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DHC – das neue Hockey-Powerhouse

Ein Meister, der die Konkurrenz dominiert

Foto: Kenny Beele

von Jan Wochner

Wie schon auf dem Feld, sicherten sich die Hockeyspielerinnen des DHC auch in der Halle den Deutschen Titel im Finale gegen Mannheim. Was unter freiem Himmel aber noch eine große Überraschung war, entwickelte sich im CASTELLO zum Schaulaufen eines Favoriten. Die DHC-Damen sind endgültig an der Spitze des deutschen Damenhockeys angekommen. Eine Analyse.

Natürlich haben sie beim DHC gefeiert. Auch das können sie. Die Stimme von Trainer Nico Sussenburger war am Montag kaum noch verständlich. Ein Foto von Verteidigerin Annika Sprink auf der Party im Oberkasseler Clubhaus mit einer Spirituosenflasche wurde vom Schnapshersteller gleich mal in den Sozialen Medien verbreitet. 

Grund zum Feiern gab es aber reichlich. Vordergründig war es der Gewinn der Deutschen Hallenhockeymeisterschaft 2022. Der dritte Titel in der Halle nach 2015 und 2019. Vor allem die Art und Weise, in der der DHC aber die Konkurrenz beim Final4 im CASTELLO bei Seite räumte, beeindruckte. Auf das souveräne 7:4 gegen den Hamburger Vertreter Club an der Alster im Halbfinale, folgte das dominante 5:1 im Endspiel gegen Mannheim. 

„Das Haus“ lässt die Gegner verzweifeln

„Jemanden herauszuheben ist schwierig. Wir haben durch die Bank stark gespielt“, sagte Trainer Sussenburger zufrieden. Und er hatte recht. Auffallend war vor allem, dass der DHC seinen Gegnern taktisch mehr als eine Nasenlänge voraus war. Gegen das kompakte Defensivsystem hatten weder die hoch gewetteten Hamburgerinnen noch der MHC im Finale eine echte Idee.

Seine Taktik ging voll auf: DHC-Coach Nico Sussenburger Foto: Kenny Beele

Der DHC präsentierte dabei nichts Neues. Wie schon in den Vorjahren spielte er im sogenannten „Haus“-System. Das Ziel: In abwartender Haltung den Gegner an die Bande drängen, wo zweikampfstarke Verteidigerinnen den Ball abgreifen sollen, um Konter einzuleiten. Genannt Haus, weil die taktische Formation auf der Taktiktafel ein wenig daran erinnert. Ja, der DHC spielt dieses System mittlerweile fast in Perfektion. Trotzdem wirkten die Gegner fast überrascht und hilflos angesichts der kompakten Abwehr.

DHC durchgängig in zwei Blöcken

Haus hin oder her – längst ist der DHC zum Powerhouse des Damenhockeys aufgestiegen. Dass Coach Sussenburger vor dem Wochenende schlaflose Nächte hatte, ehe er sich für den Kader entscheiden konnte, ist eine neue Situation. In Sophia Schwabe, Luca Scheuten und Emma Sophie Heßler musste der Trainer gleich drei Topkräfte aussortieren. „Das war tragisch, denn jede von ihnen hätte Finaleinsätze verdient gehabt“, sagte Sussenburger.

Es zeigt aber eine neue Qualität beim DHC. Der Kader ist mittlerweile auch in der Breite Ligaspitze – angefangen im Tor mit Nationalkeeperin Nathalie Kubalski. Abgesehen von ihr spielten die Oberkasselerinnen durchgängig in zwei Blöcken. Der erste vermeintlich stärker besetzt mit den Nationalspielerinnen Selin Oruz und Elli Gräve, dazu der erfahrenen Luisa Steindor und dem perfekt harmonierenden Abwehrduo Pia Lhotak und Annika Sprink. Dieser Block wirbelte Halbfinalgegner Alster fast im Alleingang aus der Halle, brachte es auf ein Ergebnis von 6:1 beim Endstand von 7:4. 

Luisa Steindor wird nicht mehr Hockey spielen. Foto: Kenny Beele

Luisa Steindor beendet Karriere

„Im Endspiel haben dann die Kleinen gezeigt, was sie draufhaben“, sagte Sussenburger. Mit den Kleinen meint er den zweiten Block, den er liebevoll auch die Blondies nennt. Hier wirbeln Sara Strauss, Lilly Stoffelsma und Lisa Nolte vorne weg, während ihnen hinten Maike Schaunig und die Spanierin Clara Ycart Canal den Rücken frei halten. Im Endspiel fertigte der zweite Block Mannheim mit 3:0 ab und vergab dabei noch zahlreiche, weitere Großchancen. Sara Strauss avancierte mit ihrem Hattrick zum Final-MVP. 

„Das ist die Situation, die wir haben wollten. Eine extrem hohe Qualität“, erklärt Sussenburger. „Dass wir zwei gleichwertig, gute Blöcke haben, ist eine neue Ausgangslage.“ Und dass noch weitere Spielerinnen dahinter mit den Hufen scharen, spricht für sich. So ist das Karriereende von Luisa Steindor auch zu verkraften, auch wenn der Verlust schmerzt.

„Wir verlieren mit ihr eine überragende Spielerin und Persönlichkeit“, sagt Sussenburger. Hallen-Europa- und Weltmeisterin Steindor hat alle drei Hallentitel beim DHC miterlebt, gewann auch zweimal den Europapokal mit den Blau-Roten. Jetzt stehen andere Dinge für sie im Vordergrund. Sie verabschiedet sich auf dem vorläufigen Höhepunkt. 

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