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Die Tops und Flops der DEG

Rückblick auf die Eishockey-Saison

Foto: Kenny Beele

Die Play-offs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nähern sich ihrer entscheidenden Phase, am Wochenende könnten bereits die Finalteilnehmer feststehen. Bei der DEG hingegen ist nach hektischen Wochen etwas Ruhe eingekehrt. Die meisten Personalentscheidungen sind getroffen, das Team hat sich von den Fans verabschiedet. Grund genug für uns, auf die Saison zurückzuschauen. Was lief gut? Was lief schlecht?

Top: Gesamtergebnis
91 Punkte, Platz sieben, klarer Sieg in der ersten Play-off-Runde gegen Frankfurt und dann ein umkämpftes Viertelfinale gegen Ingolstadt mit gleich drei Spielen, die in die Verlängerungen gingen – es konnte sich schon sehen lassen, was die DEG diese Saison geleistet hat. Nun herrscht bei der zwar kein Spardiktat mehr wie in der ganz harten Corona-Phase, aber finanziell gehört sie maximal ins untere Mittelfeld. Und auch wenn es lange her ist, dürfen wir nicht vergessen, dass in Kyle Cumiskey und Brendan O’Donnell zwei Topspieler fast die ganze Saison ausfielen und nicht adäquat ersetzt werden konnten.

Flop: Späte Gegentore
Vielleicht wäre noch sogar mehr für die DEG drin gewesen. Dafür hätte sie aber nicht ständig Führungen aus der Hand geben dürfen – erst recht keine mit drei Toren. Das war im ersten Saisonspiel so, das war im letzten Saisonspiel so. Und das passte zu einer Spielzeit, in der die DEG zehnmal mit einer Führung ins letzte Drittel ging, aber nach 60 Minuten eben nicht mehr führte. Die Tordifferenz von minus 17 im dritten Drittel spricht Bände. Sinnbild war neben dem letzten Viertelfinale in Ingolstadt (6:7 nach 6:3) das erste Derby gegen Köln, als in den letzten Sekunden nicht mal zwei Tore Vorsprung reichten.

Top: Henrik Haukeland
Die DEG hat einen neuen Publikumsliebling. Dass der im Tor steht, ist jetzt nicht sonderlich überraschend, zu ihren Goalies haben Eishockey-Fans ja immer eine besondere Beziehung. Aber die zwischen dem DEG-Anhang und Henrik Haukeland war bereits nach wenigen Wochen auffallend eng. Weil er von Anfang bis Ende überragende Leistungen zeigte, weil er in kritischen Phasen den Mund aufmachte, und weil er nach großen Siegen tanzte. Am Ende schaute Haukeland auf 34 Siege, nur 2,2 Gegentore pro Spiel und 91,9 Prozent Fangquote. Zurecht wurde der Norweger zum „Torwart des Jahres“ in der DEL gewählt.

Foto: Kenny Beele

Flop: Abhängigkeit von Haukeland
Eine weitere Zahl, die Haukelands Saison beschreibt: Er kassierte 18 Tore weniger, als er es von der Qualität der gegnerischen Torschüsse her hätte tun müssen. Und weil die DEG meist nur mit einem Tor Vorsprung gewann, ist klar, wer maßgeblich dafür verantwortlich war: Haukeland. Er kaschierte oft die Unzulänglichkeiten seiner Vorderleute, die deutlich weniger Puckbesitz und Torschüsse hatten als ihre Gegner. Manager Niki Mondt sagte nach der Saison nicht umsonst, dass die Leistungen nicht immer zu den Ergebnissen passten. Das war auch ein Grund, warum Trainer Roger Hansson nun gehen musste.

