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Happy End verdirbt sich Fortuna selbst

Thioune-Team belohnt sich nicht für starkes Spiel

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

ANALYSE: Am Ende überwog die Enttäuschung. Zwar standen die Spieler von Fortuna Düsseldorf nach dem Abpfiff des Spiels in der 2. Fußball- Bundesliga gegen den Hamburger SV nicht mit leeren Händen da. Aber nach einer überzeugenden Leistung und einem späten Führungstor war es wie eine gefühlte Niederlage, in der Schlusssekunde noch den Ausgleich zu kassieren. Wir bewerten die guten und schlechte Aspekte dieses Spiels.

DAS WAR GUT:
Das Zweikampfverhalten und die gezeigte Leidenschaft kann kaum besser sein, als es die Fortunen gegen diese vermeintliche Spitzenmannschaft gezeigt hat. Fortuna hatte den Mut früh anzugreifen und nahm das Risiko in Kauf, in der Rückwärtsbewegung teilweise eins gegen eins ohne Absicherung dazustehen. Aber das Pressing im vorderen Bereich war so gut, dass die Defensive lange Zeit nicht in ernsthafte Schwierigkeiten geriet.

Das Verständnis untereinander klappte sehr gut. Es war nicht zu erkennen, dass eine Woche Quarantäne und Trainingspause für einige Spieler dem Mannschaftsgefüge geschadet hätten. Die Abläufe und Automatismen stimmten, das Pressing funktionierte gut im Teamwork und auch die Kombinationen auf beiden Flügeln funktionierten so gut, dass der Gegner Probleme hatte.

Die herausgespielten, hochkarätigen Chancen zeigen auch, dass wieder Zug nach vorne in dieser Mannschaft ist. Teilweise wurden die Doppelpässe, geschickten Spielzüge und Seitenverlagerungen auf offener Szene beklatscht. Spielerisch war das erneut eine Steigerung, weil das Zusammenspiel teilweise extrem gut funktioniert hat.

Zwischenzeitlicher Jubel nach dem Führungstor der Fortuna. Foto: Wolff

Die Form von Edgar Prib zeigte nicht nur nach oben, der Ex-Hannoveraner war am Samstag gegen den HSV der Spieler des Spiels. Er hat nie zuvor im Fortuna-Trikot eine solche Leistung gezeigt. Schade, dass vor allem ihn am Ende die Kräfte völlig verlassen hatten, und er ersetzt werden musste. Allerdings kam für ihn der Torschütze, Adam Bodzek, aufs Spielfeld. Auch Florian Hartherz muss in diesem Zusammenhang bei den aus einem starken Team herausragenden Spieler eingegangen werden. Nach seinem Treffer in Paderborn blühte er gegen den HSV weiter auf. Er zeigte eine sehr engagierte Leistung und alle Fans, die ihn oft genug heruntergeputzt hatten, rieben sich wegen seiner Verwandlung irritiert die Augen.

Der Trainer hatte etwas gewagt, indem er die beiden Helden der Vorwoche aus der U21 überhaupt nicht für den Kader berücksichtigt hatte. Doch offensichtlich war es auf jeden Fall richtig, Adam Bodzek angesichts der Ausfall-Problematik auf der Sechser-Position, mit in den Kader zu nehmen. Und Thioune hat das goldene Händchen, den Kapitän für die letzten 18 Minuten noch aufs Feld zu schicken. Insgesamt sind sechs Spiele ohne Niederlage unter seiner Regie keine schlechte Bilanz.

Die Unterstützung durch die Zuschauer war da, auch wenn das eine oder andere Bengalo-Feuerwerk dem Verein mal wieder finanziell schaden wird. Aber die Stimmung erinnerte fast wieder an alte Tage, als die Anhänger im Stadion ein wichtiger Rückhalt für die Mannschaft waren. Aber es geht noch mehr – wie die einzigartige Stimmung in Paderborn bewiesen hat. 

DAS WAR NICHT SO GUT:
Das Ergebnis stimmte am Ende nicht – darüber gibt es selbst in Hamburg kaum einen Zweifel, weil die Fortuna über 80 Minuten die bessere Mannschaft war. Zum siebten Mal in dieser Saison nach den Spielen gegen Bremen, Paderborn, Heidenheim und Hannover zuhause, sowie in Kiel und Paderborn auswärts mussten die Fortunen ein Gegentor in den letzten Minuten oder Sekunden hinnehmen. Allein aus den vergangenen beiden Spielen fehlen dem Fußball-Zweitligisten aus Düsseldorf damit vier Punkte, die leicht möglich gewesen wären.

Die Einen erklären es mit Pech, die Anderen mit Unvermögen. Dass aber auch am Ende die Kräfte fehlten, war ganz offensichtlich. Aber viel mehr Möglichkeiten, sein Personal aufzufrischen, hatte der Trainer nicht mehr. Doch auch so darf nicht jedes Mal ein so spätes Tor fallen. „Was vor meiner Zeit war, kann ich nicht beurteilen“, sagte Thioune, „aber das späte Tor heute war nicht nur Pech.“ Fortunas Chefcoach machte für den Punktverlust gegen Hamburg vor allem unnötige Fouls und Ballverluste in der Schlussphase dafür verantwortlich, dass seine Mannschaft die Druckphase des Gegners nicht unbeschadet überstehen konnte.

Die Abschlussschwäche war eklatant. Wenn man großzügig ist, wurden drei hochkarätige Chancen aus bester Position vergeben. Leider erwischte es mal wieder Emmanuel Iyoha, dem es nicht gelingen will, sein erstes Tor nach der Rückkehr zur Fortuna zu erzielen. Er benötigt dringend ein Erfolgserlebnis, um diesen Fluch endgültig abzuschütteln. Dass Jordy de Wijs ein Luftloch trat, ist geschenkt. Er hat als Aufräumer in der Abwehr erneut andere Qualitäten gezeigt.

Die Lage in der Tabelle der 2. Bundesliga hat sich durch den einen gewonnenen oder die beiden verlorenen Punkte nicht großartig zum Besseren gewendet. Aktuell sind es nur vier Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz. Die Situation in der Tabelle bleibt trotz der Serie unter Thioune ernst und sollte im Blick behalten werden – gerade dann, wenn man so unnötig Punkte liegenlässt.

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