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Diesmal stand Fortuna das Glück zur Seite

Das Thioune-Team strahlt größere Reife aus

Foto: Imago

von Norbert Krings

ANALYSE Fortuna Düsseldorf hat die Fährte wieder aufgenommen und sich zum Jäger augeschwungen. Der wichtige 2:1-Auswärtserfolg beim KSV Holstein Kiel zeigt, dass die Mannschaft von Daniel Thioune in dieser Saison noch einiges erreichen will. Das Gerede vom Auswärtsfluch ist kein Thema mehr, auch ein Punkt wäre schon ein guter Lohn in einem Verfolgerduell auf hohem Niveau gewesen. Aber diesmal stand der Fortuna auch das Glück zur Seite, das nötig war, um nach diesem Spiel mit einem Dreier nach Hause fahren zu können.

Spielweise: Nachdem sich die Fortuna in Karlsruhe noch nach dem Gegner gerichtet und auf eine Dreierkette umgestellt hatte, standen diesmal auch in erster Linie wieder eigene Aktivitäten im Vordergrund. Beim Auswärtserfolg beim KSC war es eine Reaktion auf die Schwächen des Gegners, in Kiel wollten die Düsseldorfer ihre eigenen Stärken durchbringen. Das gelang und hätte in der ersten Hälfte sogar schon zu einem klareren Vorsprung angesichts des Chancenplu`s führen können.

Spielverlauf: Das Spiel hätte in Kiel auch schnell in eine andere Richtung führen können. Wenn Torhüter Florian Kastenmeier nicht so glänzend beim Kopfball von Steven Skrzybski auf dem Posten gewesen wäre, hätten die Gäste früh einem Vorsprung hinterherjagen müssen. Und auch in zwei, drei anderen Szenen stand diesmal dem Team von Daniel Thioune das Glück zur Seite. So auch beim entscheidenden Elfmeter. Es war nicht nur die Cleverness und Schnelligkeit von Dawid Kownacki, der dieses Elfmetergeschenk ermöglichte. Der Kieler Verteidiger (Hauke Wahl) hätte sich auch geschickter anstellen können, um diesen Strafstoß zu vermeiden. Zweifel daran, dass Kownacki, dieses Angebot nutzen würde, hatten dann die wenigsten. Und darüber, dass die Fortuna das Spiel dann über die Zeit bringt, gab es auch keine zwei Meinungen.

Auswärtsfluch: Es gibt diese Auswärtsschwäche nicht und es hat sie auch nie gegeben. Zum einen wurde direkt der Saisonauftakt in Magdeburg gewonnen und zum anderen waren die Niederlagen in Sandhausen, Heidenheim und Darmstadt sehr unglücklich und nicht das Ergebnis eines klaren Spielverlaufs gegen Düsseldorf. Nur in Hamburg war das ersatzgeschwächte Team der Fortuna völlig ohne Chance.

Ex-Fortune Steven Skrzybski und Michal Karbownik Fzählten zu den besten Spielern in diesem hochklassigen Spiel. Foto: Imago

Einstellung: Fortuna tritt in der Fremde nicht mehr mit Bammel an, wie es vielleicht zur gleichen Zeit im Vorjahr zumindest unterbewusst der Fall war. Die Mannschaft will Stärke zeigen, ein unbequemer Gegner sein und selbst Akzente setzen. Der Mut, vorne direkt drauf zu gehen, zahlt sich aus, weil die Heimmannschaft dann auch merkt, dass ein Erfolg über Fortuna nicht einfach wird. Einziges Problem ist nur, dass die Mannschaft von Daniel Thioune diese Leistung noch nicht über 90 Minuten konstant auf den Platz bringt. Zu oft, wie jetzt in Kiel direkt nach der Pause, ist die Mannschaft dann nicht fokussiert genug, um das zuvor Gezeigte genauso weiterzuspielen. An der Einsatzbereitschaft und der Leidenschaft gibt es allerdings nichts auszusetzen.

Personalnot: Die meisten Gegner haben nichts von einer Personalnot bei Fortuna Düsseldorf mitbekommen. Das Thioune-Team spielte besonders in den vergangenen drei Auswärtsspielen wie aus einem Guss. Natürlich haben nun auch Spieler wie Michal Karbownik oder endlich auch Kristoffer Peterson ihre Chancen nutzen können. Aber auch die solide und teilweise sogar überragende Arbeit von Tim Oberdorf und Christoph Klarer ist nicht nur erwähnenswert sondern auch der Grund, warum Fortuna nicht etwa an Boden verloren hat, sondern sich gegenüber manchen vorherigen Auftritt sogar noch steigern konnte.

Gegen Nürnberg hat sich aber auch gezeigt, dass ein Nachlassen sofort bestraft wird. Da fehlte einer müden Mannschaft die Erfahrung, die sich derzeit noch zum Teil im Lazarett der Fortuna befindet. Auch wenn die Abteilung 1b ihre Arbeit großartig verrichtet hat und es nicht dazu kommt, dass Oberdorf, Klarer & Co. direkt wieder auf die Ersatzbank verschoben werden, kann der bald neu entfachte Konkurrenzkampf noch bessere Leistungen fördern. Der Trainer hat sicherlich überhaupt nichts dagegen.

Trainerglück: Dass Daniel Thioune ähnlich glücklos ist wie sein Vorgänger Christian Preußer ist, kann man nun wirklich nicht sagen. Seine zuletzt getroffenen taktischen Maßnahmen haben gefruchtet. Seine Personal-Entscheidungen wurden zwar von außen teilweise kritisiert, aber das Festhalten an Peterson zum Beispiel oder die Umstellung auf Dreierkette in Karlsruhe haben gezeigt, dass der 48-Jährige eine gutes Händchen hat und Sinn hinter seinen Entscheidungen steckt. Es geht nicht alles auf, aber die meisten seiner Entscheidungen sind nachvollziehbar und haben Fortuna auf den richtigen Weg gebracht.

Aussichten: Wenn Paderborn, Darmstadt und der Hamburger SV – auch in dieser Reihenfolge – nicht so stark wären, hätte es Fortuna in dieser Form noch leichter, in die oberen Regionen vorzudringen. Doch noch gibt es einen Unterschied zu diesen drei Topteams – und das ist mit kleinen Abstrichen auch bei der Konkurrenz – die Konstanz. Hier muss Fortuna noch zulegen, auch wenn ein Großteil der schwersten Auswärtsspiele der Saison bereits hinter dem Thioune-Team liegt, was die noch ausstehenden Begegnungen angeht.

Fortuna ist auf einem guten Weg, der aber nur zum Erfolg führt, wenn eine erneute Heimserie folgt und auswärts mehr als der eine oder andere Punkt eingefahren wird. Ordentliche Spiele reichen nicht, jedes Mal muss das Team an die Leistungsgrenze heran. Die Mannschaft ist zu einem unbequemen Gegner geworden, jetzt müssen nur noch die Fortunen selbst davon überzeugt sein, zu einem echten Spitzenteam reifen zu wollen.

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