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So stellt sich Fortuna (neu) auf

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Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf steht vor drei Spielen, die entscheidend für den weiteren Verlauf der Spielzeit sein werden. Bei Hertha BSC (21. Januar) gegen St. Pauli im zweiten Spiel des Projekts „Fortuna für alle“ (27. Januar) sowie dann drei Tage später im Pokal-Viertelfinale ebenfalls gegen den Kiezklub, dann aber in Hamburg, will das Team von Trainer Daniel Thioune die Weichen stellen, um mit Erfolgserlebnissen und gewachsenem Selbstvertrauen in die restlichen Begegnungen der Saison zu gehen. Fortuna hat und muss sich dafür neu aufstellen, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Dafür werfen wir einen analytischen Blick auf die aktuelle Situation.

Die Personal-Diskussion nimmt bei Fortuna auch im Neuen Jahr kein Ende. Der Kader soll verstärkt werden, um den Anforderungen der Rückrunde und im Pokal gerecht zu werden. Passiert ist bisher wenig, da nur Christoph Daferner aus Nürnberg ausgeliehen wurde, um dem Sturm frischen Wind zuzuführen. Da aber Daniel Ginczek nicht ganz überraschend den Verein in Richtung Duisburg verlassen hat, ist weder quantitativ noch qualitativ im Angriff eine deutliche Veränderung zu spüren. Daferner deutete im Trainingslager an, dass er arbeiten kann und läuferisch auf der Höhe ist. Als treffsicherer Abschlussspieler trat er bisher nicht groß in Erscheinung, auch wenn er im zweiten Testspiel gegen den schwachen FC Dordrecht beim 6:2 einen Treffer erzielen konnte. Eine weitere Stürmer-Verpflichtung konnte zwar mit Tim Rossmann zwar umgesetzt werden, doch der Spieler des KSC kommt erst im Sommer zur neuen Saison nach Düsseldorf.

Fällt lange verletzt aus: Jamil Siebert. Foto: Kai Kuczera

Die Personal-Situation hat sich für Daniel Thioune gleich zu Beginn des Jahres erneut zugespitzt. Das erneute Aufbrechen der Muskelverletzung von Marcel Sobottka an der gleichen Stelle und damit der weitere Ausfall des Routiniers ist eine ebenso große Schwächung wie der Innenbandriss von Jamil Siebert, der in der Hinrunde in jedem Spiel auf dem Platz gestanden hatte. Er wird wohl monatelang fehlen. Da auch Matthias Zimmermann trotz eifriger Aufbauarbeit noch drei Wochen benötigt, um überhaupt wieder ins komplette Mannschaftstraining einzusteigen, ist Fortunas Trainer wieder gezwungen, zu improvisieren. Dabei kann er zwar auf den zurückgekehrten Andre Hoffmann setzen, aber auch der Kapitän benötigt noch sichtbar Spielpraxis, um an die gewohnte Stabilität wieder heranzukommen.

Die Situation von Ao Tanaka ist noch nicht endgültig geklärt

Schon allein durch die Unruhe, die nun in der zweiten Transferperiode hintereinander durch die Gerüchte um Ao Tanaka nicht wegzudiskutieren ist, bleiben die Planungen des Trainerteams immer mit einem Fragezeichen versehen. Thioune und seine Co-Trainer können nicht uneingeschränkt mit dem Japaner planen, weil dieser zwar im Training fleißig ist, aber dennoch mit einem Teil seiner Gedanken bei einem anderen Verein weilt und von der Bundesliga oder einer anderen europäischen Top-Liga träumt. Erst nach einem Verkauf oder dem tatsächlichen Verbleib nach Transferschluss ist die Situation wieder komplett zu händeln.

So können auch Klaus Allofs und Christian Weber nicht uneingeschränkt planen, was für sie angesichts der angespannten finanziellen Situation des Vereins ohnehin nicht gegeben ist. Aber ein vielleicht sogar siebenstelliger Betrag mehr in der Kasse würde den Transfer eines Außenverteidigers und Allround-Defensivspielers deutlich erleichtern, selbst wenn nicht eine komplette Transfer-Einnahme sofort wieder in die Mannschaft gesteckt werden kann. Allofs und Weber sollten einen Transferüberschuss erzielen, der dazu dient, andere Problematiken im Gesamt-Etat des Vereins zu entschärfen. Man darf sehr gespannt sein, wie der Spagat da gelingt. Schließlich will die Fortuna einen Aufstieg wahrscheinlicher machen, aber ein unkalkulierbares Risiko einzugehen, ist ausgeschlossen. Zu große Hoffnungen auf eine adäquate Verstärkung des Kaders in qualitativer und quantitativer Hinsicht sollte sich kein Fortuna-Fan machen.

Die beiden Zugänge aus Freiburg als Gewinner: Vincent Vermeij feiert Yannik Engelhardt. Foto: Kuczera

Die Folge aus den personellen Problemen ist nicht schwer zu erraten. Am Spielsystem kann sich angesichts fehlender Optionen und Möglichkeiten, sich noch einzuspielen, nichts ändern. Die angedachte Dreierkette, um alle drei Innenverteidiger – Andre Hoffmann, Jordy de Wijs und Jamil Siebert – spielen zu lassen, hat sich durch die Siebert-Verletzung zerschlagen. Eine Dreierkette mit dem ebenfalls dafür einsetzbaren Tim Oberdorf zu planen, erweist sich wegen ansonsten mangelnder Alternativen auf den Außenverteidiger-Positionen und möglicher weiterer Ausfälle als nicht sinnvoll. Oberdorf bleibt daher die dringend benötigte Einsatz-Reserve – wobei auch die Talente King Manu und Sima Suso wohl zunächst einmal fest zum Profikader gehören werden.

Die Stimmung im und um den Verein ist aktuell nicht die beste. Die Schlagzeilen und die Disharmonien zwischen Verein und Stadt wegen der wirtschaftlichen Gegebenheiten und Probleme haben sich nicht unbedingt positiv auf das Konstrukt und die Zusammenarbeit ausgewirkt. Die Notwendigkeit eines harmonischen Miteinanders ist sehr offensichtlich geworden, um den Verein nach vorne zu bringen. Dazu müssten aber wirklich alle an einem Strang ziehen und persönliche Eitelkeiten zurückstellen.

„Fortuna für alle“ braucht weitere Unterstützung

Aber auch die bisherigen Probleme, einen weiteren Sponsor für „Fortuna für alle“ an Land zu ziehen, machen Sorgen – weil ein beachtenswertes Projekt so an Glaubwürdigkeit einbüßt. Da gibt es bisher keinen neuen Stand. Warum es nicht gelingt, eine weltweit beachtete Initiative mit mehr Partnern zu unterfüttern, erschließt sich nicht so recht. Vielleicht hilft das zweite Spiel des Projektes, weitere Unterstützer zu finden. Grundsätzlich findet die Idee bei den Fans großen Anklang, was das Interesse beweist, wie viele Zuschauer sich für die Freispiele bewerben. Wie das dann in der kommenden Saison gehandhabt wird, ist noch völlig offen. 

Mit D.SPORTS INSIDE liefern wir regelmäßig tiefergehende Analysen und Insights rund um die Düsseldorfer Topklubs und den Düsseldorfer Spitzensport.

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