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Thioune hat fast nur Talente auf der Bank

Sieben vermeintliche Stammspieler fallen im Pokal aus

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Krisenstimmung? Nein, die gibt es für Daniel Thioune in dieser komfortablen Situation als Tabellenzweiter der 2. Fußball-Bundesliga nicht. Der Cheftrainer von Fortunas Düsseldorf denkt wie immer lösungsorientiert und bleibt nicht in den Problemen hängen. Gibt es so wenig einsetzbare Stammkräfte wie jetzt vor dem Pokalspiel, sieht er das eher als Chance für die Jugend. Fünf Talente aus der U 23 und U19 der Fortuna werden an diesem Dienstag dabei sein, wenn in Unterhaching für den Zweitligisten aus Düsseldorf die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal ansteht.

Als hätten es die ewigen Schwarzseher in Düsseldorf nicht bereits lange vorher prophezeit: Wenn die Zahl der kranken und verletzten Spieler steigt, wird sich der (zu) kleine Kader irgendwann im Verlauf der Saison rächen. Sieben vermeintliche Stammspieler fallen an diesem Dienstag im Pokal aus. In Unterhaching werden definitiv fehlen: Florian Kastenmeier, Jordy de Wijs, die beide erkrankt sind – Andre Hoffmann, Daniel Ginczek, Matthias Zimmermann und Shinta Appelkamp sind alle verletzt. Nicolas Gavory ist aus familiären Gründen nicht dabei. Für Daniel Thioune ist das alles andere als ein GAU. Wer auf die mögliche Aufstellung in Unterhaching schaut, wird in der ersten Elf kaum einen Schwachpunkt finden. Das wird auch Karol Niemczycki im Tor nicht sein, der ohnehin im Pokal seine Chance bekommen hätte.

Vermeintliche Aufstellung der Fortuna:
Karol Niemczycki – Takashi Uchino, Jamil Siebert, Tim Oberdorf, Emma Iyoha – Yannik Engelhardt – Felix Klaus, Ao Tanaka, Christos Tzolis – Vincent Vermeij, Jona Niemiec
Auf der Bank nehmen Platz: Dennis Gorka – Marcel Sobottka, Isak Johannesson, Dennis Jastrzembski, Tim Corsten (Verteidiger U23), Daniel Bunk (Mittelfeld U23), Robin Bird (Mittelfeld U23), King Manu (Innenverteidiger U23), Klaus Sima Suso (Mittelfeld U 19)

Marcel Sobottka und Isak Johannesson wären auch zur Not in der Lage, von Beginn an zu spielen, aber sie leiden noch unter den Nachwehen ihrer Erkältung, die sie zwang, auf das Spiel in Braunschweig zu verzichten. Daniel Thioune ließ durchklingen, dass er eher daran denkt, beide später einzuwechseln. King Manu und Klaus Sima Suso waren zuletzt auch bei den Trainingseinheiten wie Daniel Bunk dabei, so dass es auch möglich ist, beiden in Unterhaching Einsatzzeit zu geben, um sie an den Profifußball bei einem guten Spielstand heranzuführen und gleichzeitig ermüdeten Profis vielleicht nach einer Stunde oder 70 Minuten ein wenig Ruhe zu gönnen, falls alles so läuft, wie es sich die Fortuna vorstellt.

Im Winter will die Fortuna unbedingt personell nachrüsten

862.400 Euro stehen auf dem Spiel – das ist die Summe, die der DFB ausschüttet, wenn ein Verein die dritte Runde im Pokal erreicht. „Die Einnahmen würden uns mit Sicherheit guttun“, erläuterte Christian Weber, der als Sportdiretkor diesmal auf der Pressekonferenz offensichtlich auch Auskunft über die Personalpolitik des Vereins geben sollte und wollte. Während der Trainer aufmerksam lauschte, erklärte Weber, dass man sich im Vorfeld der Saison und bis zum Ende der Transferperiode dazu entschieden habe, nicht in erster Linie auf die Quantität des Kaders zu schauen, sondern vor allem in Qualität zu investieren.

Immerhin machte der Sportdirektor ein Versprechen: „Wir werden im Winter mit Sicherheit auf einer Position nachrüsten wollen. Es ist kein Geheimnis, dass wir im Sommer die Idee hatten, einen weiteren Spieler hinzuzuholen“, sagte Weber und meinte einen zentralen Stürmer mit anderen Fertigkeiten als die vorhandenen Vincent Vermeij und Daniel Ginczek. „Es wäre schön, wenn da der Spielraum durch zusätzliche Pokaleinnahmen erweitert würde. Dann könnten wir gerne in ein oberes Regal greifen.“ Ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Trainer haben er und Sportvorstand Klaus Allofs in der Hinsicht auf einen quantitativ beschränkten Kaders nicht. „Die Kaderplanung im Sommer geht mit den finanziellen Möglichkeiten einher“, sagte Weber. „Unser Ziel war, den Kader qualitativ zu verstärken, das ist uns gut gelungen.“ Dass man auf alle Eventualitäten vorbereitet sei und einige Spieler auf mehreren Positionen einsetzbar sind, sieht Weber dabei als gute Möglichkeit, immer eine gute Mannschaft auf den Platz zu bringen.

Eine verschworene Gemeinschaft… Foto: Kenny Beele.

Daniel Thioune sieht sein Team als verschworene Gemeinschaft. Das hätten auch die meisten Spiele in dieser Saison gezeigt, dass seine Profis in der Lage seien, Widerstände zu durchbrechen. Daher ist in dieser Phase kein nochmaliges Einschwören auf Teamgeist und Einsatzwille nötig. Ob die besondere Lage den Geist vor diesem schweren Spiel geschärft hat, weiß Thioune nicht. Aber Fortunas Trainer ahnt, dass das Spiel in München kein Selbstläufer wird. „Unterhaching ist nun ein ambitionierter Drittligist mit einer homogenen und erfahrenen Mannschaft“, erklärte der 49 Jahre alte Übungsleiter, der die Favoritenrolle zwar nicht ablegen will, aber ein Spiel auf Augenhöhe erwartet. „Die Grenzen in einem solchen Spiel können schnell verschwimmen.“

Die Fortunen sollen bei sich bleiben – das zeigen, was sie auch in Braunschweig ausgezeichnet hat. Eine Resistenz gegenüber dem Druck des Gegners und von außen, wo die Fans der SpVgg. Unterhaching in der Mehrzahl gegenüber 1.200 mitgereisten Fortuna-Anhängern (!) sein werden. Die hohe Ballqualität ist entscheidend, um Anschlussaktionen zu erzeugen, wie es der Trainer ausdrückt. „Diese Effizienz und Torgefährlichkeit wie am Freitag würde uns auch im Pokalspiel guttun“, sagt Daniel Thioune. Ein anderes Ziel als das Weiterkommen gibt es aber nicht. „Mein Team wird eng zusammenstehen.“ Und Fortuna will demnächst wieder im Lostopf sein. 

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