folge stehen zu Buche, auch die letzten acht Spiele hat Fortuna nicht mehr verloren und holte 18 Punkte in dieser Zeit. So gelang der Sprung auf Rang drei. Und zumindest diesen Platz, der zum Relegationsspiel berechtigt, wollen die Fortunen nicht mehr abgeben. Ein Blick auf das Restprogramm zeigt, dass die Mannschaft von Daniel Thioune zumindest auf dem Papier die insgesamt leichtesten Aufgaben der Mannschaften im oberen Tabellenbereich hat – nur das Spiel in Kiel fordert die Fortuna besonders heraus, da sie als aktuelle Tabellendritte gerade auf diesen Konkurrenten Boden gut machen möchte.

Inzwischen ein Muster an Zuverlässigkeit: Florian Kastenmeier. Foto: Kenny Beele

Woher kommt diese Konstanz, ist die offensichtliche Frage. Obwohl Trainer und Spieler das Problem der vielen Verletzten immer wieder kleingeredet haben, war das meist ein Grund für personelle Umstellungen im Team und Veränderungen in der Spielweise und Taktik. Die Mannschaft konnte sich schlichtweg nicht so einspielen und Automatismen entwickeln, die in dieser Liga für einen Erfolg so nötig sind. Spektakuläre Siege und Enttäuschungen wechselten sich ab, obwohl die Mannschaft nie die Ligaspitze aus den Augen verloren hat. Daher auch hier an dieser Stelle bereits ein Lob an den Trainer, der auch der misslichen Lage immer noch viel Positives herausgeholt und dafür gesorgt hat, dass der Abstand nach oben nie zu groß wurde.

Oberdorf und Siebert sind derzeit aus dem Abwehrzentrum nicht wegzudenken

Die Leistungen eines Torhüters sind immer auch abhängig von einer gutstehenden Defensive. So ist auch die ausgezeichnete Arbeit von Florian Kastenmeier nicht hoch genug einzuschätzen, der trotz ständig wechselnder Abwehr-Formationen insgesamt eine sehr stabile Form gezeigt hat. Er zählt zu den besten Keepern der Liga, und seine Freude über zuletzt drei von vier Spielen ohne Gegentor war verständlich. Das liegt aber auch daran, dass seit der zweiten Hälfte beim 2:0 gegen den Hamburger SV in Tim Oberdorf und Jamil Siebert zwei Spieler die Innenverteidigung bilden, die sehr gut aufeinander abgestimmt agieren und genug Robustheit und Zweikampfstärke mitbringen, um möglichst wenig Zweikämpfe zu verlieren. Beide haben bereits in der U23 gemeinsam in der Innenverteidigung sehr gut harmoniert. Daher ist es absolut verständlich, dass der Trainer auf diesen Positionen nicht wechseln mag, obwohl Jordy de Wijs und Joshua Quarshie wieder gesund zur Verfügung stehen, was aktuell für Kapitän Andre Hoffmann nicht gilt.

Teamgeist wird bei Fortuna großgeschrieben. Es wäre wichtig, wenn Ao Tanaka bald wieder spielen würde. Foto: Beele

Unter den Topspielern in der Rangliste des Sportmagazins Kicker etwa sind unter anderem drei Mittelfeldspieler der Fortuna zu finden. Das kommt nicht von ungefähr. Yannik Engelhardt zählt unzweifelhaft zu den Top 3 unter den „Sechsern“ der 2. Bundesliga. Ao Tanaka spielte eine Top-Rückrunde, bis ihn die Blinddarm-Probleme – hoffentlich nur kurzfristig – aus dem Rennen warfen. Auf ihn ruhen in den verbleibenden Spielen noch große Hoffnungen, was auch dadurch offensichtlich wurde, wie sehr er der Mannschaft gerade in Leverkusen beim Pokalspiel als Antreiber und Spiel-Organisator gefehlt hat. Hinzu kommt auch noch die Offensiv-Leistung von Shinta Appelkamp im vorderen Mittelfeld, der inzwischen auf acht Torvorbereitungen kommt.

