von Tobias Kemberg
Der Tabellenstand ist nach wie vor kritisch, die Anzahl der Siege zu gering. Doch die Düsseldorfer EG scheint sich nicht zuletzt durch den mit dem Wechsel im Trainerteam gesetzten Impuls in die richtige Richtung zu bewegen. Zur Länderspielpause rund um den Deutschland Cup, bei dem mit Alexander Ehl und Bennet Roßmy zwei Rot-Gelbe mitmischen, beleuchtet D.SPORTS den „Status quo“ bei der DEG.
18 von 52 Hauptrundenspielen der laufenden Saison in der Deutschen Eishockey Liga sind absolviert. Mit fünf Siegen und nur 17 Punkten steht die Mannschaft von Cheftrainer Thomas Dolak auf dem vorletzten Tabellenplatz, hat fünf Zähler Vorsprung auf Schlusslicht Iserlohn und sechs Punkte Rückstand auf Rang zehn und damit den letzten Play-off-Platz.
Anlässlich des Deutschland Cups in Landshut haben die Düsseldorfer EG und ihre DEL-Konkurrenten aktuell Länderspielpause. Und diese bietet eine gute Gelegenheit, um nach rund einem Saisondrittel in einem D.SPORTS INSIDE zu beleuchten, wie es um die DEG bestellt ist.
Der Pellegrims-Effekt
Die generellen Problemzonen der Mannschaft von Cheftrainer Thomas Dolak sind bereits mehrfach aufgezählt worden. Enormes Verletzungspech, schlechte Chancenverwertung und unzureichende Special Teams schlugen ebenso ins Kontor wie die Tatsache, dass viele Leistungsträger vor allem in den ersten Wochen der Saison (konstant) unter ihren Möglichkeiten spielten.
Ein generell wirksamer Impuls scheint jedoch der vorgenommene Wechsel im Trainerteam gewesen zu sein. Seit Mike Pellegrims an die Seite von Dolak und Alexander Barta gerückt ist, sind die Auftritte im Allgemeinen und auch viele statistische Werte bei der DEG besser geworden. Erstes Beispiel: das Unterzahlspiel. In den ersten elf Saisonspielen lag die Quote bei unterirdischen 65,2 Prozent – der mit Abstand schlechteste Wert in der gesamten DEL. Alle anderen Klubs bewegten in diesem Zeitraum zwischen 76,2 und 93 Prozent.
Mit der Rückkehr des einst im Januar 2018 als Cheftrainer in Düsseldorf gescheiterten Belgiers hat sich die DEG im Unterzahlspiel sichtbar gesteigert. In 24 Situationen mit mindestens einem Mann weniger auf dem Eis kassierten die Rot-Gelben nur vier Gegentore, das entspricht einer Erfolgsquote von 83,3 Prozent. Vor Pellegrims schluckte die DEG 16 Treffer in 46 Unterzahlsituationen.
„Es ist bekannt, dass Mike und wir damals nicht im Guten auseinandergegangen sind. Aber wir sind Profis und es geht um die Sache. Mike hat sich sehr interessiert gezeigt, uns zu helfen und er hat sich hervorragend ins Trainerteam integriert“, lobt Sportdirektor Niki Mondt, dem es schwergefallen ist, seinen Freund Daniel Kreutzer von seinen Aufgaben als Co-Trainer zu entbinden. „Wenn es um die fachliche Kompetenz von Mike Pellegrims geht, dann gibt es keine zwei Meinungen. Er hat in Mannheim über Jahre hinweg bewiesen, welch hervorragender Fachmann er ist. Für die Baustellen, die wir hatten und haben, ist er genau der richtige Mann.“
Pellegrims ist es zudem gelungen, die Defensive über das „Penalty Killing“ hinaus zu stabilisieren. Kassierte die DEG bis zum Wechsel im Trainerteam 3,5 Tore pro Spiel, waren es seit der Rückkehr des 55-Jährigen im Schnitt nur noch 2,1. Und generell scheint das gesamte Team positiv beeinflusst von der Arbeit Pellegrims‘, der nach Aussage der Spieler „extrem und auffällig gut vorbereitet“ in die Trainingsarbeit und Spieltage geht.
Leistungsträger kommen langsam in Schwung
Bei allen positiven Aspekten und der Tatsache, dass die DEG in sechs von sieben Spielen seit Pellegrims‘ Ankunft deutlich bessere Leistungen zeigte als zuvor, bleiben andere Probleme bestehen – schließlich ist das Team nicht zufällig Tabellenvorletzter. „Wir schießen definitiv zu wenige Tore“, sagt Mondt. „Und viele Leistungsträger haben immer noch Luft nach oben, auch wenn sie sich durchaus schon gesteigert haben.“
Philip Gogulla ist einer dieser Leistungsträger, wenngleich nicht der Einzige, für den dies gilt. Der Kapitän arbeitet viel und kämpft unermüdlich, aber sechs Scorerpunkte (vier Tore, zwei Assists) nach 18 Spielen sind für den 36-Jährigen, der damit nur auf Rang acht der teaminternen Scorerliste liegt, ungewöhnlich wenig. Auch erfahrene Verteidiger wie Bernhard Ebner oder Sinan Akdag agierten lange Zeit nicht auf dem Leistungslevel, das von ihnen erwartet wurde.
„Viele Jungs kommen so langsam jetzt aber in bessere Form. Und bei den Neuen ist es auch normal, dass sie ein bisschen Zeit benötigen, um sich bei einem neuen Verein oder in einer neuen Liga zu etablieren“, sagt Mondt. So wie beispielsweise Kenny Agostino, der ohne Vorbereitungsphase nach Düsseldorf kam und nach einem holprigen Start immer besser in Schwung kommt und neben Phil Varone und Kohen Olischefski zu den auffälligeren Stürmern zählt.
Comeback von Torjäger O’Donnell steht bevor
Ist die DEG also auf dem richtigen Weg, um sich in der Tabelle nach oben orientieren zu dürfen? Oder geht es im weiteren Saisonverlauf doch eher primär um das Absichern der DEL-Zugehörigkeit? „Es sind noch 34 Spiele zu absolvieren. Natürlich haben wir angesichts von noch über 100 zu vergebenden Punkten die Möglichkeit, den Rückstand auf Platz zehn wettzumachen und uns für die Play-offs zu qualifizieren“, sagt Mondt. „Das bleibt unser Ziel und ich halte das für realistisch. Aber ständig auf die Tabelle zu schauen, ist nicht richtig. Wir sind gut beraten, uns einfach auf die tägliche Arbeit zu fokussieren.“
Und in diese steigt auch Brendan O’Donnell in diesen Tagen wieder ein. Der so schmerzlich vermisste Torjäger hat nach seiner Operation und der mehrwöchigen Ausfallzeit zu der Spieler und Verein keine Details preisgegeben haben nun auch die letzten, davon unabhängigen, kleinen Wehwehchen auskuriert. Seinem Comeback beim ersten Spiel nach der Länderspielpause gegen Iserlohn am 17. November im PSD BANK DOME steht also nichts mehr im Wege.
Mondt kritisiert Teile des Anhangs
Bei den bisher noch wenigen Aufs und doch vielen Abs in dieser Saison kann sich die DEG aber immer auf eines verlassen: die bedingungslose Unterstützung ihrer Anhänger – zumindest in den Hallen. „Die Stimmung im Dome ist teilweise besser als in den vergangenen Jahren. Und das, obwohl es viele Niederlagen gab. Es ist phänomenal, wie die Fans vor Ort mit der Situation umgehen und wie sie hinter der Mannschaft stehen“, freut sich Mondt, der aber auch Kritik übt.
„Ich habe festgestellt, dass es eine große Diskrepanz zu den Kommentaren bei Social Media gibt. Da werden Trainer und Mannschaft mitunter sehr aggressiv beschimpft. Ich weiß, dass das nicht repräsentativ ist und nur von einem kleinen Teil der Fans kommt. Dennoch ist das nicht schön und in einzelnen Fällen schlichtweg sehr überzogen.“
Fazit: Hinter dem Sportdirektor, dem Trainerteam und der Mannschaft liegen belastende und nervenzehrende Wochen. Ob die DEG ihr Tief tatsächlich endgültig überwunden hat und zusätzlich zu den verbesserten Leistungen in der nächsten Saisonphase auch deutlich mehr Siege einfahren kann, das werden erst die nächsten Wochen zeigen. Fakt ist: Es ist nicht alles so schlecht beim Düsseldorfer Eishockeyklub und die angestrebten Ziele sind nach wie vor realisierbar. Aber eine weitere Phase mit nur zwei Siegen aus zwölf Spielen – oder Vergleichbares – darf sich das Team nicht noch einmal leisten. Trotzdem wird der (mögliche) Weg in die Play-offs steiniger und beschwerlicher als in vergangenen Jahren.
Mit D.SPORTS INSIDE liefern wir ab sofort regelmäßig tiefergehende Analysen und Insights rund um die Düsseldorfer Topklubs und den Düsseldorfer Spitzensport.
Quelle für Statistiken: leaffan
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