Es ist ein absolutes Mammutprogramm, was der HC Motor Zaporizhizhia in diesen Tagen abspult. Da kommen die Ausfälle zweier Schlüsselspieler zum denkbar schlechten Zeitpunkt. Trotzdem holten sich die Ukrainer am Wochenende in Eisenach ein 28:28-Unentschieden. In Ludwigshafen erwartet Motor ein besonderer Moment schon vor Spielbeginn. Anpfiff ist um 19 Uhr.
Vergangenen Dienstag Europapokal, Freitag Liga, Dienstag Liga, Donnerstag Liga – so lautet das Programm des HC Motor innerhalb von neun Tagen. Bei der hohen Belastung bleiben Verletzungen leider nicht aus. Kapitän Zakhar Denysov zog sich im Europapokal bereits eine Kieferverletzung zu und wird dem Klub noch mindestens bis Mai fehlen.
Verletzungen als Chance
Ebenso schwerwiegend ist der Ausfall von Topscorer Ihor Turchenko, der sich im Spiel gegen Eisenach eine Fersenverletzung zugezogen hat. Trainer Gintaras Savukynas gab am Montag allerdings Entwarnung: „Ihor wird in zehn Tagen hoffentlich wieder ins Training einsteigen können. Natürlich sind die beiden Ausfälle ein Schlag für uns, aber auch eine Chance für die anderen Spieler.“
Das Selbstvertrauen sollte bei seiner Mannschaft allemal vorhanden sein. Wettbewerbsübergreifend sind die Ukrainer seit drei Spielen ungeschlagen und schrammten auch in Eisenach nur knapp an einem Sieg vorbei. In einem jederzeit spannenden und ausgeglichenen Spiel glich Eisenachs Peter Walz zum 28:28-Endstand aus und Motor fehlten sieben Sekunden zum Auswärtssieg.
Mit dem Punkt schraubt sich Motor so allmählich an die Tabellenplätze über ihnen heran. Sechs Punkte Rückstand sind es lediglich bis Platz zwölf – bei drei Partien weniger absolviert. „Die Fans sahen ein schnelles Spiel mit einem Auf und Ab“, sagte Savukynas nach dem Spiel in Eisenach. Die Härte der Partie war dabei immens.
Zwei Rote Karten gegen Ivan Snajder (Eisenach) bei der Aktion, in der sich Ihor Turchenko verletzte und gegen Illia Blyzniuk kurze Zeit später nach einem Foul gegen Peter Walz im Trikot der Gastgeber. Dazu 36 (!) Strafminuten sammelten beide Teams in Summe. Und dennoch war es jederzeit spannend und hoch unterhaltsam. Ein Spiel, das vieles hatte, aber vor allem Feuer.
Nichts zu spüren davon, dass da Motor am Ende der Saison aus der Wertung genommen wird und Eisenach das nur als „Testspiel“ ansehen würde. Am Ende stand ein leistungsgerechtes Unentschieden und mit Turchenko und Ante Tokic auf Eisenacher Seite gab es zwei verletzte Spieler. Während Turchenko bald zurückkehren kann, ist die Schwere bei Tokic noch unklar.
Besondere Kulisse in Ludwigshafen
In Ludwigshafen am Dienstagabend wird der Topscorer des HC Motor definitiv noch nicht dabei sein. Bei den Eulen geht es zum Nachholspiel des 16. Spieltages. Es wird einmal mehr ein besonderes Spiel für die Ukrainer werden, das gaben die Eulen bereits im Vorfeld des Duells bekannt. Denn vorab wurde von den Eulen neben dem Platz bereits vieles ermöglicht:
„Es werden viele Menschen in der Halle sein, deren Leben sich durch den Krieg in ihrer Heimat über Nacht verändert hat. Diese Menschen haben in all der Zeit sicher nicht viel Schönes erlebt, sie haben viele Sorgen, Ängste. Es ist schön, wenn wir ihnen bei diesem Spiel ein wenig Abwechslung bieten können“, sagt Eulen-Trainer Michel Abt im vereinseigenen Interview.
Zahlreiche Vereine in und um Ludwigshafen werden sich vor Ort mit Programmen für Flüchtlinge aus der Ukraine präsentieren. Emotionaler Höhepunkt dürfte bereits vor Anpfiff die ukrainische Nationalhymne sein, die von Maria Korchak gesungen wird, die vor einem Jahr aus Kiew geflüchtet ist und seitdem als Gaststudentin an der Musikhochschule Mannheim ist.
„Tabellarisch hat das Spiel gegen den HC Motor zwar keine Bedeutung, die gesellschaftliche Wirkung von #handballerhelfenhandballern ist dafür umso größer. Wir verstehen uns hier als Multiplikatoren und setzen als Liga durch die Aufnahme des Teams aus der Ukraine ein klares Signal“, erklärte Eulen-Geschäftsführerin Lisa Heßler vorab. Über 300 Ukrainer werden Motor vor Ort anfeuern.
Das Spiel wird ab 18:45 Uhr hier live bei Sportdeutschland.TV übertragen.
Statistik
ThSV Eisenach – HC Motor Zaporizhizhia 28:28 (13:12)
ThSV Eisenach: Jepsen (1), Gorobtschuk, Klein – Reichmuth (1), Hübke (2), Ulshöfer, Walz (2), Hideg (2), Tokic (2), Marquardt (2/2), Meyer (1), Donker, Schneibel (10), Snajder (2/2), Weyhrauch (1), Saul (2)
HC Motor: Chudinov, Komok, Budko – Kubatko (1), Blyzniuk, Scherbyna, Osadchyi (1), Turchenko (4/1), Cosano, Kravchenko (2), Tomashevskyi (1), Horovyi (3), Onufriienko (1), Horiha (5), Kasai (3/2), Tiutiunnyk (7)
SR: Hellbusch/Jansen – Z: 2150 – Zeitstrafen in Minuten: 12/14 – Siebenmeter: 4/5:3/3
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