Doch die Mannschaft wäre nicht da, wo sie heute steht, wenn nicht Christos Tzolis eine so großartige Saison spielen würde. Nachdem die Experten zwischenzeitlich gemeint hatten, der Grieche wäre mit seinem Spiel in der Liga so bekannt, dass er in seinen Aktionen auszurechnen sei, hat sich das Gegenteil ergeben. Tzolis überraschte, weil er plötzlich nicht mehr nur auf dem Flügel verweilte, viele Offensivaktionen initiierte, als Vorbereiter stärker in Erscheinung trat und überaus treffsicher und effektiv war, wenn sich eine gute Torchance ergab. Tzolis ist ein wesentlicher Garant dafür, dass auch enge Spiele positiv ausgingen, weil er im richtigen Moment zur Stelle war. Die einzige Angst, die Fans, Trainer und Mitspieler aktuell haben, ist die, dass er sich nun doch irgendwann seine fünfte Gelbe Karte einhandelt. Auf ihn und seine Torgefährlichkeit und konstant guten Leistungen kann Fortuna eigentlich nicht verzichten.

Der Trainer hat seine Spieler besser gemacht

Ein weiterer wesentlicher Faktor für den Erfolg und die Konstanz der Mannschaft ist eindeutig der Trainer. Die oben bereits angesprochene nahezu optimal gelungene Krisenbewältigung in den Zeiten, als das Lazarett mit zwischenzeitlich mehr als fünf vermeintlichen Stammspielern gefüllt war, ist dem Trainer hoch anzurechnen. Mit wenigen Möglichkeiten hat er viel erreicht. Und mit seiner Art hat er seinen Spielern nie das Gefühl gegeben, mit einer Notbesetzung den Platz zu betreten, egal welche Spieler ihm nicht zur Verfügung standen. Er hat seine Schützlinge stark geredet und sie auch besser gemacht. Die sehr gute Teamchemie ist nicht allein auf die tolle Stimmung in der Mannschaft zurückzuführen, sondern auch darauf, wie der Trainer seine Spieler führt. Hinzu kam die ganz offensichtlich gute Arbeit von Mentaltrainer Axel Zehle, der immer wieder von den Spielern gelobt wird.

Einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg: Christos Tzolis. Foto Beele

Taktisch waren die Möglichkeiten oft genug durch die personellen Ausfälle eingeschränkt. Dass die Mannschaft dennoch über sich hinausgewachsen ist und mehr als einmal klare Rückstände aufgeholt hat, war zwischenzeitlich die Voraussetzung, nach oben nicht abreißen zu lassen. Inzwischen haben Trainer und Spieler einen Weg gefunden, nicht mehr Spektakuläres leisten zu müssen, sondern mit größerer Nüchternheit darauf auszugehen, möglichst zu Null zu spielen. Die gewachsene Kompaktheit im Spiel der Fortuna hat zu mehr Sicherheit im Spiel und zu einer geringeren Fehleranfälligkeit geführt. Das System mit einer geordneten Defensive und dem Nutzen von Umschaltsituationen hat zuletzt zu dieser Erfolgsserie geführt. Auch das ist ein Verdienst des Trainers.

Der Ausblick auf die letzten sechs Spiele ist positiv geprägt. Fortuna hat ein Selbstverständnis entwickelt, dass auch angesichts des Restprogramms dafür sorgen sollte, zumindest Platz drei abzusichern. Sollten sich keine gravierenden Ausfälle mehr ergeben, könnte auch mehr – und damit der direkte Aufstieg erreicht werden. Aber da bleiben die meisten Fortunen auf dem Boden der Tatsachen, weil sie den direkten Aufstieg derzeit nicht aus eigener Kraft erreichen können. Daniel Thioune fordert sein Team auf, bei sich zu bleiben und sich auf die eigenen Aufgaben zu konzentrieren. Dennoch dürfen sich die Spieler hohe Ziele setzen und die Fans träumen. So ungewiss der Ausgang des Rennens auch sein mag, die Hoffnungen, zumindest Platz drei erreichen zu können, sind nicht völlig unrealistisch.  

Mit D.SPORTS INSIDE liefern wir regelmäßig tiefergehende Analysen und Insights rund um die Düsseldorfer Topklubs und den Düsseldorfer Spitzensport.

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