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Mach’s noch einmal, Fortuna!

Ein Abend, der unvergesslich bleibt und sich doch wiederholen soll

Foto: Norbert Krings

von Norbert Krings

Es gibt sportliche Ereignisse, da muss man einfach dabei gewesen sein. Und wenn man es war, dann wird man einen Abend wie den am Samstag in der MERKUR SPIEL-ARENA bestimmt nicht vergessen. „Fortuna für alle“ hätte niemand besser inszenieren können als das Spektakel, das im Spiel zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern zu sehen war. Das schreit geradezu nach einer Wiederholung und könnte irgendwann in der Zukunft zu einem wichtigen Faktor für die Heimstärke von Fortuna Düsseldorf werden – jedes Mal ein volles Stadion mit so leidenschaftlich mitgehenden Fans wie bei diesem Fußball-Schauspiel.

Leider gehörte an diesem Abend auch ein Akt dazu, der weder erfreulich noch hilfreich für den Verein sein wird. Der Wurf einer halbvollen Cola-Plastikflasche, die den Kaiserslauterner Rganar Ache am Kopf traf. Zum Glück hat sie wohl den Stürmer der Pfälzer nur gestreift, aber trotzdem lief das auf gefährliche Körperverletzung hinaus. Diese Straftat hatte nicht unabdingbar mit der Tatsache zu tun, dass es ein Spiel mit freiem Eintritt war. Ein solcher Idiot könnte auch bei jedem anderen Spiel sein Unwesen treiben. Schade, dass die Menschen um ihn herum nicht die Zivilcourage hatten, um ihn dingfest zu machen oder die Ordner auf ihn aufmerksam zu machen. Dass zudem noch Böller nach (!) dem Treffer zum 4:3 gezündet wurden, lässt bei einem normalen Menschen ebenfalls nur Fassungslosigkeit für solch idiotisches Handeln zurück. Auch so kann man ein gut gemeintes Projekt wie „Fortuna für alle“ sabotieren. Zum Glück hat Kaiserslautern keinen Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt – ein sehr fairer Zug.

Die MERKUR SPIEL-ARENA war bereits um 18 Uhr geöffnet worden. Und auch die Rheinbahn hatte auf die Kritik reagiert und zwischenzeitlich Leer-Bahnen auf die Strecke geschickt, um auch die späteren U-Bahnhöfe anfahren und die Türen öffnen zu können. Es waren immer noch nicht alle mit dem ÖPNV anreisenden Zuschauer zufrieden, was sich aber hoffentlich bis zur Euro ´24 ändern wird. Dass Unfälle An- und Abfahrt behinderten, lag nicht im Verantwortungsbereich von Rheinbahn oder Fortuna. Und zu loben ist auch, dass es außerhalb des Stadion friedlich geblieben ist.

Werbe-Veranstaltung für weitere Sponsoren

Eine bessere Werbung für weitere Sponsoren hätte es wohl ebenfalls kaum geben können. Wer noch abgewartet hat, um zu sehen, wie sich das Projekt entwickelt, sollte jetzt auf den Zug aufspringen. Er könnte dahin fahren, wohin die Fortuna unbedingt möglichst schnell hin möchte – in die Bundesliga. Nach der Meldung, dass das Eigenkapital fast aufgebraucht ist, kommt jegliche Unterstüzung zu rechten Zeit.

Ao Tanaka nutzte den besonderen Rahmen zur Eigenwerbung. Foto: Kuczera

Sportlich kann sich bis auf die Ausbeute von drei Punkten auch noch einiges ändern bis zum nächsten Spiel des Projektes im Januar gegen den FC St. Pauli. Es hat sich ausgezahlt, Spiele gegen Mannschaften wie Kaiserslautern und die Kiezkicker für das Projekt „Fortuna für alle“ auszusuchen. Denn gerade gegen diese Teams, die einerseits selbst viele Fans mitbringen und andererseits auch eine gewisse Klasse haben, ist es wichtig auf den Rängen über die stimmliche Übermacht zu verfügen. Die Erfahrung gegen Kaiserslautern: als die Mannschaft das Tor zum 1:3 erzielt hatte und sofort noch mehr Leidenschaft auf dem Rasen zeigte, sprang der Funken endgültig zwischen Rasen und Tribüne hin und her. Diesen Vorteil wünscht man sich in Zukunft für noch mehr Spiele. 

