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„Mich bringt wenig aus der Fassung“

Interview: DEG-Verteidiger Torsten Ankert

Foto: Imago

von Bernd Schwickerath

Er komplettiert die Abwehr und sorgte bei seiner Vorstellung für einige Kommentare unter den Fans der Düsseldorfer EG: Torsten Ankert. Spielte der 34-Jährige doch lange für die alten Rivalen aus Köln, Krefeld und Iserlohn. Also haben wir mit dem Eishockeyprofi gesprochen. Über seine Verbindung zur DEG, seine Rolle im Team und Sommerpausen mit Verletzungen.

Herr Ankert, die augenscheinlichste Frage zuerst: Warum Düsseldorf?

Tosten Ankert: Ach, ich hatte immer mal Kontakt mit Düsseldorf, ich habe mit dem Niki Mondt noch in Köln zusammengespielt. Es hat aus diversen Gründen aber vorher nicht geklappt. Mal ging es bei mir nicht, mal bei Düsseldorf nicht. Diesen Sommer hat es sich angeboten. Ich wohne in Pulheim, also mehr oder weniger zwischen Köln und Düsseldorf, das passt.

Um es vorsichtig auszudrücken: Sie waren als Kölner, Krefelder und Iserlohner, der auch noch körperlich und emotional spielt, jetzt nicht gerade der Liebling der DEG-Fans. Wie war das andersrum: Hatten sie einen negativen Blick auf die DEG?

Ankert: Überhaupt nicht. Na klar, ich bin mit dieser Rivalität aufgewachsen, gerade in meinen Jahren in Köln, aber ich habe nie mit Hass auf die DEG geblickt. Das wird immer von außen viel Bohei drum gemacht – und das ist auch gut so, von den Rivalitäten lebt das Eishockey ja auch. Aber als Spieler sieht man das nicht so, ich habe auch immer Kumpels gehabt, die in Düsseldorf gespielt haben. Außerdem bin ich ein Junge aus NRW, aus Essen. Schon als Kind bin mit meinem Vater auch zur DEG gefahren, gerade die Brehmstraße war ja ein besonderer Ort. Wir sind immer viel umher gefahren und haben Spiele geguckt, bei uns im Ruhrgebiet in Essen oder Duisburg, aber auch nach Düsseldorf und Köln. Das fand ich immer toll, und als Kind verstehst du diese Rivalitäten ja noch nicht, da freust du dich einfach, dass du ein Eishockeyspiel gucken kannst.

Damals war die DEG ein Topteam. Jetzt seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie haben Sie die DEG über die Jahre gesehen?

Ankert: Ich bin 1988 geboren und habe noch etwas von den großen Jahren mitbekommen. Als Spieler war mein erstes Profijahr mit Köln 2005/06, die letzte Halbfinalserie an der Brehmstraße war in meinen ersten Play-offs. Da war die DEG noch in ihren großen Zeiten, da war Don Jackson noch Trainer. Dann gab es den großen Knall mit dem Metro-Ausstieg, danach war die DEG auf Sparflamme. Aber auch wenn gesagt wurde, es könnte eng werden, war es umso bemerkenswerter, was dann immer dabei herausgekommen ist. Der Blick war also immer positiv.

Ist der Verein aus Ihrer Sicht wieder auf dem richtigen Weg?

Ankert: Auf jeden Fall, ich habe ja sehr viele Kumpels in der Liga, und unter den Spielern ist die DEG ein angesagter Standort. Die Arbeit, die da gemacht wird, nehmen Spieler auch wahr…

Also erzählt Niki Mondt die Wahrheit, wenn er stets betont, dass die Spieler immer noch gern zur DEG kommen…

Ankert (lacht): Ja, absolut. Die DEG hat immer einen guten Job gemacht. Sie hat einen deutschen Manager und generell viele Ex-Spieler integriert: Niki Mondt, Daniel Kreutzer, Thomas Dolak, jetzt Alexander Barta. Das kommt bei den Spielern gut an. Und natürlich ist Düsseldorf eine lebenswerte Stadt mit schöner Halle und guter Fanbase.

Foto: Imago

Welche Rolle wollen Sie bei der DEG spielen? Sind sie mit bald 35 Jahren direkt ein Führungsspieler?

Ankert: Ach, das entwickelt sich. Ich bin recht locker, es gibt wenige, die mit mir nicht klarkommen. Ich mache meinen Job, ich bin fit, ich arbeite hart. Aber ich weiß mit meiner Erfahrung, wie ich mich zu positionieren habe. Ich bin einer, der vorneweg geht. Gerade wenn du nicht Mannheim oder München bist, wo du automatisch die besten Spieler hast, sind Sachen wie die Arbeitseinstellung umso wichtiger. Ich bin kein Typ, der ein Blatt vor den Mund nimmt, wenn die Sachen nicht so richtig laufen. Aber ich komme jetzt nicht dahin und fordere was auch immer für eine Position.

