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Thioune verzichtet auf Experimente

In Karlsruhe gab es die letzte Niederlage unter Trainer Allofs

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf kann am Sonntag der beeindruckenden Serie von sechs Spielen ohne Niederlage unter Daniel Thioune ein weiteres Kapitel hinzufügen. Seit 1998 hat die Fortuna in Karlsruhe in einem Pflichtspiel nicht mehr verloren. Allerdings passierte dies damals, als ausgerechnet Klaus Allofs in Düsseldorfer Trainer war – und heute ist er wieder in Amt und Würden bei dem Verein, den er als Spieler sehr geprägt hat.

Zum Glück gibt Fortunas derzeitiger Trainer nicht viel auf Statistiken. „Die einzige Statistik, die mich wirklich interessiert, ist das Ergebnis auf der Anzeigetafel.“ Trotzdem möchte er nicht in die Fußstapfen von Klaus Allofs als Trainer schlüpfen. Deshalb hat er vorsichtshalber seine Mannschaft vor den KSC-Schlüsselspielern Philipp Hofmann (Torjäger) und Marvin Wanitzek (Spielgestalter) ebenso gewarnt wie vor den Standardsituationen, mit denen der Gegner von Sonntag in dieser Saison überdurchschnittlich oft zu einem Torerfolg gekommen ist. „Ich werde deshalb aber nicht nur Spieler aufstellen, die über 1,90 Meter groß sind“, meinte der Trainer augenzwinkernd.

Spielt am Sonntag Außenverteidiger und ist in guter Form: Matthias Zimmermann. Foto: Kenny Beele

Dann hätten die zuletzt so überzeugenden Khaled Narey und Matthias Zimmermann mit ihrer Körpergröße nicht dabei sein dürfen. Beiden gab er aber eine Startplatzgarantie für dieses Spiel, ohne allerdings schon mehr zu verraten. Die Auswahl für ihn ist nicht so einfach, weil bis auf Jakub Piotrowski (fünfte Gelbe Karte) alle Profis eigentlich zur Verfügung stehen. Die kleine Einschränkung bezieht sich auf Felix Klaus und Marcel Sobottka, die beide erst am Mittwoch nach Verletzung und Krankheit wieder am Mannschaftstraining teilnehmen konnten. Und wie der Fitnessstand der Länderspiel-Reisenden ist, wird sich auch erst im Training am Samstag so richtig zeigen.

18 Feldspieler dürfen mit nach Karlsruhe, 23 Feldspieler sind augenblicklich fit. „Natürlich macht es etwas mit mir, wenn ich Spielern mitteilen muss, dass sie nicht dabei sind“, antwortete Thioune auf eine in diese Richtung gestellte Frage. „Ich arbeite in erste Linie mit Menschen zusammen und dann sind es auch Spieler, gegen die man sich entscheidet, obwohl man betont, erst einmal die auszuwählen, die dabei sein werden“, sagte der Trainer. Es seien ein paar schwierige Entscheidungen dabei. „Ich kann aber Person und Sache voneinander trennen, so dass der Erfolg in Karlsruhe im Mittelpunkt der Überlegungen steht. Und ich treffe gerne Entscheidungen.“

Zu Experimenten sei Thioune in dieser Saisonphase nicht bereit. Er schloss zum Beispiel aus, dass Zimmermann wegen der Piotrowski-Sperre und dem möglichen Ausfall von Sobottka auf die Sechs rutschen würde. Offensichtlich hat er in Edgar Prib, Adam Bodzek und Japan-Rückkehrer Ao Tanaka dort genügend Alternativen. „Wir werden insgesamt nicht so viel ändern. Mit dem Ausprobieren anderer Taktiken und Spielsysteme haben wir auch noch dem Start der nächsten Saison Zeit genug“, sagt Thioune.

Spannend wird sein, wen der Coach neben Hennings in die Angriffsspitze stellen wird – vorausgesetzt Fortuna agiert beim KSC mit zwei Spitzen. Kritik an den zuletzt nicht unbedingt effizienten Stürmern Daniel Ginczek und Emmanuel Iyoha weist Daniel Thioune vehement zurück. Einerseits hätten beide keine Probleme mit ihrem Selbstvertrauen, nachdem sie gegen Hamburg nicht erfolgreich waren. „Sie haben dafür sehr gut mitgearbeitet, und vor allem Emma hat sich viele Bälle durch seine aufwändige Laufarbeit im Rückwärtsgang erobert.“

Daniel Thioune will keine Experimente. Foto: Christof Wolff

Trotzdem hätte sich auch Fortunas Trainer sehr gewünscht, dass die Fortuna schon eher in Führung gegangen wäre, da genügend Chancen vorhanden waren. „Wenn es 2:0 für die Fortuna gestanden hätte, wäre es zum Schluss nicht noch zu diesen Situationen mit so vielen gegnerischen Spielern plus Torhüter in unserem Strafraum gekommen, aus denen die Hamburger Kapital schlagen konnten.“

In den beiden Trainingswochen haben seine Spieler daraufhin daran arbeiten müssen, den Ball besser zu halten und zum Mitspieler zu passen, um in den Situationen kurz vor Ende des Spiels eben nicht mehr so sehr unter Druck zu geraten. Allerdings kann auch die Situation mit vielen angeschlagenen Spielern durch die Folgen der Corona-Erkrankung dazu geführt haben, dass Kraft und Kondition nicht mehr auf dem höchsten Level abzurufen waren.

„Die Fans sollten wissen, dass wir uns wieder für den Erfolg zerreißen werden.“

Daniel Thioune, Fortunas Trainer

Zurück zur Tabellensituation: Solange seine Mannschaft keine 40 Punkte habe, ist die Fortuna noch in der Stabilisation. Das bedeutet neben dem Verzicht auf Experimente auch die Forderung an seine Spieler, dass sie kein Quäntchen weniger leisten dürfen als in den vergangenen Spielen. „Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber man darf nicht nachlassen. Daher ist Verlässlichkeit auch von meiner Seite sehr wichtig“, sagt Thioune. „Das ist für die Spieler auch sehr wichtig.“

Über die Unterstützung von 1300 Fortuna-Fans im umgebauten Karlsruher Wildpark unter den bisher angekündigten 16.000 Zuschauern bedeutet für Thioune ein Stückchen Rückkehr zur Normalität. „Es pusht uns sehr, wenn die Fans so hinter uns stehen. In Paderborn saß ich nur vor dem Fernseher, das Rasen-Mikrophon stand an der Mittellinie und trotzdem habe ich nur die Fortuna-Fans gehört“, sagt Fortunas Cheftrainer, der weiß, dass es in Karlsruhe laut werden könnte. „Jeder Einzelne, der ins Auto steigt, die Fahrt nach Karlsruhe unternimmt, sollte wissen, dass wir uns zerreißen werden, wie es in den letzten Wochen immer der Fall war.“

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