Die Spieler völlig von den Ereignissen und dem Ballyhoo eines solchen Ereignisses, dass die Sportwelt bewegt, fernzuhalten und abzuschotten, ist einfach nicht möglich. So war es letztlich kein Wunder, dass Daniel Thioune hinterher berichtete, dass das Spiel emotional so überladen war, dass seine Spieler nicht von Anfang an Herren ihrer Nerven waren. So viele Fehler wie in der ersten halben Stunde hatten die Fortuna-Fans letztmalig in Spielen der Vorsaison gesehen. Erst als das Spiel gelaufen schien, war die Nervenbelastung auch egal und die Fortunen in den rot-weißen Trikots warfen alles, was sie hatten, in die Waagschale und wurden vom Schicksal belohnt, das fortan die Mannschaft aus Kaiserslautern geradezu lähmte.

Ao Tanaka braucht einen großen Rahmen

Ao Tanaka scheint auch den großen Rahmen für sein Spiel zu brauchen. Dass er ein großes Potenzial hat, wussten alle, weil der japanische Nationalspieler dieses oft genug in Spielen seiner Nationalmannschaft gezeigt hatte. Dass er sich nun zum Spieler des Spieltages (im Sportmagazin Kicker) mit zwei Toren und einer überzeugenden Stunde von Minute 35 bis zum Spielende aufschwang, kam also nicht so ganz überraschend, weil alle ihm das zugetraut haben. Vielleicht hat das Spiel Tanaka auch gezeigt, dass er sich auch längerfristig als Spieler in der 2. Bundesliga für Spiele in seiner Nationalelf empfehlen kann.

„Der Trainer hat absolut die richtigen Worte gefunden“, hieß es in jedem Gespräch mit einem Spieler der Fortuna nach der Partie. Daniel Thioune hatte die Gelegenheit genutzt, als das Spiel nach dem 0:3 unterbrochen war, um seine Spieler aufzubauen und ihnen die Nervosität zu nehmen. Auch das ist eine wichtige Erkenntnis, von der die Mannschaft künftig profitieren kann. Die Glaubwürdigkeit in die Maßnahmen des Trainers hat sicherlich an diesem Abend an Bedeutung gewonnen.

Florian Kastenmeier war auch gegen Kaiserslautern der starke Rückhalt. Foto: Kenny Beele

Eine weitere Erkenntnis ist auch die Tatsache, dass Fortuna in dieser Spielzeit um den Aufstieg mitspielen wird. Begründen lässt sich dies durch mindestens drei offensichtliche Fakten: 1. Fortuna hat einen Mitkonkurrenten, der sich zuletzt in einer sehr starken Verfassung präsentiert hatte, in der zweiten Hälfte absolut beherrscht. 2. Wenn die Bank voll besetzt ist und alle helfen können, ist die Mannschaft eine verschworene Gemeinschaft – und das nicht nur als verbale Blaupause, die in jedem Interview halbherzig betont wird. So wurde auch der „Ausfall“ von Christos Tzolis in den ersten 45 Minuten, des bisher besten Torschützen der Fortuna, nach der Pause durch einen Personalwechsel gut kompensiert. 3. Die aktuelle Mannschaft gibt sich nie auf und zeigt die Leidenschaft, die die Fans sehen wollen.

Fortunen kommentieren „Fortuna für alle“:
„Ich hatte erst gedacht „Fortuna für alle“ geben wir als Mannschaft am Eingang ab. Wir waren aber zunächst ein guter Gastgeber auch auf dem Rasen. Das war nicht zuträglich für unser Projekt. In der zweiten Hälfte haben wir „Fortuna für alle“ dann noch gerettet.“
Fortuna-Trainer Daniel Thioune

„Das war ein außergewöhnlicher Tag. Schön, dass 52.000 Zuschauer dabei waren. Das Ganze war etwas überladen, auch weil wir viele junge Spieler im Team haben. Bei „Fortuna für alle“ sind wir auf einem guten Weg. Wichtig war, ein gutes Spiel zu machen und die Leute begeistern. Das ist zu 100 Prozent eingetroffen. Andere Mannschaften haben den Vorteil, fast immer vor einem ausverkauften Haus spielen. Da wollen wir hin.“
Klaus Allofs, Sportvorstand der Fortuna

„Die Atmosphäre war sehr gut. Ich habe in Düsseldorf noch nicht so ein stimmungsvolles Publikum in einem vollen Stadion erlebt. So war das Ganze sehr aufregend.“
Ao Tanaka, Matchwinner der Fortuna gegen Kaiserslautern

„Davon habe ich lange geträumt, schon in der Jugend, einmal vor ausverkauftem Haus zu spielen. Das war etwas Besonderes, mit dem Verlauf war es dann sogar unfassbar schön.“
Jamil Siebert, Innenverteidiger der Fortuna

„Ich glaube, das Spiel geht in die Geschichte ein, nicht nur weil alle Zuschauer kostenlos dieses Spiel sehen konnten, sondern auch weil wir so zurückgekommen sind.“
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna

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