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Fortuna bestätigt alte Fußball-Weisheit

Trainerwechsel bringt das Glück zurück

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Wer auf die Tabelle der 2. Bundesliga schaut, der sieht, dass der 2:1-Erfolg von Fortuna Düsseldorf gegen den FC Schalke 04 nicht nur für die Moral der Mannschaft und des Vereins unglaublich wichtig war, sondern auch die drei Punkte sehr wertvoll sind und große Bedeutung für das nächste Spiel gegen das Kellerkind Erzgebirge Aue haben.

Immer noch steht die Mannschaft des neuen Trainers Daniel Thioune auf Platz 16. „Nur ein erstes, kleines Stück des Weges hat die Mannschaft geschafft“, sagte 47-Jährige liegt damit wohl ebenso richtig wie mit der von seiner Mannschaft gezeigten Einstellung im Spiel gegen die Knappen.

Die alte Weisheit, dass ein neuer Besen gut kehrt, ist im Fußball so ziemlich abgedroschen und durch die Statistik inzwischen zumindest als umstritten zu bezeichnen. Gegenüber dem Spiel in Kiel war dennoch eine andere Grundhaltung in der Mannschaft zu erkennen. In Sachen Kampf- und Leidensfähigkeit gingen die Spieler erstmals in dieser Saison so richtig an ihre Grenzen, gaben alles und gewannen eine Vielzahl von Zweikämpfen. Der Trainer wollte es zwar nicht so hinstellen, aber die Schalker waren auch deshalb so schlecht, weil seine Mannschaft so gut war und all das tat, um dem Gegner das Spiel so richtig zu verleiden.

Mit seiner Taktik ging Daniel Thioune ein gewisses Risiko ein

In taktischer Hinsicht wollte der Trainer so viele Spieler wie möglich vor dem Ball wissen, vor allen natürlich bei eigenen Angriffen. Das ist risikoreich, wenn mehrere Spieler nicht so nach hinten arbeiten. Es erhöht aber die Chance, bei eigenen Kontern oder schnellen Gegenangriffen gegen eine stehende oder unsortierte Deckung, dass es zu Abschlüssen aufs gegnerische Tor kommt, weil es so viele Anspielstationen gibt. Das Risiko hat sich gegen Schalke auch deshalb ausgezahlt, weil im defensiven Mittelfeld und im Abwehrzentrum so viele Zweikämpfe gewonnen wurden. Die Zentrale mit Andre Hoffmann und Jordy de Wijs war dicht, und allenfalls Halbchancen wurden den Gästen bis auf das Tor zum 0:1 ermöglicht.

Aber das hätte alles fast nichts geholfen, weil mal wieder eine von zwei guten Szenen des Gegners reichte, um für einen Rückstand aus Fortuna-Sicht zu sorgen. „Vielleicht war es gut, dass das Gegentor noch vor der Pause gefallen ist“, sagte Rouwen Hennings. „So hatten wir Gelegenheit, uns zu besprechen, wie wir weitermachen.“ Die Fortunen haben sich in der Kabine zusammengerauft, um noch einmal alles zu geben.

Jubel über den Ausgleich. Kuba Piotrowski – recht- und der spätere Siegtorschütze Rouwen Hennings freuen sich mit Khaled Narey.

„Wir haben uns nicht unterkriegen lassen und haben genauso nach der Pause weitergespielt und sind dafür belohnt worden“, sagte der Siegtorschütze, der es natürlich als sehr hilfreich empfand, dass seine Mannschaft so früh nach der Pause den Ausgleich erzielen konnte.

Schalke leistet erst in den letzten 20 Minuten so etwas wie Widerstand

Diesmal musste die Mannschaft diesem einen Tor nicht lange hinterherrennen. Und dieser Treffer zum 1:1 so früh nach der Pause wirkte so, als hätte sich der Korken endlich gelöst. Wie befreit ging es weiter, und es war keine Überraschung, dass der Gegner kein Bein auf den Boden bekam und auch noch ein weiteres Tor fallen konnte. Diesmal haben es die Fortunen erzwungen – gegen einen zugebenermaßen schwachen Gegner, der erst in der Schlussphase ansatzweise das zeigte, warum er seit fünf Spielen ungeschlagen war und immer noch in der Nähe der Aufstiegsplätze in der Tabelle rangiert.

