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Daniel Ginczek – verteufelt und gefeiert

Fortunas Stürmer erzielte gegen Hertha das Siegtor

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

PORTRAIT Für einen Fußball-Profi ist es ein schmaler Grat. Zwischen Versager und Heldenstatus liegt gefühlt wenig. Daniel Ginczek hat das in der vergangenen Saison erfahren müssen, als er nach einer langen Verletzung wieder ins Team von Fortuna Düsseldorf kam und nicht sofort wieder bei 100 Prozent war und das auch nicht sein konnte. Erst das Tor am viertletzten Spieltag hat ihm unglaublich gut getan und der Siegtreffer am Samstag gegen Hertha BSC war für ihn der ideale Auftakt für eine Saison, in der es für ihn und sein Team hoch hinaus gehen soll.  

Der Torjubel damals, als er das 3:0 gegen Kiel per Elfmeter erzielt hatte und der, den es nach dem 1:0 nun gegen Berlin von ihm gab, konnten unterschiedlicher kaum sein. Damals legte der 32-Jährige den Finger auf den Mund und wollte damit seinen Kritikern unter den Medienvertretern und den Fans zeigen, dass sie ihm Unrecht getan haben. Diesmal formte er mit beiden Händen ein Herz und präsentierte dies den Fans. Daniel Ginczek ist zurück und diesmal möchte er nicht von einer weiteren Verletzung ausgebremst werden, von denen er bereits so viele durchlitten hat.

„Wenn du neun Monate nicht triffst – da fällt Druck und Last ab“, sagte Ginczek damals nach seiner „langen Durststrecke“, die wohl längste in seiner Karriere. „Da ist viel geredet und berichtet worden, zudem auch hat auch die Mannschaft viel abbekommen“, berichtet er mit Blick auf die Rückrunde der vergangenen Saison. „Ich weiß inzwischen mit Kritik umzugehen, denn ich bin selbst mein größter Kritiker, als Fußballer stehst du eben in der Öffentlichkeit.“ Seine Mannschaft und er seien immer wieder aufgestanden, auch nach den Enttäuschungen in Nürnberg

„Die Erwartungshaltung an meine Person war größer als bei anderen, als ich hierhin kam. Ich träume auch vom Aufstieg, aber ich kann nicht zaubern und kam aus einer schweren Verletzung.“

Daniel Ginczek

Daniel Ginczek ist ein Familienmensch, der nur ganz selten seinen Kindern verbietet, nach den Heimspielen mit in die Kabine zu gehen. Vor dem Kiel-Spiel und seinem ersten Tor nach langer Zeit war das dann anders. Er wollte sich ganz auch sich und seine Leistung konzentrieren. Seitdem läuft es viel besser, und die Kinder sind selbstverständlich wieder dabei. „Als meiner Tochter in der Schule gesagt wurde, dass Messi besser sei als ihr Vater, gab es keine Probleme“, sagte Ginczek. „Messi ist ja auch besser, da kann ich nix machen. Aber bisher ist sie noch nicht weinend nach Hause gekommen.“ Das liegt wohl daran, dass auch auf der Schule noch genügend kleine Fortuna-Fans unterwegs sind.

Daniel Ginczek bei seiner Großchance kurz nach dem Tor des Tages gegen Hertha BSC. Foto: Kai Kczera

Sein bester Kumpel im Team, Matthias „Zimbo“ Zimmermann, hat Ginczek den Ball vor dem 1:0 gegen Hertha genau auf den Kopf „gelegt“, nachdem er „Ginni“ in der Pause versprochen hatte, nach einer verunglückten Flanke vor der Pause, ihm noch einen Ball maßgerecht aufzulegen. Zimbo beschreibt seinen Freund folgendermaßen: „Ginni ist eine Person die immer für einen da ist – egal in welcher Lebenslage . Er ist sehr ehrgeizig und arbeiten hart“, sagt Fortunas rechter Außenverteidiger. „Mit den Verletzungen immer wieder so stark zurück zu kommen ist nicht leicht. Er hat ein starken Charakter, kann aber auch sehr lustig sein und einen auf die Schippe nehmen.“

Einen Spaß erlaubte sich Ginczek zuletzt auch mit Fortunas Pressesprecher Tino Polster, der sich lobend über den körperlichen Zustand von Ginczek in der Vorbereitung geäußert hatte. „Für das Wort abgespeckt, hat er schon einen Einlauf bekommen. Speckig war ich noch nie“, sagte Fortunas Stürmer, der an Gewicht, aber auch an Muskeln verloren hat. „Am Strand vermisse ich die Muskeln, im Spiel tut das gut, weil ich kein Typ bin, der im Sturm wie ein Panzer drinsteht und auf Bälle wartet.“ Für sein Spiel brauche er Dynamik und Athletik.

Es war nicht 100prozentig sicher, ob er überhaupt gegen die Hertha anfangen würde. Sein derzeitiger Konkurrent auf dieser Position, Vincent Vermeij, hatte ebenfalls keine schlechte Vorbereitung absolviert. Den Zuschlag des Trainers erhielt Daniel Ginczek und belohnte das Vertrauen auch mit dem Siegtor, das ihm übrigens Kumpel Zimbo vorhergesagt hatte. „In dem Moment wusste ich, dass dieser Pass derjenige ist, den er mir schon in der Pause versprochen hatte.“ In der ersten Hälfte hatte ihn der Ball in einer ähnlichen Situation vom Fuß von Zimmermann nicht erreicht.

Dass er in diesem Spiel wenig Zuspiele von den Außen bekommen hat, ist für den Innenstürmer kein Thema. „Im ersten Saisonspiel kann noch nicht alles klappen“, sagt Ginczek. „Wir sind happy, dass wir den Start erfolgreich geschafft haben.“ Was das jetzt alles für die nächsten Spiele bedeutet, weiß der Stürmer noch nicht. Dazu sei es noch zu früh in der Saison, um so etwas verlässlich vorherzusagen. Zudem muss er damit rechnen, dass noch ein weiterer Konkurrent für die Innenstürmer-Position verpflichtet wird. Ginczek sieht auch darin kein Problem. „Ich habe den Ehrgeiz, immer zu spielen.“ In der augenblicklichen Verfassung kann er sich diesem Konkurrenzkampf stellen. Und zudem gibt es auch eine Taktik mit zwei Stürmern…

Fortunas Spieler werden von den Fans zurecht gefeiert. Foto: Kai Kuczera

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