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EM-Bronze statt Waffe und Graben

Ukrainisches Beachvolleyball-Duo holt Bronze für Düsseldorf

Foto: GEPA pictures/ Edgar Eisner

von Jan Wochner

Es ist ein historischer Erfolg. Und der vorläufige Höhepunkt einer irren Story. Die Ukrainer Sergiy Popov und Eduard Reznik haben bei der Beachvolleyball-Europameisterschaft in Wien Bronze gewonnen. Es ist ein historischer Erfolg für ihr Land, aus dem sie flüchten mussten.

Eigentlich ist die Geschichte von Sergiy Popov und Eduard Reznik eine traurige. So wie Millionen ihrer Landsleute wirbelte der russische Angriffskrieg in der Ukraine ihr Leben vollkommen durcheinander. Mehr noch: Er hob es aus den Angeln. 

Die beiden Beachvolleyballer flohen aus ihrer Heimat, als Russlands Präsident Putin Panzer und Bomben und damit Tod und Zerstörung aussendete. Zu diesem Zeitpunkt spielten Popov und Reznik erst wenige Monate zusammen. 

Flucht nach Düsseldorf vor den Schrecken des Kriegs

Der eine, Popov, 1,88 Meter groß, extrem beweglich und besonders spielintelligent. Der andere, Reznik, ein Baum von Mann. 2,07 Meter groß, vollbärtig und ein Turm am Netz, mit krachenden Schmetterfähigkeiten, aber immer wieder auch mit für seine Statur fast überraschenden Varianten in seinem Spiel. 

Foto: German Beach Tour

Auch wenn beide zweifellos das beste Beachvolleyball-Duo ihres Landes stellen. Dass beide zur Weltspitze zählen, als der Krieg ausbricht, darf ganz bestimmt nicht behauptet werden. Trotzdem eröffnet der Sport dem 32- (Popov) und 34-Jährigen (Reznik) eine Zukunft in dunklen Zeiten. Denn statt im Graben um Leben und Tod kämpfen zu müssen, bleiben die Profisportler im Sand.

Die Sportstadt Düsseldorf nimmt die beiden Athleten und ihre Familie damals auf, integriert sie ins olympische Förderteam Team Düsseldorf und bietet ihnen Möglichkeiten, in der Stadt zu leben und zu trainieren. „Jetzt zwei jungen Männern durch Aufnahme in unser Förderprogramm die Fortführung ihres Sports zu ermöglichen, ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller damals.

Organisatoren der EM mit spezieller Geste

Und Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche fügte fast philosophisch an: „Sport braucht Frieden.“ Mit einem Erfolg auf der German Beach Tour in München lassen die Ukrainer schon vergangenes Jahr aufhorchen. Bei der EM in Österreich nun folgt ein fast märchenhafter Lauf.

Getragen von einer Welle der Solidarität, kämpfen sich Popov/Reznik, die für die TuSA Düsseldorf durch den Sand hechten, durch das Turnier. „Die Organisatoren haben uns auf unsere Trikots den Schriftzug `Love Ukraine`gedruckt. Dafür sind wir sehr dankbar“, erklären die beiden, die im Sand über sich hinauswachsen. 

Kein Gegner kann die Ukrainer zunächst stoppen, selbst eine Gewitterunterbrechung bringt Popov/Reznik nicht aus dem Tritt. Für Reznik ist es die erste EM-Teilnahme seiner Karriere und gleich bei seiner Premiere springt der Halbfinaleinzug heraus. Erst dort verliert das Duo gegen zwei Niederländer.

„Etwas Freude für die Menschen in unserem Land“ 

Doch im Spiel um Platz drei springt wieder ein Sieg heraus. In sensationeller Manier bezwingen Popov/Reznik die Italiener Cottafava und Nicolai mit 22:20 und 21:13. Es ist die erste Beachvolleyball-Medaille überhaupt für die Ukraine. „Ein unglaubliches Ergebnis für uns und unser Land. Wir sind froh, dass wir den Menschen in unserem Land etwas Freude schenken konnten“, sagt Sergiy Popov. 

Die Reise bis zu dieser Medaille ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Dass Popov am Tag des größten, sportlichen Erfolgs seiner Karriere ganz nebenbei auch noch seinen 32. Geburtstag feierte, ist dabei nur eine Randnotiz.

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