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Der Bodyguard aus Dänemark

Joachim Christensen spielt Center bei Rhein Fire

Foto: Justin Alexander Derondeau

von Tobias Kemberg

Der 29-Jährige ist einer der Gründe dafür, warum Quarterback Jadrian Clark bei den ersten  beiden Saisonsiegen nur zwei Mal zu Boden gebracht wurde. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus der Offensive Line will der Hüne aus Kopenhagen seinen Teil dazu beitragen, um in dieser Saison um den Titel mitzuspielen – auch wenn ihm das viele Gerede um das potenzielle Finale mit Heimvorteil etwas zu viel ist.

Viel geredet und geschrieben wird über Spieler aus der Offensive Line in der Regel selten. Im Mittelpunkt der Football-Teams stehen meist der Starting Quarterback, vielleicht der beste Wide Receiver oder mit dem dominantesten Pass Rusher ein Verteidiger. Doch ohne die schweren Jungs, die den eigenen Spielmacher beschützen und mit ihren Blocks Räume schaffen, geht es in diesem Sport nicht.

Joachim Christensen ist ein solcher. Der 29-Jährige aus Dänemark spielt in der Offensive Line von Rhein Fire als Center und ist damit nicht nur der erste Mann am Ball, sondern auch eine der wichtigsten Figuren im Angriffsspiel des Teams von Head Coach Jim Tomsula. „Entscheidender Faktor für eine erfolgreiche O-Line im American Football ist gute Kommunikation. Jeder von uns fünf in der Line muss wissen, was der Andere tut. Das üben wir in jedem Training. Im Spiel muss man aber ebenso schnell auch mal Anpassungen vornehmen und dich damit auf den Gegner einstellen. Wenn du all das gut hinbekommst, dann hast du eine gute Offensive Line“, erklärt der Mann aus Kopenhagen.

Christensen und seine vier Kollegen, in den beiden erfolgreichen Spielen gegen Frankfurt und Hamburg waren dies als Starter Sven Breidenbach, Yasir Raji, Leander Wiegand und Arnoud Holierhoek, haben genau das zum Beginn der neuen Saison der European League of Football (ELF) extrem gut hinbekommen. Gegen die Galaxy ließ das Bodyguard-Quintett von Quarterback Jadrian Clark keinen einzigen Sack zu, in Hamburg wurde Clark auch „nur“ zwei Mal von gegnerischen Verteidigern zu Boden gebracht.

Erfahrungen an High School in den USA haben Christensen geprägt

„Wir haben die ersten beiden Spiele gewonnen, das ist erst einmal das Entscheidende. Als Team haben wir insgesamt schon ganz gut performt, aber wir haben noch lange nicht unser Maximum erreicht“, sagt Christensen. „Es gibt doch immer Raum für Verbesserungen im Laufe einer Saison. Wir werden weiter intensiv arbeiten – als Team und speziell als Offensive Line.“

Joachim Christensen (2.v.r., obere Reihe) mit QB Jadrian Clark sowie den Mitspielern und Coaches der O-Line. Foto: Justin Alexander Derondeau

Trainiert wird diese vom erfahrenen Erol Seval, der als Spieler drei Deutsche Meisterschaften mit den Düsseldorf Panthern gewann und inzwischen auf mehr als zwei Jahrzehnte Trainertätigkeit zurückblicken kann. Als Assistent Sevals fungiert mit Sascha Spils ein langjähriger Offense Liner aus der GFL2, der als ehemaliger Center natürlich besonders genau auf Christensen schaut und über ihn sagt: „Cooler Typ. Hat viel gesehen, ist absolut reflektiert und ein richtig guter Spieler.“

Während eines High-School-Austauschjahrs in Michigan kam Joachim Christensen erstmals mit den Football-Gepflogenheiten in den USA in Kontakt. Nachdem es in der Folge nicht zum Sprung an die renommierte University of Michigan klappte, zog es den 1,95 Meter großen Hünen erst einmal wieder in die Heimat. Von 2013 bis 2015 spielte Christensen dann als Center für die Wagner University in Staten Island, 2019 ging es dann aus Dänemark nach Deutschland. Über die Stationen Frankfurt Universe und Frankfurt Galaxy fand der 135 Kilogramm schwere O-Liner zuletzt den Weg zu Rhein Fire.

Wiedersehen mit ehemaligen Mitspielern gegen Paris

„Hier passt es einfach. Die Mitspieler, die Coaches, die gesamte Organisation – Rhein Fire war die beste Option für mich. Ich mag die Stadt und möchte in dieser Saison möglichst viel erreichen“, sagt Christensen und ergänzt mit Blick auf seine Nordamerika-Erfahrungen, zu denen auch ein Combine in der Canadian Football League gehört: „Am meisten hat mich dieses Jahr in der High School in Michigan geprägt. Dort habe ich verdammt viel über den mentalen Aspekt dieses Spiels gelernt. Das hat mir mit Blick auf die Football-Karriere enorm geholfen. Ich weiß seither, wie man bestimmte Situationen meistert, gerade auch in den ,Big Games‘.“

Ein großes Spiel möchten Christensen und seine Mitspieler auch am Ende der Saison erreichen: das Championship Game der ELF. Rund um Rhein Fire wurde und wird viel darüber gesprochen – etwas zu viel, wenn es nach Christensen geht: „Ich persönlich mag dieses ganze Gerede über das mögliche Finale mit Heimvorteil nicht. Aber gleichzeitig ist es natürlich toll, dass so viele Leute an unsere Chance glauben, uns als starkes Team sehen und mit so viel Aufmerksamkeit beschenken. Wir Spieler müssen uns aber auf unsere Arbeit besinnen und einfach immer auf den nächsten Game Day gucken.“

Dieser wartet am Sonntag auf Rhein Fire. Im zweiten Heimspiel der Saison empfängt der Tabellenführer der Western Conference mit den Paris Musketeers eine der in diesem Jahr neu hinzugekommenen ELF-Franchises. Für Joachim Christensen wird es dabei zahlreiche Wiedersehen geben, da er mit einigen Musketeers einst gemeinsam in Frankfurt spielte. „Es wird aufregend“, sagt er. Doch mit dem Kick-off um 16.25 Uhr wird das keine Bedeutung mehr haben. Dann werden Christensen und seine Kollegen der O-Line sich wieder voll umfänglich auf ihren Job konzentrieren: Quarterback Jadrian Clark beschützen, mit geschickten Blocks Lücken für das Laufspiel kreieren und den Kontrahenten aus der Pariser Defensive Line das sportliche Leben schwermachen – auch wenn hinterher nicht viele über sie sprechen.

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