D.SPORTS

Home of Sports

Fortunas Stärken und Schwächen beim Start

Super-Defensivleistung und Kampfkraft überzeugen

Foto: Imago

von Norbert Krings

ANALYSE: Der erste Schritt ist erfolgreich zurückgelegt – der 1:0-Erfolg gegen Hertha BSC hat auch eine große Last von Fortunas Schultern genommen. Die Mannschaft war auch in dieser Zusammenstellung stark genug, um einem der Top-Favoriten der Liga Paroli zu bieten und am Ende sogar als glücklicher und nicht einmal unverdienter Sieger dazustehen. Das Selbstvertrauen ist gewachsen, um die nächsten Aufgaben mit Zuversicht anzugehen. Aber auch die Probleme, die das Team von Daniel Thioune (noch) hat, wurden offensichtlich.

Das war gut:
Auftaktsiege sind immer sehr wertvoll. Denn dann muss man als Mannschaft nicht mehr in den weiteren Spielen auf den ersten Dreier und das erste Tor warten – was dann oft zu einem Geduldsspiel ausartet. Auch, dass ein Stürmer das Tor erzielt hat, tut zum Saisonstart immer gut. Denn es wird dann auch dem Torjäger nicht vorgehalten, wie viele Minuten er ohne Torerfolg ist. „Das bedeutet mir schon sehr viel, dieses Tor erzielt zu haben, aber ich bin nicht der alleinige Matchwinner“, sagte Torschütze Daniel Ginczek. „Ich bin froh, mit diesem Treffer auch unsere Mannschaft belohnt zu haben, die so viel investiert hat.“

Mit vollem Einsatz zur Sache: Fortuna-Torwart Florian Kastenmeier stoppt den Berliner Florian Niederlechner. Foto: Imago

Das war schlecht:
Drei sehr gute Chancen, zwei Halbchancen – das ist das Ergebnis der Offensivbemühungen der Fortuna. Das kann gegen andere Gegner schief gehen, wenn man einfach den Raum nicht findet, um das eigene Spiel aufzuziehen. Zudem konnte man erkennen, wie wichtig die Außenspieler für die Fortuna sind. Emma Iyoha und Felix Klaus waren durch die Herthaner sehr gut aus dem Spiel genommen. Da Fortuna Düsseldorf bisher keine Backups für die Außen hat, musste der Trainer das System anpassen. Auch hier schlägt sich die Personalnot nieder.

Das war gut:
An der kämpferischen Leistung und der Einstellung gibt es nichts auszusetzen. Die Mannschaft von Daniel Thioune warf im wahrsten Sinne des Wortes körperlich alles in die Waagschale, um diesen Sieg über die Zeit zu bringen. Das kostet zwar auf lange Sicht Substanz, aber solche Leistungen braucht man in der 2. Liga einfach. Denn kein Gegner ist mehr „Laufkundschaft“ und mal eben abzufertigen. In Sachen Breite des Kaders muss der Verein möglichst schnell nachlegen, denn von doppelt besetzten Kaderplätzen kann vielleicht auf vier, fünf Positionen die Rede sein.

Das war schlecht:
Ao Tanaka wird Fortuna noch bis zum Ende des kommenden Monats verlassen, bevor sich das Transfer-Fenster schließt. Ein wenig drängte sich der Eindruck auf, als wollte der Japaner gegen Hertha gleichzeitig glänzen, um potenzielle Interessenten zu überzeugen. Doch so richtig wehtun, wollte sich Tanaka auch nicht (mehr). Es scheint so, als hätte er sich innerlich schon aus Düsseldorf verabschiedet. Dass er dennoch ein begnadeter Fußballer ist, kann jeder sehen, der für so etwas ein Auge hat, Aber was könnte Tanaka leisten, wenn er sein Phlegma ablegt, sein ganzes Potenzial nutzt und den Mut fasst, mit seiner Technik mehr ins Risiko zu gehen?

Das war gut:
Gegen Stürmer, die in der Bundesliga ihre Klasse nachgewiesen haben wie Florian Niederlechner und Marco Richter oder zu den Spitzenleuten der 2. Liga zählten wie Fabian Reese, hat sich Fortunas Abwehr glänzend präsentiert. Mit Zweikampfstärke, Wucht und Kompromisslosigkeit verteidigten Andre Hoffmann und Jordy de Wijs sowie später Jamil Siebert den knappen Erfolg. „Da haben wir echt einen guten Job gemacht“, lobte Torschütze Daniel Ginczek. „Die Jungs da hinten haben sich auch in alles hineingeworfen, was sich auf unser Tor bewegte.“

Das war gut:
In der Vergangenheit wurden Spiele, in denen die Fortuna nach der Pause in Führung lag, oft nicht gewonnen. Unaufmerksamkeiten, Laufschwäche und Fehleranfälligkeit waren zu Beginn der Vorsaison und davor in den letzten Spielminuten an der Tagesordnung. Das Resultat waren unnötige Gegentore. Diesmal brachte die Mannschaft den Sieg relativ ungefährdet – selbst gegen ein solches Topteam – nach Hause. Die Mannschaft hat sich als Kollektiv entwickelt, und es wäre schade, wenn später allein die fehlende Breite im Kader dafür sorgt, dass ein Angriff nach ganz oben nicht möglich ist.

Das war schlecht:
Die Stimmung im Stadion war in der Vergangenheit zwar okay, aber selten überragend wie in früheren Zeiten. Auch am Samstagabend drohte das Ganze zu kippen, als Pfiffe laut wurden, als sich die Mannschaft beim Stand von 0:0 zur Pause in die Kabine bewegte. Diese Unmutsbekenntnisse waren ebenso unerklärlich wie überflüssig. Natürlich versucht man im eigenen Ballbesitz wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff zu bleiben. Manche sogenannte Fans wollen offensichtlich nur Hurra-Fußball sehen. Es erinnerte teilweise an die Zeiten, als Fortuna nicht in der Lage war, das Spiel besser von hinten aufzubauen. Aber so kurz vor der Pause gegen einen solchen Gegner war das Ballhalten völlig legitim. Zum Glück haben nur wenige Spieler diese Pfiffe überhaupt mitbekommen.

Das war gut: Als die Mannschaft aber die Unterstützung der Fans benötigte, war die Rückendeckung von den Rängen großartig und erinnerte an beste Zeiten und an großen Zusammenhalt. „Die Fans haben uns in der letzten Phase des Spiels dann auch über die Ziellinie geschubst“, sagte Daniel Thioune voller Anerkennung zu der Unterstützung von den Rängen in der letzten Drangphase der Berliner. „Wir haben diesen Rückenwind gebraucht und gespürt“, sagte auch Shinta Appelkamp. Und es waren mehr Zuschauer auf den Rängen als angekündigt. 40.466 Fans auf den Rängen gaben dem Spiel einen würdigen Rahmen.

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter