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Tim Oberdorf im Wartestand

Zuverlässiger Allrounder bleibt Fortuna treu

Foto: Imago

von Norbert Krings

Er zählte zu den besten Spielern der vergangenen Saison bei Fortuna Düsseldorf. Tim Oberdorf musste auf verschiedenen Positionen für den Fußball-Zweitligisten spielen, und war die Zuverlässigkeit in Person. Zwei, drei unglückliche Aktionen, als ihm die Bälle unverschuldet wegsprangen, verfälschten etwas die sehr gute Bilanz des Defensivspielers, der erst spät den Weg in den Profi-Fußball gefunden hatte. Aktuell kommt er nach seiner Erkrankung, die ihn die Vorbereitung kostete, kaum zum Einsatz, dennoch hat er seinen Vertrag verlängert. Wir fragten ihn, warum er sich in Düsseldorf und in seiner Mannschaft so wohl fühlt.

Auf 34 Einsatzminuten kommt Tim Oberdorf in dieser Saison bisher nur. Das ist die eigentlich enttäuschende Bilanz des 27-Jährigen nach dem neunten Spieltag in der 2. Bundesliga. Dass er unruhig und nervös wäre, weil er nicht auf seine Einsatzzeit kommt, ist im Gespräch mit ihm nicht festzustellen. Im Gegenteil, Tim Oberdorf bleibt positiv, ist gut gelaunt und arbeitet hart daran, eine noch bessere Option für seinen Trainer in den nächsten Spielen darzustellen.

Die Enttäuschung war bei allen Fortunen nach dem unnötigen Punktverlust beim 1:1 gegen den VfL Osnabrück deutlich zu spüren. Da machte Tim Oberdorf keine Ausnahme. „Wir wollten unbedingt ein positives Gefühl mit einem Sieg in diese zweite Länderspielpause nehmen“, erklärt der 27-Jährige. „Wir konnte den Vorsprung diesmal nicht bis zum Schlusspfiff ziehen.“ Nur die letzte Minute hatte Oberdorf in diesem Spiel noch mitwirken können. „Jetzt haben wir leider zu viel Zeit, um über diese Enttäuschung nachzudenken.“

Eigentlich ist Oberdorf dennoch mit einem positiven Gefühl in diese Pause gegangen. Das war dadurch möglich, dass er gemeinsam mit Jona Niemiec und Torhüter Karol Niemczycki sich Spielpraxis in der U23 der Fortuna holen konnte. Da gelangen nicht nur Niemiec zwei Treffer, auch Tim Oberdorf erzielte ein Tor und war froh, noch einmal über 90 Minuten spielen zu können. „Das Spiel ist dann deutlich besser verlaufen, obwohl es angesichts unserer Situation ein schwieriges Spiel war“, sagt Oberdorf, der sich immer noch auch mit der U23 identifiziert, für die er in der Saison 2021/22 in neun Spielen zuletzt Stammspieler gewesen war, bevor er endgültig fest in den Kader der Profis gewechselt war.

In Rostock konnte Tim Oberdorf wenigstens ein paar Minuten länger zeigen, wie wichtig er für die Fortuna sein kann. Foto: Imago

Das Spiel über 90 Minuten hat ihm richtig gutgetan, und er war froh, dass er am nächsten Morgen diese Belastung auch noch spüren durfte. „Alles top, ich habe keine Probleme mehr“, sagte er, der inzwischen nach seiner Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber in der Zeit der Vorbereitung auf diese Saison nun wieder vollkommen hergestellt ist. So war er dankbar, dass diesmal endlich die Spiele der Profis und der U23 nicht zum gleichen Zeitpunkt stattfanden. „Für Jona und mich war das eine Super-Situation. Diese Mannschaft ist allerdings auch gut genug, um die Regionalliga zu erhalten.“

Die provokante Frage nach dem Zeitpunkt seiner Vertragsverlängerung, obwohl er kaum zum Einsatz kommt, beantwortet er so, wie es sich die Fans in Düsseldorf von einem Spieler vorstellen, der sich wirklich mit seinem Verein identifiziert. „Ich habe den Vertrag jetzt verlängert, weil ich absolut überzeugt bin, dass Fortuna für mich genau das Richtige ist und ich großen Bock habe, für diesen Verein aufzulaufen.“ Die Situation, dass er wenig spielt, sieht er sehr realistisch angesichts der Tatsache, dass er den größten Teil der Vorbereitung verpasst hat und „die Jungs das bisher eigentlich sehr gut gemacht haben“. Er habe aber trotzdem den Anspruch, möglichst schnell wieder von Beginn an aufzulaufen. „Die Vertragsverlängerung spiegelt auch nicht meinen aktuellen Stand wider, sondern es ist auch die Perspektive für die Zukunft, die ich darin sehe“, erklärt Oberdorf, der die Unterschrift mit „voller Überzeugung“ unter den Vertrag gesetzt habe.

Oberdorf spürt auch das Vertrauen des Trainers, was dieser ihm auch in den Gesprächen der vergangenen Wochen mitgeteilt habe. „Ich fühle mich hier einfach rundherum wohl“, sagt der 27-Jährige. Seine Fähigkeit, als Spieler auf mehreren Positionen seine Bestleistung abrufen zu können, sieht er etwas zwiegespalten. „Das kann Fluch und Segen zugleich sein. Ich habe die Chance, mich auf drei Positionen ins Team rein zu fighten. Das erhöht die Einsatzchancen“, sagt Oberdorf. „Aber es ist auch die Gefahr, als Allrounder und nicht als Spezialist zu gelten.“ Für ihn ist es wichtig, dass der Trainer immer nach der besten Lösung für eine Position sucht, und dann ist es egal, wer das ist. Das habe man auch bei der Vielseitigkeit von Emmanuel Iyoha gesehen.

Tim Oberdorf ist als Spielertyp bekannt, der immer positiv nach vorne schaut. Foto: Kenny Beele

Die Variabilität der Mannschaft und der einzelnen Spieler mache es für einen Gegner auch nicht so leicht, die Fortuna auszurechnen. „Wir haben durch die Jungs, die wir hier am Start haben, so viele Varianten und Möglichkeiten in unserem Spiel, dass es kein Gegner schafft, uns komplett auszurechnen“, sagt Oberdorf voller Selbstbewusstsein. „Grundsätzlich beschäftigen wir uns auch nicht damit, ob der Gegner sich auf uns einstellt, sondern wir wissen, dass wir taktisch sehr flexibel sind.“ Von der Qualität des augenblicklichen Kaders ist Oberdorf ebenfalls überzeugt und sieht in der augenblicklichen Situation nur eine kleine Delle in der Entwicklung.

Umso schöner sei es für ihn nun, im nächsten Heimspiel in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Arena im ersten „Freispiel“ für die Fortuna-Fans antreten zu können. „Das ist ein Thema in der Mannschaft und die Idee ist meiner Meinung nach großartig, weil viele Menschen, die uns sonst nicht sehen, die Gelegenheit erhalten, ins Stadion zu kommen“, sagt Tim Oberdorf voller Vorfreude auf das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag, 21. Oktober, um 20.30 Uhr. „Für das Team ist es schön, dass das Stadion voll ist, aber für uns geht es weniger darum, wie das zustande gekommen ist, sondern wir wollen mit den Leuten, die im Stadion sind, ein erfolgreiches Spiel gestalten.“ An den normalen Abläufen vorher werde sich nichts ändern, und Tim Oberdorf wird alles dafür tun, dann von Anfang an dabei zu sein.

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