von Norbert Krings
ANALYSE Und schon wieder wird davon gesprochen, dass die 2. Bundesliga in der kommenden Saison die stärkste aller Zeiten sei. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass es nicht unbedingt die leichteste Aufgabe ist, am Ende einen Aufstiegsplatz in dieser Liga zu belegen. Fortuna Düsseldorf steht also vor einer Saison voller Herausforderungen unter anderem mit Spielen gegen Schalke 04, den Hamburger SV und natürlich Hertha BSC. Trainer Daniel Thioune möchte trotzdem mit seinem Team den nächsten Schritt machen. Das bedeutet mindestens mehr Tempo, weniger Gegentore, eine größere Laufleistung, weniger Fehler und eine deutlich höhere Konstanz über die gesamte Saison.
Natürlich müssen die Abgänge – vor allem im Angriff – kompensiert werden. In Kristoffer Peterson, Rouwen Hennings, Dawid Kownacki, die allesamt mit ihren Scorerpunkten maßgeblich zum letztjährigen Erfolg beigetragen haben, sowie Kwadwoo Baah haben vier Stürmer den Verein verlassen. Hinzu wird auch Michal Karbownik als Tempospieler nicht mehr im Team der Fortuna stehen – sondern sogar für Schalke 04 auflaufen. Die Zukunft von Ao Tanaka sowie Christoph Klarer wird vielleicht auch nicht mehr in Düsseldorf liegen. Die Aufgaben von Sportvorstand Klaus Allofs und Sportdirektor Christian Weber könnten also deutlich leichter sein, vor allem wenn man eine Mannschaft gegenüber der Vorsaison verbessern möchte.
„Wir brauchen auch Veränderung, um uns weiter entwickeln zu können“, sagt der Trainer, der in seiner Mannschaft auch künftig Reibungspunkte braucht. Zu lieb muss es bei ihm nicht zugehen. Das Projekt „Fortuna für alle“ soll funktionieren und dazu muss auch seine Mannschaft mit einem gewissen sportlichen Erfolg beitragen. „Wir werden personell mehr ins Risiko gehen, was Potenziale angeht und weniger Qualität holen“, sagt Daniel Thioune im Bewusstsein, dass Fortuna wirtschaftlich weiterhin nicht aus dem Vollen schöpfen kann. Ein stabiles Gerüst mit viel Qualität sei jedoch vorhanden.
Richtige Dynamik bringe man allerdings nur in die Mannschaft rein, wenn man neue Reize schafft. „Wir wollen nicht ausschließlich mit fertigen Spielern arbeiten, sondern auch ungeschliffene Diamanten entwickeln“, sagt der Trainer, der zudem an der Spielidee mit seinem Trainerteam bastelt. Dafür wurden zunächst Typen wie Yannik Engelhardt für den Spielaufbau sowie Vincent Vermeij verpflichtet. Letzterer kann dann auch mal Bälle ablegen. Weitere Zugänge sollen folgen – aber das kann auch bis zum Ende der Transferperiode dauern. Dann sei endlich klar, wer für die Saison zur Verfügung steht. Eine gewisse Eingespieltheit ist aber zweifellos durch das „stabile Gerüst“ vorhanden.
Daniel Thioune lebt Sportsgeist und Fairness vor
Es wird wieder eine feste Hierarchie in der Mannschaft geben, obwohl aus dem Mannschaftsrat des Vorjahres Raphael Wolf und Rouwen Hennings nicht mehr dabei sind. Deshalb wurde auch Andre Hoffmann als wichtige Figur im Team gehalten, der für die Integration der neuen Spieler eine wichtige Rolle spielt und zudem des Trainers verlängerter Arm ist. „Es ist gut, dass der Kapitän im Spiel proaktiv zum Schiedsrichter geht und auch unsere Stürmer sich nicht alles gefallen lassen, ohne unfair zu sein“, sagte Daniel Thioune, der seine Spieler zu Disziplin und Fairness anhält und dies auch immer wieder vorlebt. Wird es im Training zu nickelig, greift er sofort ein. Stinkstiefel kann er nicht gebrauchen.
Immer wieder wird der Trainer nach einem konkreten Ziel befragt. Daniel Thioune lebt aber lieber im Hier und Jetzt. „Man sollte Ziele lieber blockweise und etappenweise definieren, als eine große Saisonüberschrift zu wählen, dass man aufsteigen will“, sagt er und weiß, dass die Konkurrenz vor allem in der kommenden Saison groß sein wird. Thioune weiß, dass die Kritik an der etwas vagen Zielesetzung des Vereins, im oberen Drittel mitzuspielen, vielen Fortunen nicht ausreicht, die lieber eine ganz klare Aussage wollen. „Wenn wir es schaffen, Ziele gut zu definieren und sie dann erreichen, bin ich am Ende damit auch einverstanden.“ Dennoch fühlt er den (Erfolgs-)Druck in Düsseldorf sehr genau. Und das gelte auch für seine Spieler, die zwar meist behaupten, nicht auf die Tabelle zu schauen, aber immer genau wissen, worauf es eigentlich ankommt. Das dann aber in jedem Spiel umzusetzen, ist das große Problem.
Es wird also für Daniel Thioune nicht leicht, sich nach Platz 10 in seiner ersten (Halb-)Saison und zuletzt Platz 4 weiter zu steigern. Neben einem Platz unter den ersten Drei, was als Steigerung eine logische Konsequenz wäre, könnte die Fortuna auch „nur“ die acht Punkte Rückstand auf Platz drei verkleinern. Ob das von allen als ein Erfolg gewertet wird, ist dann eine ganz andere Frage.
Die Fortuna wird im Sommertrainingslager in Bad Leonfelden zwei Testspiele bestreiten. Am Freitag, 14. Juli, tritt das Team von Daniel Thioune im in Bad Wimsbach-Neydharting gegen Slovan Liberec (17 Uhr) an. Der dreimalige tschechische Meister wurde in der vergangenen Spielzeit Siebter in der ersten tschechischen Liga. Der zweite Test ist für Montag, 17. Juli, um 18 Uhr in Freistadt gegen Puskas Akademia aus Ungarn angesetzt.
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