Top: Junge Spieler
Sicherlich kein Punkt, der gegen Hansson sprach, war sein Setzen auf junge Spieler. Auch in entscheidenden Phasen durften die aufs Eis. Insgesamt kamen zwölf Spieler unter 25 Jahre zum Einsatz. Eine forsche gemeinsame Reihe bildeten Alexander Blank, Jakub Borzecki und Josef Eham, die zwar auch Schwächephasen hatte, aber regelmäßig Akzente setzte. Mit Alexander Ehl und Tobi Eder übernahmen zwei erfahrenere und doch immer noch junge Stürmer noch einmal mehr Verantwortung. Eder war mit 18 Treffern der beste DEG-Torjäger der Hauptrunde, Ehl kam mit 14 Toren auf einen neuen Karrierebestwert. Während Ehl auch 2023/24 in Düsseldorf unter Vertrag steht, schmerzt der Abschied Eders die DEG sehr. Als Lohn für ihre Leistungen bestreiten beide Stürmer nun, wie auch Daniel Fischbuch, die erste Phase der WM-Vorbereitung mit der Nationalmannschaft.

Flop: Verletzungen
Dass die jungen Spieler mehr Verantwortung übernahmen, lag natürlich auch an den bereits erwähnten und langen Verletzungen von Leistungsträgern. Verteidiger Kyle Cumiskey zog sich schon am zweiten Spieltag in Schwenningen einen Kreuzbandriss zu, Stürmer Brendan O’Donnell wurde vor der Deutschland-Cup-Pause Anfang November beim 1:4 in Nürnberg die Achillessehne durchtrennt. Die beiden als wichtige Säulen eingeplanten Profis fielen für den Großteil der Saison aus, phasenweise standen der DEG fünf Stammspieler zeitgleich nicht zur Verfügung, was naturgemäß nicht immer ordentlich zu kompensieren war.

Top: Philip Gogulla
Im ersten Jahr nach seiner Rückkehr aus München benötigte der Außenstürmer nur wenige Wochen, um die Kritiker unter den DEG-Anhängern hinter sich zu bringen. Gogulla war der auffälligste Impuls- und beste Vorlagengeber im Düsseldorfer Team und mit 55 Punkten in 63 Partien der erfolgreichste Scorer. Als Führungsspieler übernahm er Verantwortung und zog Ende Februar in den überschaubaren Kreis der Profis ein, die mehr als 1000 DEL-Spiele absolviert haben. Seine statistisch absolut herausragende Performance legte Gogulla Anfang Februar beim 6:2 gegen Nürnberg hin, als ihm vier (!) Assists gelangen.

Foto: Kenny Beele

Flop: Überzahlspiel
23 Tore aus 152 Powerplay-Situationen ergab eine Quote von gerade einmal 15,13 Prozent. Damit war das Überzahlspiel der DEG ligaweit das statistisch gesehen schlechteste. Erst in den Play-offs ging die Erfolgsquote deutlich nach oben (25 %). Oftmals gaben die Düsseldorfer mit einem (oder zwei) Spieler(n) mehr auf dem Eis schlichtweg zu wenig Schüsse ab. Zu spät und zu selten in der Saison durfte Daniel Fischbuch als „Verteiler“ an der blauen Linie agieren, zu oft gab viel „Zone-Time“, die aber nichts Zählbares für die Anzeigetafel einbrachte.

Top: Siege gegen Topteams
Drei Siege gegen Mannheim gefeiert, sieben von zwölf möglichen Punkten gegen München geholt und vier enge Spiele gegen den Hauptrundenzweiten aus Ingolstadt, von denen zwei gewonnen wurden – die DEG hat gegen die Topteams der Liga auffällig gut ausgesehen, wenn man von Straubing (vier Niederlagen) mal absieht. Mit den Erfolgen gegen die ersten Drei der Hauptrundentabelle konnten die Rot-Gelben die Punkte wettmachen, die man zwei Mal gegen Augsburg und beispielsweise gegen Bietigheim (0:1 n.P.) liegengelassen hatte.

Flop: Zuschauerzahlen
Der Schnitt von 7615 Besucher:innen aus den 26 Heimspielen der Hauptrunde kann sich auf den ersten Blick absolut sehen lassen. Doch diese Zahl kommt auch durch Aktionsspieltage wie Schools Day oder Club Day zustande, bei denen dann mal 9000 bis 12.000 und eben nicht 6000 Fans den Weg in den PSD BANK DOME finden. Vergleichsweise schwach war die Resonanz in den ersten drei Monaten der Saison und – trotz des Dienstagstermins – beim ersten Play-off-Heimspiel gegen Frankfurt, als gerade einmal 5355 Anhänger kamen.

Bernd Schwickerath und Tobias Kemberg

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