„Wir wollten einfach vergessen, was vorher war und einfach nur Gas geben und das Spiel gewinnen“, sagte Khaled Narey, der nach schwächerer Anfangsphase erneut zum Matchwinner wurde. „Ich wollte den Ball vor dem Ausgleich nicht verloren geben, kam mit der Pike noch dran und konnte ihn danach dann am Torwart vorbeischieben“, beschrieb er das Ausgleichstor, das nur zustande kam, weil der Ex-Hamburger nachgesetzt und dran geglaubt hatte, dass sich jeder Meter und jeder Zweikampf lohnt.

Rouwen Hennings war schon ein wenig sauer auf sich, weil er zweimal die Chance zum Siegtor ausgelassen hatte. „Gini (Daniel Ginczek) hat mir den Ball perfekt aufgelegt, den ich nicht richtig getroffen habe“, sagte Hennings, der dann aber von Narey so mustergültig bedient wurde, dass er ohne Probleme zum Siegtreffer Schalkes Keeper überwinden konnte. Fünf Torschüsse hatte Hennings abgegeben, die meisten in diesem Spiel. „Heute war es wichtig für die Moral und das Selbstvertrauen, dass wir uns dann endlich belohnt haben, auch wenn wir noch mehr Tore erzielen konnten.“

„Ich möchte mir den Schuh dafür nicht anziehen, dass wir heute erfolgreich waren“

Das Wichtigste neben den Toren und den drei Punkten war aber, dass sich die Mannschaft so leidenschaftlich und kämpferisch stark gezeigt hat. „So wie sich meine Beine anfüllen, muss das mit der Energie schon ganz gut gewesen sein“, sagte Hennings, der noch einmal die Vorgabe des Trainers erwähnte, dass sie alle Energie auf dem Platz lassen sollten.

Daniel Thioune selbst wollte sich nicht mit dem Sieg schmücken. „Es war nur ein kleiner Schritt auf dem richtigen Weg. Ich möchte mir auch nicht den Schuh dafür anziehen, dass wir heute erfolgreich waren“, sagte Thioune, der den Ball und damit ein Lob zurück an die Mannschaft gab. „Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir hinwollen, trotz des positiven Ergebnisses.“

Reaktionen:
„Das, was der Trainer schon unter der Woche brutal gefordert hatte, konnten wir auch im Spiel umsetzen. Wir haben diese Energie auf den Platz gebracht. Wir haben heute eindrucksvoll bewiesen, dass die Mannschaft super intakt ist und wir eine sehr gute Einheit sind.“
Daniel Ginczek, Stürmer der Fortuna

„Es fühlt sich nach den letzten Spielen sehr gut an – nach diesen Enttäuschungen. Nach dem Rückstand dann auch so zurückzukommen, dafür verdient die Mannschaft großen Respekt.“
Khaled Narey, bester Spieler der Fortuna

„Uns hat heute geholfen, dass wieder mehr Zuschauer zugelassen waren. Die Fans haben uns nach vorne gepeitscht. Das hat uns zusätzliches Selbstvertrauen gegeben.“
Rouwen Hennings, Siegtorschütze der Fortuna

„Wir waren in allen Statistiken vorne, nur beim Spielstand nicht. Niemand hat gesagt, dass es leicht für uns werden wird, niemand hat gesagt, dass wir nicht in Rückstand geraten können.“
Daniel Thioune, Fortunas Trainer zum Rückstand zur Pause

„Am verdienten Sieg der Fortuna gibt es keinen Zweifel.“
Dimitrios Grammozis, Trainer des FC Schalke

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