Sie waren zuletzt in Krefeld und Iserlohn Kapitän. Da müssen Sie sich jetzt in Düsseldorf ja nicht hinten anstellen wie ein 20-Jähriger…

Ankert: Das ist mir schon klar. Ich war jetzt fünf Jahre in Folge Kapitän, da gehe ich nicht wie ein 20-Jähriger in die Kabine. Aber egal, wo ich in den letzten Jahren war, ich war überall einfach der, der ich bin. Das wird jetzt auch in Düsseldorf so sein. Aber klar, wir haben viele junge Spieler. Wir brauchen ein gewisses Mannschaftsgefüge und müssen darauf achten, dass da Zug drin ist. Dabei will ich dem Trainerteam helfen. Jeder muss wissen, was Sache ist. Aber darum mache ich mir keine Sorgen.

Welche sportliche Rolle soll es sein? Top-4? Top-6? Oder lassen Sie das auf sich zukommen?

Ankert: Ich komme nicht nach Düsseldorf und sage: Ich muss Powerplay spielen. Das habe ich 18 Jahre nicht gemacht (lacht). Klar weiß ich, dass meine Stärken in der Defensive liegen. Aber ob es jetzt zehn Minuten, 15, 20 oder 25 Minuten pro Spiel werden, das werden wir sehen. Jedes Spiel läuft ja anders. Wenn wir das ganze Spiel Powerplay spielen, werde ich wahrscheinlich nicht so viel spielen. Und wenn wir viel Unterzahl spielen oder eine Führung verteidigen müssen, wird es wahrscheinlich ein bisschen mehr sein. Es gibt ja heutzutage wenige Spieler, die in jeder Situation auf dem Eis sind. Aber das Wichtigste ist: Man muss erst mal seine Leistung bringen. Spielt man gut, wird es mehr. Spielt man nicht gut, wird es weniger. Da muss man sich als Spieler selbst unter Druck setzen, dass man immer seine Leistung bringen muss, dann kommt der Rest von allein.

Wie haben Sie sich in den vergangenen Jahren spielerisch verändert? Der Klassiker: weniger Tempo, mehr Erfahrung?

Ankert: Weiß ich gar nicht. Das einzige, was ich in den letzten Jahren bei mir gemerkt habe: Ich hatte zuletzt jeden Sommer eine Operation und bin in die Vorbereitung immer so reingefallen. Vor und nach dem Training war ich beim Physio. Da hatte ich immer mit dem Rest der Operationen zu kämpfen. Dieses Jahr bin ich endlich mal heil aus der Saison gekommen. Ich bin echt froh, dass ich gesund bin.

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Auch Bernhard Ebner hat letztens erzählt, dass er jahrelang mit Rückstand in die Vorbereitungen gestartet ist. Das macht alles anders…

Ankert: Ja, letztes Jahr habe ich mich bei der Nationalmannschaft verletzt und wurde Ende April am Knie operiert. Da hieß es, ich könne frühestens im November wieder aufs Eis. Das habe ich zwar schon im August geschafft, aber da war ich vor und nach jedem Training Stunden beim Physio. Du stolperst von Termin zu Termin und versuchst, bis Mitte September halbwegs auf deinem Level zu sein. Das ist schon belastend, und das habe ich nun drei Sommer in Folge erlebt. Ich bin echt froh, dass ich dieses Jahr ganz normal mitmachen kann. Also fit war ich immer, aber dann bin ich auch Eis-fit, dass ich schmerzfrei in die ganzen Sachen gehen kann.

Haben Sie auch schon mal ans Aufhören gedacht?
Ankert: Nein, nie. Ich bin halt verrückt in solchen Sachen. Wenn mir der Arzt sagt, ich brauche sechs Monate, bis ich wieder aufs Eis gehen kann, dann sage ich mir: Ich schaffe es in drei. Dann arbeite ich zehn Stunden am Tag wie ein Wahnsinniger in der Reha. Wenn man dann im Nachhinein zurückblickt, weiß man schon, dass das eine krasse Zeit und sehr anstrengend war. Aber ich hatte immer den Antrieb und habe nie ans Aufhören gedacht. Dafür macht mir die ganze Sache immer noch zu viel Spaß.

Weg vom Eis: Was sind Sie privat für ein Typ?

Ankert: Ich bin passionierter Rennradfahrer. Früher auch gern Motorrad, aber ich habe einen sechsjährigen Sohn, das ist mir zu gefährlich geworden. Ansonsten bin ich ein umgänglicher Typ, gehe locker an die Sache heran, mich bringt wenig aus der Fassung. Ich führe ein recht normales, langweiliges Familienleben (lacht). Ich spiele Eishockey, meine Frau hat eine eigene Firma, wir haben einen sechsjährigen Sohn, da bleibt nicht mehr viel Zeit. Deswegen stehe ich immer früh auf, meistens schon um 6 Uhr. Dann kann ich noch das letzte Drittel von manchen NHL-Spielen sehen und mache mein Programm. Wenn wir am Frühstückstisch sitzen, habe ich das meiste schon erledigt.

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