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„Wir hoffen, ins Viertelfinale zu kommen“

Volleyball-Bundestrainer Vital Heynen im Interview

Foto: imago/Mariusz Palczynski

Die Volleyball-EM der Frauen in Düsseldorf rückt näher. Vom 17. Bis 24. August wird im CASTELLO die Gruppe C ausgespielt – und mittendrin wird die deutsche Nationalmannschaft sein. Bundestrainer Vital Heynen stand vorab im Interview Rede und Antwort.

Herr Heynen, mit der Volleyball-Europameisterschaft im eigenen Land wartet ein Highlight auf die Frauen-Nationalmannschaft. Wie wichtig sind die verbleibenden Wochen der Vorbereitung?

Vital Heynen: Vorbereitung besteht in dem Sinne nicht mehr, denn das große Ziel bleibt Olympia. Und vor den Olympischen Spielen ist die Weltrangliste das Wichtigste. Und für die Weltrangliste hat man ein neues System seit zwei, drei Jahren, für das man bei jedem Spiel Punkte sammeln kann oder Punkte verlieren kann. Darum ist jedes Spiel wichtig und jedes EM-Spiel ist wichtig, denn man kann dort Punkte verlieren oder gewinnen. Du spürst bei den Spielerinnen, dass eine EM im eigenen Land etwas Besonderes ist. Ich denke, wenn ich von außen darauf gucke, war die Vorbereitung bisher nicht so einfach. Aber wenn alles nach Plan läuft, denke ich, dass wir eine Mannschaft haben können, die bei der Europameisterschaft richtig gut und vor allem wie eine Mannschaft spielen kann.

Wie schätzen Sie denn die Gruppe ein? Mit welchen Zielen geht es ins Turnier?

Heynen: Wir haben eine Gruppe, in der die Türkei großer Favorit ist und eigentlich nicht zu schlagen ist. Wir spielen mit vier anderen Nationen um Platz zwei. Und das Ziel ist Platz zwei zu holen in dieser Gruppe, in der schwierige Gegner wie beispielsweise Schweden warten. Mit Isabelle Haak haben sie eine der drei besten Spielerinnen der Welt. Schweden hat individuell unglaublich viel Qualität. Da müssen wir mal gucken, wie wir das machen. Aber eigentlich ist das Ziel den zweiten Platz zu holen und in die nächste Runde zu kommen – und wir hoffen am Ende in das Viertelfinale zu kommen.

Was kann der Heimvorteil in der Gruppenphase bewirken? Und was sind Ihre Erwartungen an die Spiele in Düsseldorf?

Heynen: Der Heimvorteil sorgt dafür, dass du in schwierigen Spielen immer weitermachst und alles probierst. Wir werden sicher schwierige Momente haben, in diesen vier Spielen gegen Schweden, Aserbaidschan, Griechenland und Tschechien. Vielleicht auch gegen die Türkei, aber ich weiß nicht, ob das ein Heimspiel wird, weil jeder weiß, dass ich Trainer in der türkischen Liga bin und Frauen-Volleyball in der Türkei ist groß. Ich erwarte, dass im CASTELLO eine gute Stimmung herrscht, mit ganz vielen Türken und ganz vielen Deutschen. Das ist ein Gala-Spiel. Ich weiß nicht, ob der Heimvorteil dann doch so viel helfen kann, aber vielleicht ja doch. Der Heimvorteil muss uns erstmal auf Platz zwei bringen und dann gucken wir mal was da rauskommt.

Wer sind aus Ihrer Sicht die Favoriten auf den Titel?

Heynen: Es würde mich überraschen, wenn es nicht 1, 2, 3 zwischen Italien, Serbien und der Türkei geht. Serbien und Italien haben letztes Jahr im Finale der WM gespielt und Serbien ist Weltmeister geworden. Italien ist besser als im vergangenen Jahr. Und die Türkei ist auch unglaublich gut. Das sind die drei Favoriten in meinen Augen für die EM – aber auch für die Weltmeisterschaft oder die Olympischen Spiele. Vielleicht kann die USA da mitmischen und vielleicht auch Brasilien, aber dann hast du die fünf besten Länder der Welt.

Sie haben lange Männermannschaften trainiert und mit Polen 2018 den WM-Titel gewonnen. Dann kam der Wechsel 2020 zu den Frauen. Was war der schwierigste Part dabei?

Heynen: Keiner. Es ist doch schön, eine neue Herausforderung zu haben und auf die Suche zu gehen. Es ist Volleyball, aber mit anderer Netzhöhe und man spielt doch etwas unterschiedlich. Ich habe es bisher nicht als schwierig empfunden, aber ich muss auch ehrlich sagen, ich muss noch so viel lernen. Ich weiß etwas über Volleyball, aber nicht über Frauenvolleyball und das braucht seine Zeit. Es ist der Traum die Mannschaft zu den Olympischen Spielen zu führen. Der Wechsel in den Frauen-Volleyballk hat mir keine Schwierigkeiten gemacht. Es ist anders, aber es ist schön. Ich habe viel gelernt über mich.

Die Olympischen Spiele sind natürlich das Ziel, aber muss man die Gedanken auch mal zurückstecken, dass das nicht zu präsent ist, oder sollte das immer im Fokus sein?

Heynen: Für mich ist das immer im Fokus, ganz einfach. Ich denke, dass es möglich ist, unglaublich schwierig, aber möglich – und das ist die schönste Aufgabe. Wenn es einfach ist, was mache ich dann hier? Jeder weiß, dass es schwierig ist, denn man hat es 30 Jahre, oder ich weiß nicht wie lange, nicht geschafft dort hinzukommen. Ich sehe die Qualität der Mannschaft, ich sehe, wie die Volleyball-Welt aussieht. Wir müssen unter den ersten zehn der Weltrangliste sein, wir sind im Moment auf Platz 13. Und das heißt, es ist möglich, aber wir brauchen jedes Spiel. Du musst dir selbst hohe Ziele setzten. Ich weiß, dass es ein hohes Ziel ist und deshalb nicht einfach zu holen wird, aber darum ist es so eine Herausforderung.

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