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Tzolis: Lausbub und Schlitzohr

Fortunas Hobbykoch serviert bevorzugt Tore

Foto: Imago

von Norbert Krings

Christos Tzolis ist für Fortuna Düsseldorf ein absoluter Gewinn. Und der Traditionsklub vom Niederrhein ist für den 21 Jahre alten Griechen ebenfalls das Beste, was ihm derzeit passieren konnte. Der wie ein großer Lausbub wirkende Flügelstürmer ist derzeit der bestbenotete Spieler beim Fachmagazin Kicker unter allen Zweitliga-Profis. Dabei haben die letzten beiden Jahre in Norwich und zwischenzeitlich (leihweise) in Enschede auch wegen einer schwereren Verletzung überhaupt nicht so funktioniert, wie es sich der eigentlich schnelle und torgefährliche Außenstürmer vorgestellt hatte. Wir sprachen mit Christos Tzolis, der von manchen Fans bereits als „griechische Rakete“ bezeichnet wird.

Gegen Hannover, beim 1:1, schon wieder ein Tor erzielt, besser kann es kaum laufen. Warum gelingt Dir das bei der Fortuna so gut?
Christos Tzolis: Ach eigentlich ist es doch egal, wer für unsere Mannschaft die Tore erzielt. Ich fühle mich sehr wohl hier, wir haben nun vier Spiele in Folge nicht verloren. Wir spielen guten Fußball, ich genieße es hier, spielen zu dürfen und freue mich zum Erfolg der Mannschaft beizutragen. Ich fühle das Vertrauen im ganzen Klub, der hinter mir steht. Es macht Riesenspaß, in der besten 2. Liga der Welt mit so bekannten Vereinen zu spielen. Ich weiß, dass ich mich hier verbessern kann.

Wieder war es ein Elfmeter, der zum Tor führte. Warst Du Dir sicher, ihn auch zu verwandeln?
Tzolis: Diesmal war es anders als in Elversberg. Da stand es bereits 3:0 für uns. Nun lagen wir zurück und ich stand mehr unter Druck. So habe ich meinen Teamkameraden Felix (Klaus) gefragt, ob er nicht schießen wolle, weil er viel länger im Klub ist. Doch er sagte mir, wenn ich sicher sei, soll ich ausführen. Und als mir Jordy (de Wijs) den Ball in die Hände gedrückt hatte, habe ich das Vertrauen meiner Mitspieler gespürt, was mir bei diesem Elfmeter sehr geholfen hat.

In der Länderspielphase gab es für Dich „nur“ ein Spiel in der griechischen U21. Das kann doch – etwas provokativ gefragt – nun nicht mehr Dein Anspruch sein?
Tzolis: Ich habe gegen Andorra beim 1:0 immerhin das Siegtor erzielt, und es war schön, mal wieder in Griechenland zu sein. Es ist natürlich mein Ziel, in der A-Nationalmannschaft zu spielen. Vieleicht klappt es beim nächsten Mal oder in der näheren Zukunft, dort mal aufzulaufen.

Für die Fortuna sind es nun schon sechs Pflichtspieltreffer. Setzt Du Dir da ein Ziel, wie viele Tore es in dieser Saison für Fortuna insgesamt werden sollen?
Tzolis: Natürlich habe ich das. Ich möchte so viele Tore wie möglich erzielen. Nein, im Ernst: Ich möchte schon gerne zweistellig treffen, also mehr als zehn Tore wären schön. In erster Linie möchte ich aber der Mannschaft helfen. Im vergangenen Jahr war es schwer mit einer Verletzung, so dass ich in dieser Spielzeit nur auf insgesamt vier Tore gekommen bin. Das Engagement in Düsseldorf ist wie ein Neustart für mich, und es wäre schön, wenn wir weiterhin so erfolgreich wären.

Vorlagengeber und Vollstrecker: Isak Johannesson und Christos Tzolis. Foto: Kai Kuczera

Magst Du es, wie Arjen Robben nach innen zu ziehen, und den Ball in der langen Ecke des gegnerischen Tores zu versenken wie gegen den KSC? Ist das Deine bevorzugte Art, Tore zu erzielen?
Tzolis: Tatsächlich habe ich bereits einige Tore auf diese Art erzielt. Es gehört zwar ein wenig Glück dazu, aber ich übe das auch fast jeden Trainingstag. Das ist aber nicht meine einzige Art und Weise, wie ich zum Abschluss kommen möchte.

Sehen wir bereits 100 Prozent von Christos Tzolis?
Tzolis: Nein, die Fans sehen noch nicht 100 Prozent Christos. Hoffentlich ist da noch ein wenig Raum, um noch besser zu werden. Ich möchte jedenfalls noch etwas kompletter werden. Ich kann es noch besser und das werde ich auch zeigen.

Hast Du Idole?
Tzolis: Natürlich habe ich Vorbilder. Das sind einige wie zum Beispiel Christiano Ronaldo oder Sergio Agüero. Aber da gibt es noch einige mehr. Allerdings möchte ich vor allem auf mich schauen und mich weiterentwickeln. Ich möchte noch öfter im richtigen Moment an der richtigen Stelle sein.

Was hat Dir am meisten in Düsseldorf geholfen, hier richtig anzukommen?
Tzolis: Das waren eindeutig meine Mannschaftskameraden, die mir hier den Start sehr einfach gemacht haben. Sie haben allen anderen neuen Spieler und mich sehr herzlich willkommen geheißen. Ich war von Anfang an ein normales Mitglied einer sehr angenehmen Gruppe und konnte sofort frei aufspielen.

Christos Tzolis zieht an einem Gegenspieler vorbei. Foto: Kai Kuczera

Siehst Du eine Chance, länger in Düsseldorf als nur ein Jahr zu bleiben?
Tzolis: Es macht viel Spaß, hier zu spielen, die Fans und die Arena sind großartig. Aber es liegt nicht allein in meiner Hand, was meine Zukunft angeht. Es gibt eine Option, aber es ist natürlich noch zu früh, um über irgendetwas zu sprechen, was meine Zukunft angeht. Ich möchte die Saison genießen, möchte möglichst jedes Spiel machen, also gesund und in guter Form bleiben.

In Düsseldorf wird immer wieder über Aufstieg gesprochen. Wie siehst Du es, ist da etwas möglich?
Tzolis: Dafür ist es jetzt noch viel zu früh, um darüber nachzudenken. Die Liga zu spielen, ist wie ein Marathon. Da kann und wird noch viel passieren. Wir schauen von Spiel zu Spiel. Und wenn wir gute Resultate erzielen, wird sicherlich etwas möglich sein.

Wie steht es inzwischen um Deine Deutsch-Kenntnisse und Deine Künste als Hobbykoch?
Tzolis: Auch da will ich mich schnell verbessern. Im Augenblick beschäftige ich mich mit den Hilfsverben wie „ich bin“ und „du bist“. Ich war als Kind schon einmal für zwei Jahre in Deutschland, habe die Sprache so gelernt, dass ich schon viel verstehen kann, aber sprechen kann ich sie nicht so gut. Aber es geht voran und vielleicht kann ich am Ende der Hinserie ein Interview in Deutsch geben. Ich habe mich auch an die deutsche Küche herangewagt und mich an etwas Traditionelles herangewagt wie Bratwurst. Es ist schön, etwas auszuprobieren. Es hat ganz gut geschmeckt, aber das ist nicht etwas, was ich jeden Tag essen muss. Es bleibt übrigens bei der Einladung zum Essen für die Journalisten, wenn ich meinen ersten Hattrick erzielt habe…

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